Rhein-Kreis Neuss Neusser Arzt führt Arthroskopie-Verband

Neuss · Der Chirurg Dr. Ralf Müller-Rath diskutiert ab Freitag als Gastgeber einer Tagung mit mehr als 100 Gelenkmedizinern über die Kosten von Behandlungen mit teurem Gerät. Zu Gast sein wird auch Gesundheitsminister Hermann Gröhe.

 Der Neusser Mediziner Dr. Ralf Müller-Rath (44) ist Vorsitzender des Berufsverbandes für Arthroskopie, einer modernen Form der ambulanten Gelenkmedizin. l. berns

Der Neusser Mediziner Dr. Ralf Müller-Rath (44) ist Vorsitzender des Berufsverbandes für Arthroskopie, einer modernen Form der ambulanten Gelenkmedizin. l. berns

Foto: Berns, Lothar (lber)

Egal ob am Ellenbogen, an Schulter, Hüfte oder Knie - wenn ein Gelenk verschleißt oder es durch einen Unfall verletzt wird, kann jede Bewegung zu einer schmerzhaften Angelegenheit werden. Dann sind Chirurgen gefragt, von denen ihre Patienten die beste Behandlung erwarten. Und zwar eine Behandlung auf dem neuesten Stand der Medizin. Doch bekommt wirklich jeder Patient immer die qualitativ hochwertigste und modernste Behandlung, die eine schnelle Heilung verspricht? Wenn es nach den Ärzten geht, dann ist das nicht der Fall. "Leider werden nicht alle Patienten nach den modernsten medizinischen Möglichkeiten therapiert", sagt Dr. Ralf Müller-Rath, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie in Neuss.

"Durch Kostenfragen wird der medizinische Fortschritt vielerorts ausgebremst", sagt der Chirurg, der in Sachen Zukunftsmedizin von einem hohen Gut spricht, das nicht nur aus Kostensicht betrachtet werden darf. "Der Behandlungskorridor droht stark zu schrumpfen, weil uns Ärzten gesundheitspolitisch zu viel hineindiktiert wird."

Mit diesen Forderungen geht der Neusser Mediziner in die am kommenden Freitag beginnende 25. Jahrestagung des Berufsverbands für Arthroskopie (BVASK). 150 Kollegen aus ganz Deutschland kommen dann nach Düsseldorf. Müller-Rath ist Vorsitzender des Verbands und wird am Wochenende nicht nur Fachvorträge hören, sondern unter anderem mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und dem Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Dr. Andreas Gassen unter anderem über die Finanzierung von Behandlungen mit hochmoderner Medizin-Technik diskutieren. Diese nämlich, so Müller-Rath, brauchen er und seine Kollegen dringend.

Etwa 800 Operationen führt Müller-Rath jährlich in der Orthopädischen Praxisklinik Neuss (OPN) durch - viele davon zählen zu einem Spezialgebiet der Gelenkmedizin, zur sogenannten Arthroskopie, die auch ambulante Behandlungen ermöglicht. Seit 1988 hat der Berufsverband für Arthroskopie (BVASK) seinen Sitz in Neuss, seit 2010 ist Dr. Ralf Müller-Rath dort Vorsitzender. Der Verband moniert, der Blick auf individuelle Behandlungsmethoden gehe verloren, weil sich Ärzte immer stärker nach wirtschaftlichen Kriterien richten müssen. Als Beispiel für diese "besorgniserregende Entwicklung" nennt der Neusser Unfallchirurg die Meniskusreparatur. Der Meniskus ist eine millimeterdünne Knorpelscheibe im Kniegelenk, die wie ein Stoßdämpfer wirkt. Wenn der Meniskus reißt, biete gerade bei jungen Menschen die Meniskusreparatur mittels arthroskopischer Technik die Möglichkeit, eine drohende Arthrose zu vermeiden. Der Eingriff könne oft ambulant erfolgen, der Patient habe weniger Schmerzen, das Infektionsrisiko sei geringer und die Wunden deutlich kleiner. "Derartige Operationen sind nur mit teuren Spezialinstrumenten möglich. Und die Kosten für diese Form der Behandlung werden in vielen Regionen von den Krankenkassen nicht komplett getragen", sagt der 44-Jährige.

Der Mediziner nimmt jedoch nicht nur Politik und Kassen in die Pflicht: "Auch wir Ärzte müssen uns um Qualitätssicherung kümmern. Zum Beispiel durch Befragungen von Patienten nach ihren Operationen." Denn auch der demografische Wandel mache sich bemerkbar: "Eingriffe an Gelenken dürften künftig häufiger notwendig werden", so Müller-Rath.

(NGZ)
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