Rhein-Kreis Neuss Schulden-Prävention für Schüler

Rhein-Kreis Neuss · Jugendliche aus neun Schulen im Rhein-Kreis erfahren in dem Präventionsprojekt "Knete, Krisen, Kompetenzen" Wichtiges über Taschengeld, die erste eigene Wohnung, Konsum und die Schuldenfalle.

 Uwe Simons und Ellen Bente sind vom Präventionsprojekt, das sich an Schüler richtet, genauso überzeugt wie die Vertreter von Sponsoren und weiteren Unterstützern.

Uwe Simons und Ellen Bente sind vom Präventionsprojekt, das sich an Schüler richtet, genauso überzeugt wie die Vertreter von Sponsoren und weiteren Unterstützern.

Foto: LB

"Wie viel kostet eine Fahrstunde?", fragt Sozialpädagogin Ellen Bente vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Neuss die rund 15 Acht- und Neuntklässler an der Geschwister-Scholl Hauptschule in Norf. "Vielleicht 15 Euro", schätzt ein Schüler. Leider weit gefehlt. Mindestens 30 Euro müssen Fahrschüler heutzutage auf den Tisch legen, bevor sie sich zum ersten Mal hinters Steuer setzen. "Da die Eltern oft sämtliche Anschaffungen finanzieren und Taschengeld nach Bedarf zahlen, wissen viele Jugendliche wenig über tatsächliche Kosten Bescheid", sagt Bente.

Ihre Lehrstunde rund um die finanziellen Möglichkeiten von 14- und 15-Jährigen ist Teil des Schulden-Präventionsprojekts "Knete, Krisen, Kompetenzen", das der SKM 2009 an vier Hauptschulen im Rhein-Kreis ins Leben gerufen hat. "Normalerweise werden wir erst aktiv, wenn Schulden bereits da sind. Viele Leute, die überschuldet sind, kommen sehr spät zu uns", sagt Uwe Simons von der Schuldner-Beratungsstelle des SKM. "Dieses Projekt soll einer häufigen Ursache von Überschuldung, nämlich fehlender Finanzkompetenz, vorbeugen." Im Rhein-Kreis, sagt Simons, seien laut Schuldneratlas aktuell mehr als zehn Prozent der über 18-Jährigen überschuldet - rund 39.100 Menschen.

"Junge Leute laufen heute öfter als früher Gefahr, in die Schuldenfalle zu tappen. Vor allem aufgrund von Handyverträgen und bargeldlosem Bezahlen im Internet", bemerkt der Sozialpädagoge. Aufklärung scheint erforderlich. Um das Begleichen einer Rechnung per Mausklick und dessen Fallstricke, Werbung und deren Konsumfolgen, Taschengeld, die erste eigene Wohnung, Minijobs - etwa, um den Führerschein zu finanzieren -, Kaufverträge sowie Ursachen und Konsequenzen von Verschuldung geht es in dem Wahlpflichtfach, das Acht- und Neuntklässler von aktuell neun Haupt-, Real-, Gesamt- und Förderschulen im Rhein-Kreis über ein Schulhalbjahr belegen können. Insgesamt fanden seit 2009 bislang 61 Kurse mit mehr als 1000 Jugendlichen an 14 Schulen statt.

Finanziert wird das Projekt, das der SKM in Kooperation mit der Diakonie Neuss, dem Caritasverband Grevenbroich und dem Internationalen Bund Dormagen anbietet, ausschließlich durch Sponsoren. "Geldinstitute aus dem Rhein-Kreis finanzieren dieses Projekt, das den Jugendlichen zeigt, wie man Schulden vermeiden kann", erklärt SKM-Neuss-Geschäftsführer Franz Beering-Katthagen. Dabei unterstützen die Volksbanken, VR-Banken und Sparkassen gezielt Kurse an Schulen in ihrem Verbreitungsgebiet - pro Halbjahres-Kursus sind das 2500 Euro. Geleitet werden die Kurse von Studenten der Sozialpädagogik und Sozialarbeit sowie von Streetworkern.

"Anfangs sind einige Schüler skeptisch wegen des vermeintlich trockenen Geld-Themas", erzählt Ellen Bente. "Wir zeigen ihnen aber sehr praxisnah, wie sie realistisch mit Geld haushalten. Das interessiert die Schüler dann sehr."

(NGZ)
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