Lokalsport Blackout bringt Schwarz-Weiß um den Lohn

Neuss · Aufsteiger HTC SW Neuss kassiert im Derby der Hallenhockey-Bundesliga beim Düsseldorfer HC nach 2:1-Führung fünf Tore in vier Minuten, startet dann rasante Aufholjagd und verliert schließlich mit 5:6.

 Das Tor zum 3:2 für Düsseldorf: Dominic Giskes passt den Ball ins Zentrum auf Raphael Hartkopf. Nicht zu verhindern wissen das die Neusser Mario Stümpel (l.) und Torhüter Jonas Radeke.

Das Tor zum 3:2 für Düsseldorf: Dominic Giskes passt den Ball ins Zentrum auf Raphael Hartkopf. Nicht zu verhindern wissen das die Neusser Mario Stümpel (l.) und Torhüter Jonas Radeke.

Foto: HMH

Das ist die Lage in der Hallenhockey-Bundesliga West: Der HTC SW Neuss geht mit einem Vorsprung von sechs Punkten und 23 Toren auf den Abstiegsplatz in die drei letzten Saisonspiele. "Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, hätte ich das sofort genommen", sagt Trainer Matthias Gräber.

Doch es wäre sogar noch mehr drin gewesen für den Aufsteiger. Im Derby beim Düsseldorfer HC hielt Neuss nämlich prächtig mit. Dass für seine Jungs unterm Strich eine 5:6-Niederlage (Halbzeit 1:1) stand, fühlte sich für den Coach auch am Tag danach "immer noch schlecht an." Denn über 56 Minuten bescheinigte er seiner Truppe eine starke Verteidigungsleistung. "Aber dann kriegen wir fünf Tore in vier Minuten. Unerklärlich!" Als Schlüsselszene machte Gräber diese Aktion in der 41. Minute aus: "Der Ball läuft in die Ecke unseres Schusskreises, wo ihn Dominic Giskes ins Zentrum auf Raphael Hartkopf passt. Der macht das 3:2 für den DHC, stützt dabei aber das ganze Körpergewicht auf seinem Handschuh ab und verstößt damit gegen die Drei-Punkte-Regel. Das Tor hätte also nicht zählen dürfen."

Für die fünf Gegentreffer von Raphael Hartkopf (3), Dominic Giskes und Max Silanoglu zwischen der 41. und 44. Minute zur 6:2-Führung für die Gastgeber ließ Gräber indes keine Entschuldigung gelten. "So etwas geht gar nicht. Das kannst du dir noch nicht mal in der 2. Liga leisten. Das hatte so ein bisschen Trainingsspielcharakter." Der vom DHC eiskalt ausgenutzte kollektive Blackout ist umso rätselhafter, weil der starke Philipp Weide die Schwarz-Weißen zu Beginn der zweiten Hälfte erstmals in Führung geschossen hatte (2:1/34.). Bis dahin verteidigte der Neuling konzentriert, hatte in Jonas Radeke einen guten Rückhalt im Kasten und zudem "das nötige Quäntchen Glück", räumte Gräber ein. Und da Cedric Heimbach per Strafecke (6.) nach Dominic Giskes Führungstreffer (3.) umgehend der Ausgleich gelang, war in Hälfte eins alles im grünen Bereich.

Ein Spielverlauf, der trotz der starken Neusser Auftritte gegen den Deutschen Meister Rot-Weiß Köln (6:7) und Uhlenhorst Mülheim (7:6) beileibe keine Selbstverständlichkeit war, wollte Gräber unbedingt festgehalten wissen, "denn im Hinspiel hatte uns der DHC bei seinem 12:5-Sieg quasi auseinander genommen. Darum hatten wir hier etwas gutzumachen."

Und die Wende wäre den Gästen fast sogar gelungen: Die beiden am Wochenende mit Polen bei der Hallen-Europameisterschaft im belgischen Antwerpen tätigen Nationalspieler Tomasz Górny (3:6/48.) und Philipp Weide (4:6/54.) eröffneten die Aufholjagd des HTC. Die hätte Sebastian Draguhn nahtlos fortsetzen können, doch im Anschluss an die dritte Strafecke (keine für Düsseldorf) schoss er den Ball nur an den Pfosten. Danach setzten die Gäste alles auf eine Karte, brachten für Radeke einen zusätzlichen Feldspieler. Prompt verkürzte Sebastian Draguhn auf 5:6 (58.). Dabei blieb es allerdings, sehr zum Verdruss Gräbers: "Schade, ein Pünktchen hätten wir gerne mitgenommen."

Ob seine Schützlinge in Schlussspurt ab Donnerstag noch mal ins Schwitzen geraten, entscheidet sich schon in den kommenden Tagen: Bringt Kahlenberg in den Spielen gegen Düsseldorf am Samstag und Mülheim am Dienstag nicht mindestens drei Punkte ein, ist der Abstiegskampf entschieden.

(NGZ)
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