Lokalsport Der Neusser HV macht souverän sein Meisterstück

Neuss · Schon vor dem Anpfiff als Meister feststehend, bleibt der NHV auch gegen HSG Krefeld ungeschlagen.

 Ausgelassener Jubel nach vollbrachter Tat: Dennis Aust, Niklas Weis und Philip Schneider (v.r.). Ausgelassener Jubel nach vollbrachter Tat: Dennis Aust, Niklas Weis und Philip Schneider (v.r.).

Ausgelassener Jubel nach vollbrachter Tat: Dennis Aust, Niklas Weis und Philip Schneider (v.r.). Ausgelassener Jubel nach vollbrachter Tat: Dennis Aust, Niklas Weis und Philip Schneider (v.r.).

Foto: Woitschützke Andreas

Die ganz große Sause war es (noch) nicht, mit der 984 Fans und knapp zwei Dutzend Handballer des Neusser HV am Samstagabend den Westdeutschen Meistertitel und den damit verbundenen Aufstieg in die Zweite Bundesliga feierten. "Die offizielle Aufstiegsparty gibt es erst nach dem letzten Heimspiel", kündigte der gerade rechtzeitig zum Anpfiff aus Island zurückgekehrte NHV-Vorsitzende Volker Staufert an.

 Sektdusche für die Meisterväter: Viktor Fütterer und Vladimir Bozic begießen Thomas Koblenzer und Ceven Klatt (v.r.).

Sektdusche für die Meisterväter: Viktor Fütterer und Vladimir Bozic begießen Thomas Koblenzer und Ceven Klatt (v.r.).

Foto: Woitschützke Andreas

Das führt am 6. Mai ausgerechnet den bislang schärfsten Rivalen Eintracht Hagen in die Hammfeldhalle, der am Freitagabend mit seiner 34:38-Heimniederlage gegen den Leichlinger TV die Neusser vorzeitig und ohne deren Zutun zum Meister machte. Christopher Klasmann hatte das überraschende Ergebnis aus der Ischelandhalle nach dem Schlusspfiff rasch in der mannschafts-internen WhatsApp-Gruppe herumgeschickt - und damit Jubel, aber auch ein bisschen Ratlosigkeit ausgelöst: "Natürlich wären wir lieber mit einem eigenen Sieg aufgestiegen als auf dem Sofa", bekannte Ceven Klatt, "der Druck war seit Freitagabend natürlich nicht mehr so richtig da." Um trotzdem die nötige Spannung für das vorletzte Heimspiel vor so gut wie ausverkauftem Haus aufzubauen, änderte der NHV-Trainer flugs die Marsch- und Zielrichtung: "Jetzt wollen wir die Saison auch ungeschlagen beenden."

 Im Ringelreihen in die Zweite Bundesliga: die Spieler des Neusser HV nach dem Schlusspfiff.

Im Ringelreihen in die Zweite Bundesliga: die Spieler des Neusser HV nach dem Schlusspfiff.

Foto: A. woitschützke

Teil eins von dreien gelang, weil der Tabellenführer wieder einmal in der Schlussphase mehr zuzusetzen hatte als sein Gegner. Bis auf 20:21 hatte sich die HSG Krefeld in der 46. Minute herangekämpft, nach schnellem 1:6-Rückstand (10.) die folgenden 36 Spielminuten mit 19:15 für sich entschieden. Und das, obwohl die Gäste haufenweise Fehler machten und oftmals freistehend an NHV-Torhüter Vladimir Bozic scheiterten - was so einiges über das "Schaulaufen" vor voll besetzten Rängen sagt.

Lokalsport: Der Neusser HV macht souverän sein Meisterstück
Foto: Woitschützke Andreas

Wäre es da tatsächlich noch um den Aufstieg gegangen, hätte es spannend und nervenaufreibend werden können aus Sicht der Hausherren. Oder auch nicht. "Wenn der Druck da gewesen wäre, hätten wir viel konzentrierter gespielt und Krefeld nach unserer 6:1-Führung gar nicht mehr herankommen lassen", meinte NHV-Kapitän Bennet Johnen. So oder so: Am Ende gab einmal mehr die bestens bestückte Bank den Ausschlag zugunsten des Westdeutschen Meisters. Klatt schickte in Brian Gipperich, Philip Schneider und Thomas Bahn drei frische Kräfte aufs Parkett und den nach einigen Unkonzentriertheiten nach 23 Minuten auf die Bank beorderten Daniel Pankofer wieder statt des eher schwach agierenden Alexander Oelze auf die Regieposition. Die Folge: Nicht zuletzt dank fünf Gipperich-Treffern innerhalb von nicht einmal 20 Minuten stellten die Hausherren die Partie vollkommen auf den Kopf und feierten mit dem 29:22 (Halbzeit 14:12) den 27. Sieg im 28. Punktspiel.

Danach gab es, zumindest bei den Akteuren, kein Halten mehr: Dutzende Sektflaschen mussten den Korken und danach ihren Inhalt lassen, wobei sich der Löwenanteil über Trainer Ceven Klatt ergoss. Der 33-Jährige nahm es gelassen: "Zumindest ist es gut, dass es heute keinen Trainertalk gibt."

Was hätte er auch sagen sollen? "Die Jungs haben auch in dieser ungewöhnlichen Situation Charakter bewiesen und das Spiel souverän nach Hause gebracht", stellte er unwidersprochen fest. Diese Eigenschaften machen einen Meister, wie es ihn in der Geschichte der Dritten Liga West noch nicht gegeben hat. Punktbester Titelträger bisher war der TuS Ferndorf (56:4 Punkte in der Saison 2014/15), nur der TSV Bayer Dormagen blieb bei seinem Titelgewinn 2014 (53:7) sonst noch im einstelligen Minusbereich.

"Jetzt wollen wir die Saison mit 59:1 Punkten abschließen", kündigt Geschäftsführer René Witte an. Auch wenn die Gegner Dormagen (am kommenden Samstag, 19 Uhr) und Hagen (am 6. Mai) heißen - die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass dieses Unterfangen gelingt. Die einst als "Endspiel" betrachtete Partie gegen die Hagener, die jetzt noch um den Einzug in die Aufstiegsrelegation der Tabellenzweiten bangen müssen, wird gleichzeitig der letzte Auftritt als Neusser HV sein.

Denn in der Zweiten Liga geht die neue Spielgemeinschaft mit dem ART Düsseldorf künftig als "HC Rhein Vikings" an den Start. Wo sie das tut, ist nicht geklärt: "Mit uns hat noch keiner darüber gesprochen", sagt Dirk Brügge, als Kreisdirektor und Sportdezernent "Hausherr" der kreiseigenen Hammfeldhalle. Der Rhein-Kreis hat Bereitschaft signalisiert, die Halle "im Rahmen der Möglichkeiten" zweitliga-tauglich zu machen - wenn die "Vikings" es denn wollen.

(NGZ)
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