Lokalsport Die deutsche Fecht-Pleite

Dormagen · Nur die beiden Bronzemedaillen für den TSV Bayer Dormagen schönen die WM-Bilanz

So ändern sich die Zeiten: Früher durften deutsche Säbelfechter froh sein, wenn sie von ihrem Verband überhaupt zu Großereignissen mitgenommen wurden. Im Medaillen- und Titelrausch der anderen Waffengattungen spielten sie kaum eine Rolle. Inzwischen ist der Deutsche Fechterbund (DeFB) froh, dass er Säbelfechter - und einen Stützpunkt namens TSV Bayer Dormagen hat.

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro verhinderten nämlich allein die Bronzemedaille von Max Hartung und die gleichfarbige des Säbelteams, zu dem außer ihm noch seine Dormagener Vereinskollegen Nicolas Limbach, Benedikt Wagner und Matyas Szabo gehörten, die deutsche Totalpleite bei den Weltmeisterschaften in Moskau - alle anderen blieben ohne Edelmetall.

"Eigentlich sollte die WM ein Jahr vor den Spielen einen Schub Richtung Olympia geben", weiß Olaf Kawald, Fachbereichstrainer Säbel beim DeFB und Fechtkoordinator beim TSV Bayer Dormagen, "vor London hat das auch funktioniert." In Moskau war das nicht der Fall - die einst erfolgsverwöhnten Deutschen müssen im Degen und Florett sogar um die Fahrkarten nach Brasilien fürchten. Bittere Ironie: Ausgerechnet die Säbelfechter sind in Rio nur im Einzelwettbewerb am Start, was bedeutet, dass maximal zwei Deutsche dabei sein können - von denen Max Hartung schon so gut wie feststeht.

Um so wichtiger war für das Bayer-Quartett der Mannschaftswettbewerb in Moskau. "Wenn wir jetzt zum Schluss nicht gewonnen hätten, wären wir traurig gewesen", sagte Max Hartung nach dem 45:30-Sieg im Gefecht um Platz drei gegen Frankreich, "das Geheimnis ist, dass wir einfach als Team Spaß haben."

Von Enttäuschung über den verlorenen Titel war wenig zu spüren. "Bronze ist super. Da kann man nicht meckern", befand Hartung. Und Benedikt Wagner, der im Gegensatz zum Einzel im Teamwettbewerb groß auftrumpfte, ergänzte: "Nach dem verlorenen Halbfinale haben wir uns umso mehr vorgenommen, Bronze zu holen." Eine Bewertung der 32:45-Schlappe im Halbfinale gegen Gastgeber Russland verkniff sich das Quartett: "Man muss ganz klar sagen, dass es uns nicht leicht gemacht wurde", sagt Wagner. Vilmos Szabo wird deutlicher: "Leider war der Kampfrichter absolut auf der Höhe, aber eben einseitig." Trotzdem überwog auch beim Bundestrainer die Freude: "Ich habe eine klasse Mannschaft, die das durchgezogen hat. Das macht mich sehr glücklich."

(NGZ)
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