NGZ-Serie Drittliga-Check Alex Koke erwartet "eine harte Saison"

Neuss · Ohnehin im Umbruch, dazu noch von starken Personalsorgen geplagt - beim TSV Bayer Dormagen spricht nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga niemand vom direkten Wiederaufstieg. Neu-Trainer Alex Koke sieht aber mittelfristig gute Perspektiven.

 Eigentlich, so war der Plan, sollte sich Alexander Koke in der Dritten Liga hauptsächlich aufs Coaching von der Bank aus konzentrieren. Angesichts der angespannten Personallage wird der 37-Jährige aber dringend im Rückraum des TSV Bayer Dormagen benötigt.

Eigentlich, so war der Plan, sollte sich Alexander Koke in der Dritten Liga hauptsächlich aufs Coaching von der Bank aus konzentrieren. Angesichts der angespannten Personallage wird der 37-Jährige aber dringend im Rückraum des TSV Bayer Dormagen benötigt.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dormagen Die Situation ist neu: Erstmals seit dem ersten Zweitliga-Aufstieg im Jahre 1983 geht der TSV Bayer Dormagen nicht als Platzhirsch am linken Niederrhein in eine neue Handball-Spielzeit. Die Zeiten, in denen die Nachbarklubs mit einer Mischung aus Respekt und Neid die Führungsrolle der Chemiestädter in Sachen Handball anerkannten, sind - vorerst - vorbei. Und ob sie jemals wiederkehren, erscheint fraglich.

Glaubt man Alexander Koke, bewegen sich die Dormagener derzeit nicht einmal auf Augenhöhe mit der lokalen Konkurrenz. "Wir stehen vor einer harten Saison", sagt der 37-Jährige, der einst als Spieler mit dem TSV in heroischen Relegationsschlachten um den Bundesliga-Aufstieg kämpfte und jetzt als Spielertrainer den freien Fall des Traditionsklubs, der immer noch Platz 17 der "ewigen" Erstliga-Tabelle einnimmt, stoppen, zumindest aber abbremsen soll.

Ob der promovierte Sportwissenschaftler sich seinen Job so vorgestellt hat, als er im April seinen Vertrag beim damaligen Zweitligisten unterschrieb, sagt er nicht. Doch er gibt zu: "Damals habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich einen so großen Kader bei Laune halten soll." Diese Frage stellt sich vor dem heutigen Saisonauftakt (19 Uhr, Bayer-Sportcenter) gegen den einstigen Zweitliga-Kontrahenten Eintracht Baunatal nicht mehr.

Im Gegenteil, Koke ist von den Problemen eingeholt worden, die seinen Vorgänger Jörg Bohrmann den Job und den TSV letztlich den Verbleib im Bundesliga-Unterhaus kosteten: Er hat in der Vorbereitung nicht ein Mal mit einem annähernd vollständigen Kader trainieren, geschweige denn spielen können. Verletzungen, allen voran die erneuten Schulterprobleme von Mannschaftskapitän Dennis Marquardt, bei dem sich weniger die Frage stellt, wann, sondern ob er überhaupt noch einmal aufs Spielfeld zurückkehren wird, und Abstellungen von Talenten an die Jugend-Nationalmannschaft zwangen ihn von Beginn an zum Improvisieren.

Angesichts dieser Begleitumstände, sagt Alexander Koke, sei er mit der Vorbereitung durchaus zufrieden. Der Kader sei "zu einer Einheit gewachsen, im spielerischen Bereich haben wir uns von Woche zu Woche weiter entwickelt." Er könne inzwischen "auf ein paar Systeme zurückgreifen." Nur: "Es war einfach nicht möglich, kontinuierlich mit allen Spielern zu arbeiten", sagt der Trainer. Die im Handball so wichtigen Automatismen, die einstudierten Spielzüge nach bestimmten Auslösehandlungen, können sich so nur schwer einstellen. Entsprechend zurückhaltend gibt sich Koke auf die Frage nach dem Saisonziel: "Ich weiß wirklich nicht, wo wir stehen", sagt er mit sympathischer Offenheit. - Der TSV Bayer Dormagen im Drittliga-Check: Das hat sich getan Nach dem Abstieg hat der TSV seinen Kader radikal umgebaut. "Ausverkauf" nennt es das Fachblatt "Handballwoche", "Neuaufbau" nennen es die Dormagener. Fakt ist: Von denen, die in der vergangenen Saison mehr als bloß sporadische Einsätze hatten, sind nur sieben Spieler geblieben: Torhüter Sven Bartmann, die Kreisläufer Alexander Kübler und Patrick Hüter, Linksaußen Pascal Noll, im Rückraum Johnny Eisenkrätzer und die derzeit verletzten Max Bettin und Dennis Marquardt. Der Rest des Aufgebots, vom Spielertrainer abgesehen, ist zwischen 17 und 22 Jahre alt und verfügt über keine bis wenig Drittliga-Erfahrung. Durchschnittsalter des 20er-Kaders: 21,9 Jahre - ohne die Methusalems Koke (37) und Marquardt (31) sind es sogar nur 20,6. Das Ziel Der Trainer sieht sich "frühestens nach fünf, sechs Spieltagen" in der Lage, eines zu benennen. Doch Alexander Koke ist Realist genug, um zu wissen: "Es genügt nicht, uns weiter zu entwickeln. Wir brauchen auch Punkte, und das von Anfang an." Die Prognose Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Wäre der Kader komplett, sagt auch Koke, hätte der TSV hinter den von der Routine her deutlich überlegenen Eintracht Hagen und Neusser HV eine gute Rolle spielen, die Top-Favoriten vielleicht sogar bedrängen können. In der aktuellen Situation hängt vieles vom Auftakt ab: Verliert Bayer heute gegen Baunatal und eine Woche später in Minden, droht sogar der Abstiegskampf. Und von dem hatten sie in Dormagen doch eigentlich die Nase voll.

(NGZ)
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