Lokalsport Blau-weisse Niederlage macht Mut

Neuss · Auch beim 2:4 im Bundesliga-Lokalduell gegen den Düsseldorfer Rochusclub waren die Neusser Tennisspieler nicht chancenlos. Hinter den Kulissen wird eifrig Geld gesammelt, um im Saisonendspurt noch den Ligaverbleib zu schaffen.

Mit Niederlagen kennt sich Thomas Nickel spätestens seit der verlorenen Bürgermeisterwahl im vergangenen Jahr aus. Mit Tennis sowieso, schließlich ist der Holzheimer seit dreißig Jahren Vorsitzender des Tennisbezirks Linker Niederrhein. Beides zusammen führte ihn gestern Nachmittag, kurz bevor ein kräftiger Regenguss zu einer einstündigen Unterbrechung zwang, zu der Erkenntnis: "Diese Vorstellung macht Mut, auch wenn das Spiel noch verloren gehen sollte."

Das ging es am Ende mit 2:4, womit der Düsseldorfer Rochusclub erstmals seit Jahren das rheinische Lokalduell der Tennis-Bundesliga für sich entschied. Was der in Ehren ergraute Teamchef Detlev Irmler stillvergnügt mit einem Gläschen Grauburgunder auf der blau-weissen Klubhausterrasse ganz alleine für sich feierte.

Er hat auch allen Grund dazu, denn dem "Allpresan Rochusclub Bundesligateam" dürfte nach dem dritten Saisonsieg der Ligaverbleib kaum noch zu nehmen sein - und das, obwohl Irmler gestern alles andere als seine Bestbesetzung über den Rhein geschickt hatte, auch wenn im Argentinier Facundo Bagnis wenigstens ein Spieler aus den Top-Einhundert der Welt dabei war.

Die Gastgeber schickten ihr "deutsches Aufgebot" ins Rennen, um dagegen zu halten. Und hätte Kevin Deden nicht Samstagnacht und Sonntagmorgen über Magenschmerzen geklagt, wäre ihnen dies vielleicht auch gelungen. Der "Spielertrainer" entzauberte nämlich zwei-Metermann Mats Moraing im ersten Satz (6:3) nach allen Regeln der Kunst. Doch mit zunehmender Spieldauer verließen den blau-weißen Blondschopf sichtlich die Kräfte, so dass nach dem 3:6, 4:10 einmal mehr nur ein Achtungserfolg für Deden zu Buche stand.

Ein Sieg hätte den Blau-Weissen zumindest die Chance auf einen, im Saisonverlauf vielleicht überlebenswichtigen, Punkt beschert. Denn Max Dinslaken, der in der vergangenen Saison noch im Kader des Rochusclubs gestandern hatte, setzte sich gegen den höher eingeschätzten Slowaken Filip Horansky überraschend mit 6:7, 6:4, 10:5 durch. Überraschend auch für den 24-Jährigen selbst: "Ich habe mich in den letzten Wochen nicht gut gefühlt und auch entsprechend gespielt", sagte Dinslaken hinterher, "dieser Sieg war wichtig, der gibt Auftrieb."

Den können die Neusser gut gebrauchen. "Im Moment läuft alles gegen uns", gibt BW-Vorsitzender Abraam "Makkis" Savvidis zu. Und meinte damit nicht unbedingt die - erwartbaren - Niederlagen von Tom Schönenberg gegen den auch mal an den Jahnstraße unter Vertrag stehenden Bagnis (2:6, 3:6) und von Clinton Thomson gegen Rochusclub-Urgestein Peter Torebko (1:6, 1:6). Sondern eher die Tatsache, dass zu den finanziellen Sorgen jetzt auch noch Pech hinzu kommt: Die Verletzung des erneut pausierenden Jeremy Jahn, die Unpässlichkeit von Kevin Deden und die Tatsache, "dass unsere Bemühungen um ein oder zwei andere Spieler für die heutige Partie scheiterten, weil alle andere Verpflichtungen hatten."

Mut machen ihm und Teamchef Marius Zay die Gespräche, die hinter den Kulissen laufen, um den kleinsten Etat der Vereinsgeschichte noch aufzustocken. "Wir kämpfen um jeden Euro", sagt Savvidis. Ziel der Bemühungen: Nicht nur in den beiden "Endspielen" gegen Köln und Bruckmühl, sondern auch in einer der anderen drei Partien eine so starke Formation auf die Asche schicken zu können, dass am Ende mindestens vier, besser fünf Pluspunkte auf der Habenseite stehen.

Dass gestern nicht schon einer sich dort hinverirrte, lag an der starken Vorstellung von Filip Horansky und Mats Moraing im Doppel, die Thomson/Deden beim 6:1, 6:3 keine Chance ließen. Kaum war der siegbringende vierte Punkte unterm Düsseldorfer Dach, schenkte Facundo Bagnis das andere Doppel an der Seite von Peter Torebko beim Stande von 6:4, 1:2 für Tom Schönenberg und Max Dinslaken ab, um seinen Flieger nach Kitzbühl zu erreichen. Für den so gewonnenen Zähler können sich die Blau-Weissen freilich nichts kaufen - außer ein bisschen Mut vielleicht.

(NGZ)
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