Tennis Bundesliga bei BW Neuss steht auf der Kippe

Neuss · Der zehnfache Deutsche Mannschaftsmeister kämpft ums Überleben in der Tennis-Bundesliga. Teamchef stellt Amt zur Verfügung.

 Ob Weltklassespieler wie Filippo Volandri (oben) und Peter Gojowczyk (r.) auch im Sommer 2015 an der Jahnstraße die Bälle übers Netz spielen werden, darüber gehen beim TC Blau-Weiss Neuss die Meinungen auseinander. Während Teamchef Dietmar Skaliks für Rückzug plädiert, will Vorsitzender Andreas Jülich (linkes Bild o. v.l.) weiter kämpfen.

Ob Weltklassespieler wie Filippo Volandri (oben) und Peter Gojowczyk (r.) auch im Sommer 2015 an der Jahnstraße die Bälle übers Netz spielen werden, darüber gehen beim TC Blau-Weiss Neuss die Meinungen auseinander. Während Teamchef Dietmar Skaliks für Rückzug plädiert, will Vorsitzender Andreas Jülich (linkes Bild o. v.l.) weiter kämpfen.

Foto: -woi

Bundesliga-Rekordmeister TC Blau-Weiss Neuss kommt einfach nicht zur Ruhe: Zwei Jahre nach der nicht gerade geräuschlosen Trennung von Marc Raffel schlagen die Wellen schon wieder hoch an der Jahnstraße, Gerüchten, der zehnfache Deutsche Mannschaftsmeister ziehe sich aus der Tennis-Bundesliga zurück und plane einen Neubeginn in der Regionalliga, erteilt Andreas Jülich jedoch eine klare Absage.

Tennis: Bundesliga bei BW Neuss steht auf der Kippe
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Zumindest vorläufig. "In welche Richtung die Reise letztlich geht, ob in die Bundesliga oder in die Regionalliga, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen", erklärt der Vorsitzende des TC Blau-Weiss Neuss e.V. auf Nachfrage unserer Zeitung. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, auch, weil er zur Zeit beruflich in Berlin "sehr stark eingespannt" sei: "Aber ich werde alles daran setzen und alles, was ich kann, dafür tun, dass es in der Bundesliga weitergeht. Ob das reicht, müssen wir abwarten."

Tennis: Bundesliga bei BW Neuss steht auf der Kippe
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Für Dietmar Skaliks hingegen scheint der Zug Richtung Bundesliga abgefahren. Der Neusser Stahlhändler, seit zwei Jahren ehrenamtlicher Geschäftsführer der "Blau-Weiss Neuss Pro Tennis GmbH" und Teamchef des mit zwei fünften Plätzen in der Abschlusstabelle sportlich durchaus erfolgreichen Bundesligateams, sieht nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Mäzens Ernst-Ludwig Hansmann im Mai diesen Jahres eine solide finanzielle Grundlage für die kommende Saison nicht mehr gegeben.

Sponsoren, die gut ein Drittel des bisherigen Etats - der geschätzt bei 150 000 bis 200 000 Euro liegen dürfte - aufgebracht hätten, seien weggebrochen, Spieler beziehungsweise deren Berater hätten deutlich höhere Forderungen für einen Verbleib im blau-weissen Kader oder für einen Wechsel an die Jahnstraße unterbreitet. Skaliks will seine Konsequenzen ziehen - nach Informationen der NGZ hat er gestern seinen Rücktritt von beiden Ämtern dem Vorsitzenden mitgeteilt. Ginge es nach ihm, hätte der Klub in dieser Woche die Reißleine gezogen und sich vom Bundesliga-Spielbetrieb zurückgezogen - doch diesen Schritt kann nur der eingetragene Verein als Inhaber der Bundesliga-Lizenz vollziehen, nicht die Spielbetriebs-GmbH.

Zum Glück, findet Gerald Marzenell. Den Teamchef des TK Grün-Weiss Mannheim, des einzigen Vereins mit längerer Bundesliga-Zugehörigkeit als die Blau-Weissen, haben die Gerüchte um einen Neusser Rückzug gleichfalls erreicht. Und in seiner Eigenschaft als Sprecher der Tennis-Bundesliga aufgeschreckt: "Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt. Blau-Weiss Neuss ist der Traditionsklub schlechthin, außerdem sehr sympathisch - und hat in den vergangenen beiden Spielzeiten wirklich gute Arbeit geleistet."

Sollte es doch anders kommen, fürchtet Marzenell keine einschneiden Konsequenzen für das in den vergangenen Jahren immer wieder von Rückzügen und/oder Aufstiegsverzichten geplagte Oberhaus des Deutschen Tennis-Bundes: "Es gibt Interessenten, die nachrücken würden, falls einer aussteigt." Doch alle zehn Vereine, inklusive Blau-Weiss Neuss, inklusive der beiden Aufsteiger Kölner THC Stadion Rot-Weiß und 1. FC Nürnberg, hätten fristgerecht zum 30. September die geforderte Bürgschaft hinterlegt. "Und auf unserer Tagung Mitte Oktober, die wir sogar in Neuss abgehalten haben, hat auch kein Verein irgendwelche Signale ausgesendet, die nach Rückzug aussahen." Ein solcher sei, wenn es denn gravierende Finanzprobleme gäbe, prinzipiell zu jedem Zeitpunkt möglich - nach den beiden Stichtagen 10. Dezember und 10. März würden sich allerdings die dann fälligen Ordnungsstrafen deutlich erhöhen.

Geht es nach Andreas Jülich, muss Blau-Weiss Neuss keine bezahlen. "Natürlich ist die ohnehin schwierige Lage durch den Tod von Elu Hansmann noch schwieriger geworden", gibt der Vorsitzende zu, "aber man gibt doch nicht auf, solange noch Hoffnung besteht. Und die sehe ich durchaus."

(NGZ)
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