Rhein-Kreis Neuss Neue Studie belegt: Jeder Zehnte ist jetzt überschuldet

Rhein-Kreis Neuss · Creditreform, Rhein-Kreis und Volksbank stellen "Schuldner-Atlas" vor. Die höchste Schuldner-Quote in der Region verzeichnet Neuss.

 Stellten die Studie vor, v. l.: Steinmetz, Proios, Boveleth und Mellis.

Stellten die Studie vor, v. l.: Steinmetz, Proios, Boveleth und Mellis.

Foto: Woi

Die Konjunktur boomt, die Arbeitslosenquote ist relativ gering, die Kaufkraft hoch - doch das ist nur eine Seite der wirtschaftspolitischen Medaille. Ein Indikator, der zur Vorsicht mahnt, leitet sich aus dem jüngsten Schuldner-Atlas für den Rhein-Kreis ab: Die Zahl der Menschen an Rhein und Erft, die als "überschuldet oder zumindest als nachhaltig zahlungsgestört" eingestuft werden, steigt weiterhin an. Knapp 40 000 Menschen der 367 500 Einwohner im Kreisgebiet, die älter als 18 Jahre sind, stecken in der Schuldenfalle. Im Klartext: Mehr als jeder Zehnte, der im Rhein-Kreis lebt, kommt mit seinen Einnahmen nicht aus. Tendenz steigend.

Die alarmierenden Zahlen gehen aus dem jüngsten Schuldner-Atlas für den Rhein-Kreis hervor, den gestern im Neusser Kreishaus Vertreter der Creditreform Düsseldorf Neuss, der Volksbank und des Rhein-Kreises auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorstellten. Die Studie wird von der Initiative "Konjunkturforschung Regional" erarbeitet. Deren Sprecher Chris Proios und Rainer Boveleth sagten: "Der Gesamttrend im Rhein-Kreis ist aktuell und auch im Rückblick leider als negativ zu bewerten." In der Summe habe der Rhein-Kreis über 1700 Schuldner mehr als noch vor acht Jahren. Für Jürgen Steinmetz schlussfolgert: "Erstaunlicher Weise gelingt es offensichtlich vielen Verbrauchern in unserem Kreis nicht, den Teufelskreis einer Schuldnerspirale zu entkommen." Der Allgemeine Vertreter des Landrates leitet daraus den Auftrag ab, "dass wir weiter intensive Ursachenanalyse betreiben und unsere Bürger nachdrücklich über das Thema informieren und zu mehr Ausgabenvorsicht sensibilisieren" müssen.

Volksbank-Chef Rainer Mellis plädiert für das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe: "Wir setzen mit unseren von der Volksbank unterstützten Projekt ,Knete, Krisen, Kompetenzen' bei jungen Menschen, meist Hauptschülern, an." Wer bereits in jungem Alter überschuldet sei, werde vermutlich sein Leben lang darunter leiden: "Das wollen wir mit unserem Projekt verhindern."

Dabei stellt sich die Überschuldungssituation kreisweit nicht einheitlich dar. Die Quoten reichen von 7,14 Prozent in Meerbusch bis hin zu 13,60 Prozent in Neuss. Die Kreis-Quote von 10,67 Prozent liegt deutlich über dem Bundeswert (9,90), aber auch deutlich unter dem Niveau für das Land NRW (11,46) und der Landeshauptstadt Düsseldorf (12,34). Allerdings bleibt Neuss zum dritten Male in Folge trauriger Spitzenreiter unter den regional 19 untersuchten Kommunen (Rhein-Kreis, Stadt Düsseldorf, Kreis Mettmann). Die Quoten für die übrigen Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis: Dormagen (9,63), Grevenbroich (11,56), Jüchen (9,12), Kaarst (8,26), Korschenbroich (7,54) und Rommerskirchen (9,86).

Die Studie lässt auch einen Blick in die einzelnen Stadtteile zu. Die beste Quote weist Meerbusch-Kierst (3,07) auf; bester Neusser Stadtbezirk ist Selikum (4,81). Den mit Abstand schlechtesten Wert hat das Barbaraviertel (36,47).

(NGZ)
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