Lokalsport Der ungeliebte Platz an der Tabellenspitze

Neuss · In der Ringer-Oberliga möchte am Ende keiner Erster sein - weil er dann in die Bundesliga muss.

 Auf dem Weg in die Bundesliga? Grigorii Stepanov und die Trainer Max Schwindt und Oleg Dubov (hinten) schauen eher skeptisch drein.

Auf dem Weg in die Bundesliga? Grigorii Stepanov und die Trainer Max Schwindt und Oleg Dubov (hinten) schauen eher skeptisch drein.

Foto: -woi

Es ist schon paradox: In anderen Sportarten kämpfen Vereine verzweifelt um den Aufstieg - in der Oberliga, der höchsten Klasse des nordrhein-westfälischen Ringerverbandes, möchte hingegen am Saisonende keiner so richtig gerne auf dem ersten Tabellenplatz stehen.

Der Grund: Der Deutsche Ringer-Bund (DRB) hat nach dem Clinch mit etlichen Spitzenklubs, die eine eigene Liga gründen wollten, seine Ligenstruktur reformiert und vor Saisonbeginn die Zweite Bundesliga gestrichen. Mithin bildet die Oberliga nun den Unterbau der in drei Gruppen zu je sieben Mannschaften aufgeteilten Bundesliga. Mit weitreichenden Folgen: Wer Meister der Oberliga, der eigentlich dritthöchsten Klasse, wird, steigt in die Bundesliga auf. Und er muss das tun - denn ein Aufstiegsverzicht, wie er in der Vergangenheit gang und gäbe war, wird mit einer Rückstufung in die Bezirksliga bestraft.

Das stürzt die Vereine in ungeahnte Schwierigkeiten. Auch den KSK Konkordia Neuss. Dass er am letzten Kampftag der Hinrunde durch einen 26:9-Sieg über den KSV Hohenlimburg die Tabellenführung übernahm, löste beim ehemaligen Bundesligisten jedenfalls keine Freudentänze aus. Denn die Spitzenposition fiel den Neussern nur zu, weil der bisherige Tabellenführer TV Essen-Dellwig beim TKSV Bonn-Duisdorf, der zuvor erst zwei Punkte auf sein Konto gebracht hatte, mit 10:24 unterging. Ein Schelm, der Böses dabei denkt? Merkwürdig mutet es schon an, dass der Zweitliga-Absteiger aus dem Kader, der eine Woche zuvor den KSK Konkordia mit 19:13 bezwang, nur die Gebrüder Ramzan und Hamzat Awtaew einsetzte, die prompt acht der zehn Essener Punkte holten.

"Siege, sprich Erfolge, sollen belohnt werden, aber nicht so," sagt dazu Hermann J. Kahlenberg. Der Neusser Ehrenpräsident gibt zu, dass der KSK Konkordia selbst noch nicht so recht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. Ein Aufstieg in die Bundesliga, selbst wenn er finanziell zu stemmen wäre - dort wurde eine Budgetobergrenze von 150.000 Euro eingeführt, es müssen sechs deutsche Ringer im Kader stehen, in dem nur noch ein Nicht-EU-Ausländer erlaubt ist - käme für die junge KSK-Mannschaft zu früh, "eine Rückstufung in die Bezirksliga wäre gleichbedeutend mit dem Ende unserer hervorragenden Jugendarbeit", sagt Kahlenberg. Noch bleiben sieben Kämpfe in der Rückrunde und die Hoffnung, dass von den dichtauf liegenden Verfolgern - Essen und Landgraaf sind punktgleich mit Neuss, Krefeld zwei Zähler zurück - einer in die Bundesliga möchte.

Sportlich gesehen lief's überaus glatt beim Sieg über Hohenlimburg, auch wenn im Schwergewicht vier Punkte kampflos quittiert werden mussten. Ayub Musaev, Lom-Ali Eskijev und Grigorii Stepanov sind nach ihren Siegen weiter ungeschlagen, auch Deni Nakaev, Kirill Surikow und der erstmals wieder eingesetzte Jonas Billstein fuhren die volle Punktzahl ein. Anatolij Efremov erledigte den Rest.

Da auch die Reserve gewann (27:8 gegen Altenessen) und die Tabellenführung in der Landesliga übernahm, hätte es eigentlich ein schönes Wochenende werden können für den KSK - gäbe es da nicht den Deutschen Ringer-Bund.

(NGZ)
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