Lokalsport Auch das Gehirn lässt sich trainieren

Neuss · Nach seinem Tennis-Match referierte Neurologie-Professor Alfons Schnitzler über Gehirn und Sport.

 Ein Mann der Tat: Vor seinem Referat spielte Neurologie-Professor Alfons Schnitzler sein Tennismatch bei den "BW Senior Open" zu Ende.

Ein Mann der Tat: Vor seinem Referat spielte Neurologie-Professor Alfons Schnitzler sein Tennismatch bei den "BW Senior Open" zu Ende.

Foto: -woi

Erst Tennis, dann Vortrag - so sollte das Programm für Professor Alfons Schnitzler bei den "BW Neuss Senior Open" aussehen. Weil sein Match später begann und länger dauerte als geplant, tauschte der Leiter des Instituts für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Düsseldorf jedoch erst mit einiger Verspätung das Racket gegen ein Mikrofon - die ausharrenden Turnierteilnehmer und Gäste wurden aber mit einem gelungenen Vortrag belohnt.

Schnitzler startete bei Aristoteles und Hippokrates, die sich auch schon beide mit dem Denken und dem Gehirn beschäftigt hatten. Mit einer kleinen Zeitreise durch die Hirnforschung wurde den Zuhörern bewusst, was für enorme Fortschritte in der Forschung gemacht wurden. Am eigenen Leib durfte es Jochen Genschow erfahren. An ihm demonstrierte Schnitzler die Transkranielle Magnetstimulation TMS. Dies ist ein Gerät, das hohe Magnetfelder erzeugt und damit verschiedene Hirnareale stimulieren kann. Genschow sollte seinen Arm ausgestreckt halten, dann hörten die Zuhörer nur ein leises Klicken und sahen, wie der Arm zuckte. "Ich kann nichts dagegen tun," sagt Genschow, "das ist total verblüffend."

Schnitzler erläuterte, dass der ganze Körper vom Gehirn gesteuert wird und die Körperteile ihren bestimmten Platz auf der Hirnoberfläche haben. "Dabei wird die rechte Hand von der linken Hälfte aus gesteuert und umgekehrt," sagt Schnitzler, der immer wieder Zwischenfragensehr verständlich beantwortete. Mit vielen Videobeispielen brachte der Neurologie-Professor den Zuhörern auf anschauliche Weise die neusten medizinischen Möglichkeiten näher.

Auf großes Interesse stieß vor allem der Hirnschrittmacher, den die wenigsten im Publikum vorher kannten. Er wird für die Behandlung von bestimmten neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson und Tremor eingesetzt. Von den Elektroden, die durch die Schädeldecke ins Gehirn gehen, laufen Drähte unter der Kopfhaut über den Hinterkopf und den Hals nach vorn. Sie reichen bis zu einem kleinen Gerät in der Brust, etwa von der Größe einer Streichholzschachtel. Das ist der eigentliche Schrittmacher. Mithilfe eines Programmiergeräts können die Einstellungen des Neurostimulators von außerhalb des Körpers überprüft und angepasst werden. Nach dem Eingriff haben die Patienten kein Zittern und können sich wieder besser bewegen. "Der Hirnschrittmacher ist nicht für jeden Patienten geeignet, es verlangt eine Menge Voruntersuchungen, ob der Eingriff anschlagen wird," erklärte Schnitzler. Doch dass es überhaupt diese Möglichkeit gibt, verblüfft alle.

Immer wieder stellte er auch den Bezug zum Sport her "Das Gehirn ist wie ein großer Muskel," erklärt Schnitzler, "durch sportliche Aktivität werden neue Nervenzellen gebildet. Dabei spielt das Alter keine Rolle." Die aktiven Tennisspieler nahmen das erfreut zur Kenntnis, ebenso, dass Sport eine präventive Wirkung auf Alzheimer hat, die Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit erhöht und das Kurzzeitgedächtnis verbessert wird - für viele Motivation, auch weiterhin Sport zu treiben.

(hane)
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