Radsport Danilo Hondo sagt Neuss "Auf Wiedersehen"

Neuss · Am 4. Oktober soll Schluss sein mit der langen Radsportkarriere von Danilo Hondo. Der 40-Jährige, der 90 Siege feierte, startet heute zum letzten Mal bei der Tour de Neuss, die ihm in dieser Liste noch fehlt.

 Sie werden sich auch heute Abend bei der Tour de Neuss ein heißes Duell liefern: Danilo Hondo und Marcel Sieberg (v.l.).

Sie werden sich auch heute Abend bei der Tour de Neuss ein heißes Duell liefern: Danilo Hondo und Marcel Sieberg (v.l.).

Foto: Roth

Danilo Hondos Auftritt von 2012 wird unvergessen bleiben in den Annalen der Tour de Neuss, egal, was beim Profi-Straßenrennen in der Neusser Innenstadt noch passieren mag: Drei Tage zuvor, kurz vor dem Ziel der Tour de France auf den Champs Elyséés, war der damals 38-Jährige böse gestürzt, hatte nach einer Kollision mit diversen Absperrgittern offene Wunden an Armen, Beinen und Gesicht davon getragen.

Das hinderte ihn nicht, in Neuss an den Start zu gehen, das hinderte ihn noch weniger, hinter SiegerChristian Knees, Altmeister Alessandro Petacchi und Dominik Nerz Platz vier zu belegen - was ihm selbstredend den Friedhelm-Hamacher-Gedächtnispreis eintrug, der seit dem Tode des Tour-Begründers vor fünf Jahren stets an den kämpferischsten Fahrer verliehen wird. Und das alles für eine Gage, für die ein beliebiger Fußball-Profi nicht mal eine Autogrammstunde geben würde.

Heute, wenn um 19.15 Uhr die Startpistole auf der Kaiser-Friedrich-Straße ertönt, steht Danilo Hondo erneut an der Startlinie. Auch das ist keine alltägliche Geschichte, denn der 40-Jährige ist mit dem Team Trek Facoty Racing (bei dem auch Jens Voigt unter Vertrag steht) bis heute Nachmittag bei der Tour de Wallonie durch die belgischen Ardennen unterwegs. 180 Kilometer beträgt die letzte Etappe von Malmedy nach Ans, um 16.05 Uhr soll die Zielankunft sein - dann braust Danilo Hondo mit dem Auto nach Neuss, wo die 81 Kilometer um den "Großen Preis der SKg-Getränke" auf ihn warten. "Das anstrengendste wird die Autofahrt", sagt Andreas Kappes, der Sportliche Leiter der Tour, mit dem eigenen Humor der Radprofis. Und schiebt nach: "Warmfahren braucht er sich ja nicht ..."

Der Grund, warum Danilo Hondo sich das antut, ist ganz einfach: Er will sich von seinen Neusser Fans verabschieden. Denn das Ende der Saison soll auch das Ende seiner langen Radsportkarriere sein, die ihm manche Höhen - Etappensieg beim Giro d'Italia 2001, zweiter Platz beim Klassiker Mailand-San Remo 2005, Sieg bei der Deutschen Straßenmeisterschaft 2002 und Gold bei der Bahn-WM 1994 in der Mannschaftsverfolgung - aber auch Tiefen wie seine zweijährige Wettkampfsperre bescherte, nachdem er 2005 auf der Murcia-Rundfahrt positiv auf das auf der Doping-Liste stehende Mittel Carphedon getestet worden war. Es blieben viele Ungereimtheiten, zum Beispiel, dass Hondo, der damals beim Team Gerolsteiner unter Vertrag stand, am Tag zuvor negativ getestet worden - und die Dosierung so gering war, dass sie kaum eine Wirkung hätte haben können.

Trotzdem wurde Hondo gesperrt, die Sperre durch Beschluss des Schweizerischen Bundesgerichts wieder aufgehoben, später wieder in Kraft gesetzt und dann sogar um jene 269 Tage verlängert, an denen er durch Einstweilige Verfügungen seine Startberechtigung erstritten hatte. Der Karriereknick war unvermeidlich, Hondo musste für kleinere Teams auf die Ochsentour gehen,doch er kämpfte sich zurück, wurde vom Team Lampre wieder für die Tour de France nominiert und verhalf als "Edelhelfer" Alessandro Petacchi 2010 zum grünen Trikot des besten Sprinters.

Doch jetzt sagt Danilo Hondo: "Es ist der richtige Zeitpunkt. Ich kann mit einem guten Gefühl vom Rad steigen." Das will er am 4. Oktober in Ditzingen tun, hat für sein letztes Rennen viele ehemalige Weggefährten wie Petacchi, André Greipel und Marc Cavendish eingeladen. 90 Siege stehen in seiner persönlichen Liste, der bei der Tour de Neuss fehlt noch. Vielleicht ändert sich da ja heute Abend.

(NGZ)
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