Rhein-Kreis Neuss So viel sollten Eltern für Geschenke ausgeben

Neuss · Laut einer Umfrage geben Eltern in diesem Jahr pro Kind rund 130 Euro für Weihnachtsgeschenke aus. Der Neusser Pädagoge Albert Wunsch hält das für zu viel. Er sagt: Geschenke sollten höchstens 80 Euro kosten.

 Nicole Weuster, Geschäftsführerin der Galeria Kaufhof, präsentiert die Verkaufsschlager im Weihnachtsgeschäft.

Nicole Weuster, Geschäftsführerin der Galeria Kaufhof, präsentiert die Verkaufsschlager im Weihnachtsgeschäft.

Foto: Andreas Woitschüzke

Im Groben scheint zu gelten: Je älter das Kind, desto mehr geben seine Eltern auch für seine Weihnachtsgeschenke aus. Das zumindest ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die jetzt im Auftrag des Online-Spielzeug-Portals "myToys" erfolgte. Mehr als 1000 Mütter und Väter wurden darin nach ihren Kaufabsichten für das bevorstehende Weihnachtsfest befragt.

Nach der Studie erhalten Kinder bis zwei Jahre Geschenke im Gesamtwert von 77 Euro, so viel zumindest haben deren Eltern vor auszugeben. Die Drei- bis Fünfjährigen dürfen sich über Präsente für 105 Euro freuen, Kinder bis acht Jahre erhalten nach der Studie Geschenke im Wert zu 121 Euro. Das meiste Geld wird für Kinder ausgegeben, die älter als zwölf Jahre sind. Im Schnitt geben Eltern in diesem Winter 152 Euro für sie aus.

Geht es nach Erziehungsberater Albert Wunsch, dem Autor des Erziehungsratgebers "Die Verwöhnungsfalle", ist das zu viel. Er rät: "Eltern sollten nicht mehr als 40 bis 80 Euro für Geschenke ausgeben." Der Experte rät in jedem Fall dringend davon ab, Kindern zu teure Geschenke zu machen, ganz gleich, ob das Kind aus einem vergleichsweise armen oder reichen Haushalt stammt.

Wunsch spricht von einer ganzen Reihe negativer Auswirkungen. "Zu teure Geschenke können zum Beispiel den Freundeskreis spalten", sagt der Experte. Verfügt ein Kind über viele materielle Güter und das andere nicht, entstehen schnell Differenzen, die das Verhältnis belasten.

Überdies warnt Wunsch vor einer überzogenen Anspruchshaltung. Der Berater hält die Gefahr für gegeben, dass diese bei Kindern erwächst, wenn sie immer nur mit dem Besten und Teuersten verwöhnt werden. "Wenn die Kinder dann irgendwann nicht mehr das kriegen, was sie meinen zu brauchen, dann holen sie es sich auf anderen Wegen", sagt Wunsch.

"Kinder, die immer selbstverständlich mit dem Besten aufwachsen, verlernen schnell, dass sie dafür auch arbeiten müssen", gibt er zu bedenken. Er selbst verfolgt im Privaten eine gänzlich andere Strategie. "Was Kinder in unserer Konsumwelt am meisten brauchen, ist Zeit", betont Wunsch. Auch deshalb rät er Eltern dazu, ihren Kindern immaterielle Geschenke zu machen, also solche, die kein (oder wenig) Geld kosten. Immerhin seien die Eltern zu Weihnachten ja nicht die einzigen Beschenker, sagt Wunsch.

Die Realität ist aber oftmals eine andere. Denn die Beobachtungen vieler Einzelhändler bestätigen eher die Ergebnisse der vorgelegten Studie. Viele Eltern geben weit mehr für Geschenke aus als Wunsch vorschlägt. "Bei uns sind die Verkaufsschlager im Weihnachtsgeschäft Playmobil und Lego. Besonders die Themen 'Star Wars' und 'Transformers' stehen hoch im Kurs, außerdem sind ferngesteuerte Autos bei den Jungs der Renner", sagt Nicole Weuster, die Geschäftsführerin der Galeria Kaufhof Neuss. Ein Sternenzerstörer-Raumschiff aus Lego, bekannt aus den Star-Wars-Filmen, kostet im Handel schon zwischen 110 und 130 Euro, der berühmte "Todesstern" aus der Kult-Filmreihe sogar 420 Euro.

(NGZ)
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