Silvesterkonzerte in St. Quirin Silvesterknaller der musikalischen Art

Als der Neusser Münsterkantor Joachim Neugart vor exakt zehn Jahren die Reihe der Silvesterkonzerte in St. Quirin initiierte, stöhnten Auguren ob des zu erwartenden Publikumsinteresses "Oh Gott!" auf.

Von Anfang an aber ist dieses letzte Konzert im Neusser Kulturjahr auf reges Publikumsinteresse getroffen, und auch am letzten Abend des vergangenen Jahres buhlten einige Hundert Zuhörer um die besten Plätze im Quirinusmünster. Es war eine feine Geste, dass Neugart dieselbe Konzertpartnerin wie zur Premiere vor zehn Jahren geladen hatte: Barbara Trottmann zum Duett "Trompete und Orgel - weihnachtlich konzertant".

Beide Interpreten verbindet eine langjährige musikalische Freundschaft, in leichtem Zusammenspiel stimmte eine Ouvertüre von Georg Friedrich Händel die Zuhörer auf einen abwechslungsreichen, wenngleich anspruchsvollen Dialog ein. Barbara Trottmann spielte, die barocken Werke überwiegend auf der hohen Bachtrompete, unvergleichlich sanft und geschmeidig, jeder Ton saß absolut intonationsrein, subtile Sentimentalität ist ihr bevorzugtes Stilmittel.

Selbst in Henry Purcells "Sonate in B" werden die Allegro-Ecksätze zu einem vornehm moderaten Vortrag. Wie gern hätte man eine solch versierte Solistin auch mit einem hochvirtuosen Stück brillieren hören. Nach dem barocken Konzertteil wechselte das Duo von der Chororgel zur Empore, wo höchst originelle romantische Bearbeitungen (Bernd Liffers) für Trompete und Orgel intim-ruhige Überraschungen bereiteten.

Etwa, wenn das "Lento" aus der "Suite in D" von César Franck mit gedämpfter B-Trompete solistisch anhebt, wenn das melodiöse "Gebet" aus der "Suite gothique" von Leon Boëllmann so einzigartig weich gezeichnet wird - Ludwig Güttler würde das so nie hinbekommen -, oder wenn mit gleich intimer Schönheit das "In paradisum" aus dem Requiem von Gabriel Fauré gestaltet wird.

All diese sentimentalen Schönheiten begleitete Joachim Neugart nicht nur vollkommen zuverlässig, er setzte darüber hinaus mit einigen Orgelsolowerken aus seinem Standardrepertoire die eigentlichen Farb tupfer. Das "Carillon de Longpont" von Louis Vierne hat man von ihm schon öfter gehört, diesmal neu beeindruckend durch den Einsatz von viel Schwellwerk.

Wunderbar die Bearbeitung des französischen Weihnachtsliedes "Joseph est bien marié" von Alexandre Guilmant und die lebhafte Meditation "Die Engel" aus Olivier Messiaens Zyklus "Die Geburt des Herrn". Damit aber verließ Joachim Neugart das weihnachtlich Konzertante und servierte Silvesterknaller: Die "Sortie" von Louis James A. Lefébure.

Wély kam als heiterer Salontanz von der Orgelempore und das "Rondo for Christmas" des Stuttgarter Orgelvirtuosen Naji Hakim mit bekannten Weihnachtsliedern - darunter natürlich mit gedämpfter Trompete "Stille Nacht" - entließ die Zuhörer schmunzelnd in die letzte Stunde des alten Jahres. (Nima)

(NGZ)
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