Rhein-Kreis Neuss Open Data soll zur Job-Maschine werden

Rhein-Kreis Neuss · Bijan Djir-Sarai, IT-Dezernent des Rhein-Kreises Neuss, sieht offene Datenbanken als wichtiges Instrument moderner Wirtschaftsförderung. Der Kreis soll Vorreiter werden - aber das geht nur mit enger interkommunaler Zusammenarbeit.

 Offene Daten können Transparenz in zahlreichen Bereichen schaffen - und bieten Potenzial für die Wirtschaft.

Offene Daten können Transparenz in zahlreichen Bereichen schaffen - und bieten Potenzial für die Wirtschaft.

Foto: NGZ

Gut, dass es nicht um Fußball geht, sonst würde die Fortuna-Düsseldorf-Tasse auf dem Schreibtisch für Verwunderung sorgen. Bijan Djir-Sarai, IT-Dezernent beim Rhein-Kreis Neuss und im Fußballherzen Fortune, lobt die Stadt Köln in den höchsten Tönen. "Das, was dort in Sachen Open Data bereits umgesetzt wird, ist vorbildlich in Nordrhein-Westfalen", sagt Djir-Sarai. "Dahin müssen wir auch mit dem Rhein-Kreis Neuss kommen. Open Data schafft Arbeitsplätze, schließlich handelt es sich um ein für die Zukunft ungemein wichtiges Instrument der Wirtschaftsförderung."

Daten sind, und das ist keine Binsenweisheit, in der digitalisierten Welt das neue Gold. Die US-Regierung hat 2009 ihren Datenkatalog data.gov frei zugänglich gemacht. Bildungs-, Energie- und Verbrauchsdaten finden sich dort ebenso wie Angaben zu Umwelt, Landwirtschaft, Industriezweigen und vielem mehr. Für Unternehmen und Start-ups gleicht der Datenkatalog einer gigantischen Schatzkiste: Basierend darauf können sie Dienstleistungen optimieren oder neue Angebote entwickeln, genau auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnittene Apps zum Beispiel.

Die Stadt Köln hat das Potenzial erkannt, unter www.offenedaten-koeln.de sind umfangreiche Datensätze freigeschaltet. "Sie liefern einen guten Überblick über Köln als Wirtschaftsstandort", sagt Djir-Sarai. Per Mausklick können sich Unternehmen ein Bild machen, verschiedene Datensätze kombinieren - und so gezielt in den Blick nehmen. Dazu gibt es verschiedene Kategorien - von Bevölkerung über Bildung und Wissenschaft, Geo- und Umweltdaten, Haushalt und Steuern bis hin zu Tourismus sowie Transport und Verkehr.

Der Kfz-Bestand lässt sich zum Beispiel nach Alter der Besitzer, Kfz-Art (Pkw, Lkw, Kraftrad) und Stadtteilen ordnen - für Carsharing-Unternehmen sind das interessante Zahlen. "Das gilt für viele Bereiche", sagt Bijan Djir-Sarai. "Open Data schafft Transparenz. Mit Blick auf Standortstrukturen bietet das jede Menge Potenzial. Das darf man nicht verschenken."

Die große Herausforderung dabei ist jedoch nicht nur, ein adäquates Konzept zu entwickeln. Es geht auch darum, dass die Kreisgemeinschaft an einem Strang zieht. "Ohne interkommunale Zusammenarbeit wird es nicht funktionieren", betont Djir-Sarai. "Alles andere wäre nicht effizient." Es gehe darum, Doppel- und Mehrfachstrukturen zu verhindern und eine gemeinsame Strategie zu verfolgen. "Wir müssen uns die Frage stellen, welche Datenkombinationen wir in welchen Formaten zur Verfügung stellen."

Für die Kommunen ist die Zusammenarbeit oft ein schmaler Grat. Es schwingt die Sorge mit, zu viele Kompetenzen abzugeben. Allerdings macht die Digitalisierung nicht an Stadt- oder Gemeindegrenzen halt; es entwickelt sich immer mehr ein Wettbewerb der Regionen. "Dafür müssen wir das Bewusstsein schärfen", sagt Djir-Sarai.

Welche Bedeutung offene Daten haben können, machte Brigitte Zypris, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, im April beim Kongress "Open Data - Potenziale für die Wirtschaft" deutlich. Sie hätten ein "bisher nicht ausgeschöpftes volkswirtschaftliches Potenzial". Das gelte es zu bergen. Goldgräberstimmung eben.

(NGZ)
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