Lokalsport Basketball-Duell als gäb's kein Morgen mehr

Grevenbroich · Nach unfassbar intensiver Partie zieht Grevenbroich mit 75:73-Sieg über Münster ins Pokalfinale ein.

 Der pure Wille: Dainius Zvinklys lässt sich auf dem Weg zum Korb auch nicht von Münsters Andrej König aufhalten.

Der pure Wille: Dainius Zvinklys lässt sich auf dem Weg zum Korb auch nicht von Münsters Andrej König aufhalten.

Foto: Thomas Meyer-Boudnik

Nichts für ungut, TV Ibbenbüren, dessen Korbjäger sich am Mittwoch im zweiten Halbfinale des WBV-Pokals mit 69:55 (Halbzeit 30:27) bei der BG Bonn-Meckenheim durchgesetzt hatten, aber das vorweggenommene Endspiel fand in Gustorf statt. In einem mitreißenden Spiel, das definitiv Aufnahme ins Langzeitgedächtnis beider Klubs finden wird, schlugen dabei vor 400 Zuschauern die NEW' Elephants die ebenfalls in der Regionalliga West spielenden WWU Baskets Münster mit 75:73 (35:36). Danach durfte der wie alle Akteure restlos ausgepowerte Coach Hartmut Oehmen lachend feststellen: "Das wäre auch ein würdiges Finale gewesen."

Dieser großartige Kampf ließ keinen kalt. "Das war eine megageile Vorstellung", stellte Münsters Trainer Philipp Kappenstein trotz seiner nur allzu verständlichen Enttäuschung fest. Elephants-Geschäftsführer Hubert Fußangel, der in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten alle Höhen und Tiefen der Grevenbroicher Basketballer miterlebt hat, stöhnte indes geschafft: "Ich muss gehen, mir platzt der Kopf." Zuvor hatten ihm und allen Zuschauern zwei Mannschaften, die aufspielten, als gäb's kein Morgen mehr, ganz großes Kino geboten. Das Duell der Enttäuschten - die Elephants sind eigentlich schon seit dem zweiten Spieltag raus aus dem Aufstiegsrennen, Münster seit den Niederlagen gegen Schalke, Dorsten und Haspe - benötigte keine Anlaufphase. Die Gäste folgten damit der Strategie vom 93:80-Heimsieg von vor drei Wochen, als sie die Schlossstädter in der ersten Hälfte (57:35) quasi überrollt hatten. Diesmal aber waren die Dickhäuter vorbereitet. Wer nicht am absoluten Limit agierte, verbannte der Coach gnadenlos auf die Bank. Und weil auch die beiden Schiedsrichter Günter Brökelmann (Dortmund) und Nils Bergenthum (Bochum) eine zurückhaltende Linie fuhren, entwickelte sich eine verbissene Auseinandersetzung, in der sich bis zum dramatischen Finale kein Team auf mehr als fünf Punkte abzusetzen vermochte. "An ein derartig intensiv geführtes Spiel kann ich mich nicht erinnern", sagte selbst der schon ewig im Trainergeschäft tätige Oehmen.

Den Sieg hätten darum beide Kontrahenten unbedingt verdient gehabt. Eine romantische Vorstellung, für die im nervenaufreibenden Schlussakt jedoch kein Platz blieb: Als noch 23 Sekunden zu spielen sind, bringt die Kampfmaschine Nico Zimmermann die Hausherren mit 73:72 in Front. Auszeit Münster. Im folgenden Angriff will Münsters bis dahin überragender Spielmacher Anselm Hartmann mit dem Kopf durch die Wand und verliert den Ball. Kurz darauf schicken die Gäste Farid Sadek an die Freiwurflinie. Der ist eigentlich ein sicherer Schütze, trifft aber nur einmal. 15,5 Sekunden vor dem Ende führen die Elephants mit 74:72. Auf der anderen Seite angelt sich Hartmann nach einem Fehlwurf von Jan König den Ball und wird gefoult. Noch 6,7 Sekunden. Da ausnahmsweise nur einer seiner beiden Freiwürfe sitzt, bleibt den Westfalen keine Wahl. Um die Uhr zu stoppen, müssen sie wiederum Sadek an die Linie bringen. Der Grevenbroicher Regisseur erhöht nur auf 75:73. Für den letzten Angriff stehen Münster zwar noch vier Sekunden zur Verfügung, aber als der US-Profi Dallis Johnson abzieht, ist die Spielzeit abgelaufen. Für Grevenbroich spielten: Zvinklys (18), Williams (17), Sadek (16), Boksic, Zimmermann (beide 10), Becker, Larsen (beide 2), Bennett, Jördell; für Münster trafen: J. König (19), Hartmann (16), Johnson (15), Jean-Louis (14), Tota (3), A. König, Göknil, Kreutzer (alle 2).

Die rauschende Pokalparty müssen die als Feierbiester bekannten Elephants allerdings auf Samstagnacht verschieben, denn bereits morgen Abend (19.30 Uhr) gilt es im Heimspiel gegen die SG Sechtem, das Thema Klassenverbleib ein für alle Mal abzuschließen. Viel mehr als die Elephants benötigt indes der Tabellenvorletzte aus Bornheim, der 2011 als Meister auf den Aufstieg in die Pro B verzichtet hatte, noch jeden Punkt. Das Hinspiel hatte Grevenbroich überraschend deutlich mit 93:62 gewonnen.

(NGZ)
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