Lokalsport Blau-Weiss Neuss peilt den Wiederaufstieg an

Neuss · Nur drei Akteureaus dem Vorjahr und die "Spielertrainer" sind nach dem Abstieg aus der Tennis-Bundesliga an der Jahnstraße geblieben.

 Hält seit Jahren dem TC Blau-Weiss Neuss die Treue: Adrian Ungur wird auch in der am 16. Juli startenden Zweitliga-Saison für den Immer-Noch-Rekordmeister der Tennis-Bundesliga aufschlagen.

Hält seit Jahren dem TC Blau-Weiss Neuss die Treue: Adrian Ungur wird auch in der am 16. Juli startenden Zweitliga-Saison für den Immer-Noch-Rekordmeister der Tennis-Bundesliga aufschlagen.

Foto: A. Woitschützke

Drei Mal in seiner ruhmreichen, fast auf den Tag genau 71 Jahre währenden Vereinsgeschichte ist der TC Blau-Weiss Neuss aus der Tennis-Bundesliga abgestiegen. Zwei Mal, 1995 und 1998, gelang dem Immer-Noch-Rekordmeister der direkte Wiederaufstieg. Ob es beim dritten Mal auch so glatt geht, da hegt Marius Zay gewisse Zweifel.

"Natürlich wollen wir oben mitspielen", sagt der Teamchef mit Blick auf die am 16. Juli mit dem Heimspiel gegen Altmeister LTTC Rot-Weiß Berlin startende Zweitliga-Saison, "und am liebsten würden wir direkt wieder aufsteigen. Nur wird das nicht so einfach sein."

Da ist zum einen die Konkurrenz: Den TC Iserlohn, im Vorjahr Vizemeister hinter dem Bremerhavener TV, und Tennispark Versmold schätzt Zay mit der gebotenen Vorsicht - die namentlichen Meldungen müssen erst am 15. März beim Deutschen Tennisbund vorliegen - als stärkste Gegner ein. Dabei spielten die Versmolder in der vergangenen Saison noch in der Regionalliga gegen die Neusser Zweitvertretung. "Die haben einen Mäzen, der offenbar den Durchmarsch in die Bundesliga anstrebt", sagt Zay.

So einen hätten sie an der Jahnstraße auch gerne. 80.- bis 100.000 Euro, verrät der Teamchef, soll der blau-weisse Etat für die erste Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte (1995 und '98 hieß der Bundesliga-Unterbau noch Regionalliga) betragen. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Marius Zay auf die Frage nach der Kostendeckung. Sein Wunsch: Dass der Etat spätestens am 16. Juli in trockenen Tüchern ist. Denn das Experiment, ihn während des laufenden Spielbetriebs nachzubessern, ging im vergangenen Jahr fürchterlich in die Hose.

Großeinkäufe auf dem Spielermarkt sind da nicht drin, Vertragsverlängerungen mit bisherigen Stammkräften genau so wenig. Bis auf einen: Für den Rumänen Adrian Ungur, vor fünf Jahren mal Nummer 79, inzwischen auf Rang 318 der Weltrangliste, sei es "gar keine Frage" gewesen, "weiter für uns zu spielen", sagt Zay, selbst mit rumänischen Wurzeln - Vater Bruno spielte einst für den VfL Gummersbach in der Handball-Bundesliga - und mit Ungur befreundet, über den 32-Jährigen. Hans Podlipnik-Castillo (29, ATP 479), Chilene mit österreichischem Pass, und der Däne Frederik Nielsen (33, ATP 408) sind die einzigen, die aus dem letztjährigen Aufgebot übrig geblieben sind.

Das Trio bildet zusammen mit den "Spielertrainern" Kevin Deden (33) Sascha Klör (31), Clinton Thomson (32) und dem 34 Jahre alten Teamchef das routinierte Rückgrat des 14-köpfigen Kaders. "Der Rest ist zwischen 17 und 21 Jahre jung", sagt Zay, "und entsprechend heiß, in der Zweiten Liga zu spielen". Deutsche Nachwuchstalente sind allerdings nicht dabei, "die können wir nicht bezahlen", erklärt der Teamchef. So fanden denn auch die letztjährigen Stammkräfte Jeremy Jahn (26, ATP 220) und Tom Schönenberg (25, ATP 673) recht schnell bei BW Halle und dem Düsseldorfer Rochusclub ein weiteres Engagement in der Ersten Liga.

Trotzdem dürfte das Unterfangen Wiederaufstieg kaum preiswerter sein als das Unternehmen Klassenerhalt im Oberhaus. Was vor allem daran liegt, dass in der Zweiten Liga weiterhin sechs Einzel und drei Doppel zu bestreiten sind. "Zum Glück kommt uns der Spielplan entgegen", sagt Zay: Die am weitesten entfernten Klubs aus Berlin (LTTC Rot-Weiß und TC Blau-Weiss) und Hamburg (Club an der Alster) kommen nach Neuss, das spart Reise- und Übernachtungskosten. Einzige Ausnahme: Der Suchsdorfer SV aus Kiel, bei dem die Blau-Weissen am 6. August antreten müssen. Die Gäste - neben Berlin und Hamburg noch der Oldenburger TeV - dürfen sich übrigens freuen: Der arg ramponierte und zuletzt unbespielbare Center-Court wurde von Grund auf erneuert. Damit wenigstens ein bisschen Bundesliga-Flair herrscht an der Jahnstraße.

(NGZ)
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