Lokalsport Dem Erftlauf bleiben die Läufer weg

Neuss · Bis zum Meldeschluss lagen für die 43. Auflage des Traditionslaufs, der am Samstag auf der Wolker-Anlage startet, nur 505 Anmeldungen vor.

Lokalsport: Dem Erftlauf bleiben die Läufer weg
Foto: Schröder, Gustav

Früher, als das Laufen noch keine Massenbewegung war, führte am Neusser Erftlauf kein Weg vorbei. Es gab nur eine Strecke - zunächst 12, dann 14 und schließlich seit 1977 15 Kilometer lang. Und auf der schnürte eigentlich jeder die Schuhe: Von Weltmeister Willi Wülbeck (Sieger 1979), Marathon-Weltrekordlerin Christa Vahlensieck (Siegerin 1973 und '78), Marathon-Olympiateilnehmer Paul Angenvoorth (Sieger 1974) bis zu den heimischen Assen Bernd Kofferschläger (3 Siege), Bernd Rangen (4 Siege), Martin Grüning (4 Siege), der 1991 den immer noch gültigen Streckenrekord von 45:38 Minuten aufstellte, und ihren Kolleginnen Tanja Kalinowski (vier Siege, davon 1990 mit dem gleichfalls noch gültigen Streckenrekord von 52:02 Minuten), und Petra Maak, die zwischen 1984 und 2008 sagenhafte acht Mal als Siegerin durchs Ziel auf der Wolker-Anlage lief.

Auch die - damals noch nicht so zahlreich vorhandenen - Hobbyläufer kamen, egal ob es (was oft genug der Fall war) stürmte, regnete oder manchmal sogar schneite. 1986 verzeichnet die Chronik 640 Starter allein auf der 15-Kilometerdistanz, fünf Jahre später sind es 980, die mittlerweile zwischen dem "Klassiker" und einem "Volkslauf" über 5 Kilometer wählen konnten. Eine Zahl, die bis heute unerreicht ist. Beim Jubiläumslauf, dem 40. vor drei Jahren, wurde diese Marke mit 912 "Finishern" knapp verfehlt - da waren aber auch alle Teilnehmer an Bambini- und Schülerläufen mitgerechnet.

Lokalsport: Dem Erftlauf bleiben die Läufer weg
Foto: Schröder, Gustav

Von da an ging's bergab. 2013 waren es immerhin noch 850 Teilnehmer, ein Jahr später 737. Inzwischen scheint der ältesten ununterbrochen ausgetragenen Laufveranstaltung im Rhein-Kreis Neuss die Puste auszugehen. Bis zum offiziellen Meldeschluss am gestrigen Mittwoch waren erst 505 Voranmeldungen eingegangen, davon gerade mal 264 für den Erftlauf-Klassiker, den Lauf über 15 Kilometer, der um 14 Uhr gestartet wird. Und weil das Anmeldeportal im Internet geschlossen ist, bleibt Ausrichter DJK Novesia Neuss nur noch die Hoffnung auf Nachmeldungen vor Ort - die sind am Samstag ab 10 Uhr bis eine halbe Stunde vor dem jeweiligen Start auf der Ludwig-Wolker-Anlage möglich.

Dass dem Traditionslauf die Läufer wegbleiben, hat seine Gründe, und die sind zum Teil hausgemacht. Ständige, teilweise durch Baumaßnahmen erzwungene, Änderungen der Streckenführung machen einen Lauf nicht gerade populär. Läufer, die nicht nur das Erlebnis suchen, sondern gerne ihre Zeiten stoppen, stehen mehr auf Verlässlich- und Vergleichbarkeit. Und das Chaos vom vergangenen Jahr, als ein Streckenposten den Fünf-Kilometerlauf in die falsche Richtung schickte und der 15-Kilometerlauf deshalb erst mit halbstündiger Verspätung gestartet werden konnte, dürfte auch nicht so schnell in Vergessenheit geraten sein.

Bekannte Namen sucht man in der Meldeliste bislang vergeblich. Der prominenteste Läufer kommt einen Tag später zur Wolker-Anlage: Jan Fitschen, 2006 Europameister über 10.000 Meter, präsentiert und signiert am Sonntag ab 11 Uhr sein Buch "Wunderläuferland Kenia" und zeigt Bilder und Filme von seinen dortigen Trainingsaufenthalten. Anschließend steht ein gemeinsamer Trainingslauf auf dem Programm. Eintrittskarten sind bei Laufsport Bunert in Neuss oder während des Erftlaufs zum Preis von 10 Euro käuflich zu erwerben. Christa Vahlensieck, Paul Angenvoorth und Martin Grüning haben damals noch Startgeld entrichtet . . .

(NGZ)
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