Analyse Das neue Selbstbewusstsein der Bayer-Bubis

Dormagen · Die Zweite Handball-Bundesliga gleicht einer Wundertüte voller Überraschungen. Mit 6:8 Punkten nach sieben Spieltagen befindet sich der TSV Bayer Dormagen zwar im Soll, hat aber auch schon wertvolle Zähler liegen gelassen. Sorgen bereitet nach wie vor die personelle Situation.

 Sebastian Damm ist das beste Beispiel für das gewachsene Selbstbewusstsein, mit dem die jungen Handballer des TSV Bayer Dormagen in dieser Spielzeit zu Werke gehen. Mit 52 Treffern führt er die Torjägerliste der Zweiten Handball-Bundesliga an und lässt sich auch von Fehlwürfen nicht beirren.

Sebastian Damm ist das beste Beispiel für das gewachsene Selbstbewusstsein, mit dem die jungen Handballer des TSV Bayer Dormagen in dieser Spielzeit zu Werke gehen. Mit 52 Treffern führt er die Torjägerliste der Zweiten Handball-Bundesliga an und lässt sich auch von Fehlwürfen nicht beirren.

Foto: Heinz Zaunbrecher

So frech ist keiner in der Zweiten Liga: Gleich im ersten Angriffszug gegen die Handballfreunde Springe schickte Trainer Jörg Bohrmann Eloy Morante Maldonado auf die zentrale Position im Rückraum des TSV Bayer Dormagen. Der junge Mann, der erst im Februar nächsten Jahres volljährige wird, hatte zwei Tage zuvor bei der 24:25-Niederlag in Saarlouis seine ersten beiden Zweitliga-Tore erzielt.

Nun macht Jörg Bohrmann das nicht vollkommen freiwillig. Die Einsätze von Morante Maldonado, des gleichaltrigen Maximilian Stutzke, des gerade 18 Jahre alt gewordenen Julian Mumme oder von Sebastian Linnemannstöns (22), der eigentlich aus freien Stücken lieber in der Reserve spielen möchte, aber immer wieder im Zweitliga-Team aushilft, sind (auch) der misslichen personellen Lage geschuldet, die sich durch die fast schon chronischen Schulterprobleme von Mannschaftskapitän Dennis Marquardt noch zu verschlimmern drohen.

Doch die jungen Leute passen ins System, so gut, dass kein Bruch ins Mannschaftsgefüge kommt, wenn Bohrmann sie auf die Platte schickt. Sie profitieren von der einheitlichen Handball-Philosophie, die am Höhenberg quer durch alle Mannschaften und Altersstufen umgesetzt wird. "Es ist richtig und so gewollt, dass mit Eloy Morante und Julian Mumme am Freitag und Sonntag wieder zwei A-Jugendliche im Team des Zweitligisten standen", sagt Ulli Kriebel, der die in der Bundesliga West nach drei Spieltagen noch ungeschlagene A-Jugend des TSV Bayer trainiert. Und sie profitieren davon, dass die meisten ihrer Nebenleute kaum älter sind, das gleiche System durchlaufen haben - und in dieser Saison ein schier unerschütterliches Selbstbewusstsein an den Tag legen, das ihnen in ihrer ersten Zweitliga-Spieltag noch fehlte. Sebastian Damm ist das beste Beispiel: Obwohl er selbst noch viele Fehler und Fehlwürfe macht, spielt der gerade mal 20 Jahre alte Linksaußen ohne große Selbstzweifel einfach weiter. Seine 16 Treffer aus dem Doppelpack gegen Saarlouis und Springe haben ihn wieder an die Spitze der Torjägerliste der gesamten Liga gebracht.

Und auch ein verloren geglaubtes Spiel wie das von Sonntagabend noch zu drehen ist nur möglich, wenn das Selbstvertrauen stimmt. "Mit 6:8 Punkten sind wir voll im Soll", rechnet Bohrmann vor, wohlwissend, dass es leicht zwei bis vier Zähler mehr hätten sein können. Was in einer Liga, die so ausgeglichen ist, dass jeder Spieltag einer Wundertüte voller Überraschungen gleicht, in der nach einem Sechstel der Saison kein Team mehr ohne Verlustpunkt ist, durchaus von Vorteil hätte sein können. Bayer trennen nur drei Zähler vom dritten Tabellenplatz, der zum Bundesliga-Aufstieg berechtigt, aber auch nur ein Punkt vom viertletzten Rang, der in die Drittklassigkeit führt und auf dem sich kurioserweise Erstliga-Absteiger TSG Friesenheim wiederfindet - enger geht's kaum noch.

Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es 4:10 Zähler. Viel entscheidender ist jedoch der Blick aufs Torverhältnis. Aktuell steht es bei 185:176, vor Jahresfrist lautete es 173:196, hatte der TSV doch da schon verheerende Klatschen gegen Rimpar (25:32), Bittenfeld (19:34) und Leipzig (28:35) einstecken müssen. Bislang haben die Dormagener noch kein Spiel höher als mit zwei Toren Unterschied verloren. Doch die Nagelprobe kommt am Samstag, wenn es zu den Rimparer Wölfen geht. Die Bilanz aus dem Vorjahr lautet 0:4 Punkte und 41:65 Tore - da wird sich zeigen, ob aus den Bayer-Bubis tatsächlich schon gestandene Zweitliga-Handballer geworden sind.

(NGZ)
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