Lokalsport Alfons Hörmann - "endlich ein Funktionär ohne Worthülsen"

Dormagen · Die Herzen seiner Zuhörer hatte Alfons Hörmann schon gewonnen, als er punkt 21 Uhr mit 45-minütiger Verspätung aus München kommend den voll besetzten Friedrich-Spee-Saal betrat. Noch auf dem Weg zum Podium entledigte sich der 56-Jährige nämlich seines Jackets.

 Sammelte Sympathiepunkte: DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Sammelte Sympathiepunkte: DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Foto: Woitschützke Andreas

Angesichts der tropischen Temperaturen und der anstehenden engagiert geführten Diskussion ein kluger Schachzug, der dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) den ersten spontanen Beifall des Abends einbrachte. Der sollte nicht der letzte in den folgenden 90 Minuten bleiben: Auch wenn nicht alle mit allen Thesen des mächtigsten Mannes im deutschen Sport einverstanden waren, die Sympathien hatte der Allgäuer schnell auf seiner Seite. "Endlich ein Sportfunktionär, der nicht nur Worthülsen parat hat", brachte ein Teilnehmer die Stimmungs- und Meinungslage auf den Punkt.

In der Tat: Von seinem inzwischen in den höchsten IOC-Olymp aufgestiegenen Vorgänger Thomas Bach oder von DFB-Präsident Reinhard Grindel, zuletzt als Teilnehmer eines von der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierten "Sportgesprächs" Gast im Rhein-Kreis, unterscheidet sich Alfons Hörmann durchaus wohltuend und auch hörbar - nicht nur seines bayerischen Akzents wegen.

Hörmann kennt die Faktenlage, Hörmann nennt auch unangenehme Dinge beim Wort und geht auch mit Kritik nicht sparsam um. "Das war schon in Ordnung so heute Abend, auch wenn ich einige der von ihm genannten Zahlen bezweifle", fasste Michael Scharf die Gesprächsrunde zusammen. Der Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland gilt als einer der schärfsten Kritiker der Leistungssportreform - besser gesagt deren praktischer Umsetzung.

Für ihn steht fest: "Knackpunkt wird die Verzahnung zwischen Bundes-, regionaler und lokaler Ebene sein." Der Rhein-Kreis mit seinen beiden "gesicherten" Bundesstützpunkten (Säbelfechten und Ringen weiblich, beide in Dormagen) und seinen dort wirkenden Institutionen sei da vergleichsweise gut aufgestellt - daran änderte auch nichts, dass von der sonst so sport-affinen Verwaltungsspitze am Freitagabend keiner den Weg nach Knechtsteden gefunden hatte.

Der dortige "Campus" spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im sportlichen Konzert. Thomas Nuyen, Koordinator Sport an dem als NRW-Sportschule anerkannten Norbert-Gymnasium, hatte vor Diskussionsbeginn das schulische und sportliche Konzept vorgestellt. Manch' früherem Sportler unter den Zuhörern entfuhr da der Stoßseufzer: "Wenn ich damals doch auch schon solche Bedingungen gehabt hätte....."

(-vk)
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