Sportgeschichten (108) Das Turnerherz schlägt in Dormagen

Dormagen · Turn-Bundestrainerin Ulla Koch stammt aus Dormagen. Von dort kommt in Sarah Voss auch einer ihrer talentiertesten Schützlinge.

 Manchmal, wie beim Toyota International Cup in Japan, sind Ulla Koch (linkes Bild, 2.v.r.) und Sarah Voss (3.v.l.) gemeinsam unterwegs. Die Bundestrainerin des Deutschen Turnerbundes (oben links) stammt aus Dormagen, wo Sarah Voss mit ihrer Familie lebt.

Manchmal, wie beim Toyota International Cup in Japan, sind Ulla Koch (linkes Bild, 2.v.r.) und Sarah Voss (3.v.l.) gemeinsam unterwegs. Die Bundestrainerin des Deutschen Turnerbundes (oben links) stammt aus Dormagen, wo Sarah Voss mit ihrer Familie lebt.

Foto: DTB (2)/B. Schwall

"Grüß mir mein Dormagen," sagt Ulla Koch immer dann, wenn sie Sarah Voss beim Kader-Lehrgang des Deutschen Turnerbundes (DTB) in Frankfurt trifft. Die Bundestrainerin, die heute in Bergisch-Gladbach wohnt, ist immer noch oft und gerne in ihrer Heimatstadt. "Meine Familie wohnt in Dormagen, die ich oft besuchen fahre," sagt Koch, "und natürlich bin ich ein großer Fan des Schützenfestes, nahezu jeder Mann in unserer Familie war schon einmal Schützenkönig." Auch das Kleid für den "Ball des Sports" Anfang Februar in Wiesbaden hat die DTB-Cheftrainerin in Dormagen gekauft.

Ihr Weg zum Turnen war eher ungeplant. Eigentlich betrieb sie Leichtathletik und war sogar Bezirksmeisterin im Kugelstoßen. Durch eine Anmeldung in der falschen Abteilung landete Koch dann in der Turnabteilung des TSV Bayer Dormagen. "Ab diesem Zeitpunkt gab es in meinem Leben keine Turn-Pause mehr," sagt die 62-Jährige, "ich war lange selbst aktive Turnerin und unterstützte schon früh als Nachwuchs-Trainerin die Übungsleiter beim TSV."

Auch während ihres Studiums an der Deutschen Sporthochschule in Köln war die spätere Diplomsportlehrerin immer als Trainerin aktiv und sammelte wertvolle Erfahrung und Kontakte. Gemeinsam mit ihrem Mann Dieter Koch ging sie nach Bergisch Gladbach an den Bundesstützpunkt, arbeitete ehrenamtlich in der Nachwuchsarbeit und parallel als Sport- und Kunstlehrerin. 2005 übernahm sie das Amt der Bundestrainerin und löste damit ihren Mann ab.

In Bergisch Gladbach trafen sich auch zum ersten Mal die Wege von Ulla Koch und Sarah Voss. "Ich erkannte ihr Talent und empfahl Sarah, zum Turnzentrum nach Köln zu wechseln," sagt Koch, "sie hat die beste Technik und ein sehr gutes Körpergefühl. Sie weiß immer ganz genau, wo sie sich in der Luft befindet." Die junge Sportlerin folgte dem Rat und trainiert seitdem am Leistungszentrum der Deutschen Sporthochschule Köln.

Auf eine Schule in Köln zu wechseln und aufs Internat zu gehen, um sich lange Fahrzeiten zu ersparen, lehnte sie allerdings ab. "Ich bin ein Familienmensch und froh, den Rückhalt der Familie haben zu können," sagt die Schülerin des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden. "Auch die Schule unterstützt mich und ich bekomme Freistellungen für Frühtraining, Lehrgänge und Wettkämpfe," sagt die Zwölft-Klässlerin, die ihre Schulausbildung auf 13 Jahre ausdehnen darf, um den hohen Trainingsaufwand von 25 bis 30 Stunden pro Woche neben der Schule zu managen.

Auch Klausuren werden deshalb schon mal außerhalb der Schule in der Turnhalle oder im Hotelzimmer geschrieben. "Die letzte Klausur habe ich in Japan geschrieben, als ich beim Toyota International Cup war," sagt die 18-jährige. Nach einem sehr guten Wettkampf mit dem zweiten Platz am Sprung und dem dritten am Boden setzte sie sich ins Hotel und bekam von Ulla Koch die Erdkundeklausur vorgelegt. Aber die Turnerin, die, bevor ihre Familie nach Dormagen zog, ihre Anfänge in der gleichen Halle in Wetzlar wie Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen hatte, weiß, wofür sie das macht: "Die Olympischen Spiele 2020 sind mein großes Ziel. Auf dem Weg dahin muss ich dieses Jahr beim Einzelweltcup bestmöglich abschneiden und versuchen, für die EM und WM nominiert zu werden."

Rücksprache hält sie dabei immer auch mit der Bundestrainerin, die sich stets auf Lehrgänge in Frankfurt mit Sarah Voss freut, denn "Sarah hat immer die beste Laune im Kader." Vielleicht, weil beide aus Dormagen kommen.

(hane)
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