Lokalsport Da geht die Post ab

Büttgen · Der halbe deutsche Bahnvierer um Lokalmatador Nils Schomber und Weltmeister Theo Reinhardt sind die Stars beim "Spurt in den Mai" in Büttgen.

Es ist kein einfaches Geschäft, auf das sich Andreas Beikirch da eingelassen hat: Der 48-Jährige, selbst annähernd zwei Jahrzehnte lang einer der besten Bahnfahrer Deutschlands, Held ungezählter Sechstage-Schlachten und 2003 zusammen mit Andreas Kappes Europameister im Zweier-Mannschaftsfahren, kümmert sich um die Fahrerverpflichtungen für den "Spurt in den Mai", das traditionsreiche Bahnrennen, das der VfR Büttgen am 30. April zum 39. Mal im Sportforum an der Olympiastraße ausrichtet.

Was die Sache so schwierig macht, ist der Terminkalender des Radsport-Weltverbandes UCI, der inzwischen ganzjährig und ohne Pause irgendwo auf der Welt Rennen anbietet - allerdings immer weniger auf der Bahn. Die Büttgener drückt seit Jahr und Tag die terminliche Überschneidung mit dem Traditionsrennen durch den Taunus, das einst "Rund um den Henninger Turm" hieß und sich inzwischen "Eschborn-Frankfurt" nennt und stets am 1. Mai ausgetragen wird. Da muss dann mancher Bahnfahrer passen, weil ihn sein Team auf den hügeligen 212 Kilometern als "Wasserträger" benötigt. "Aber auch wir haben einen Traditionstermin, von dem wir nicht so einfach abweichen wollen," stellt Friedhelm Kirchhartz, die "graue Eminenz" der beiden Büttgener Radsporttage mit dem Bahnrennen am 30. April und dem Straßenrennen einen Tag später klar.

Um so stolzer sind die beiden, dass ihnen mit Blick auf die 39. Auflage ein echter Coup gelungen ist. Denn angeführt von Lokalmatador Nils Schomber kommt der halbe deutsche Bahnvierer, der vor sechs Wochen bei der WM in Apeldoorn in neuer deutscher Rekordzeit Platz vier belegte, auf seine "Hausbahn" ins Sportforum. Der beim VfR Büttgen ausgebildete Schomber wird mit Henning Bommel ein Team bilden - die beiden gehen als Titelverteidiger an den Start.

Mit wem Theo Reinhardt das tun wird, ist noch offen. Der 27 Jahre alte Berliner, der wie der gerade 24 gewordene Schomber und der 35-jährige Bommel für das Team Heizomat rad-net.de fährt, sicherte sich in Apeldoorn zusammen mit Roger Kluge den WM-Titel im Zweier-Mannschaftsfahren, international Madison genannt. "Die hätten wir natürlich gerne als Duo verpflichtet", sagt Beikirch - doch Kluge wird von seinem australischen Team Mitchelton-Scott bei Frankfurt-Eschborn benötigt. "Schade, aber nicht zu ändern", sagt Beikirch, "aber wir haben noch ein paar starke Fahrer auf der Liste, wir müssen mal sehen, wer zu Theo Reinhardt passt."

Kluge hat gerade im Team mit Henning Bommel beim Finale der Sixdays-Serie in der Palma-Arena auf Mallorca Platz drei belegt. Theo Reinhardt musste passen, da er genau wie Nils Schomber im Trainingslager in Mexico weilt. Das Finale in Palma sahen übrigens 2500 Zuschauer - "ganz so viele werden es beim Spurt in den Mai nicht sein", sagt Friedhelm Kirchhartz mit einem Augenzwinkern. Er wäre froh, wenn die Zuschauerzahlen mal wieder im vierstelligen Bereich lägen - die sportliche Grundlage dafür ist auf jeden Fall bereitet.

(NGZ)
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