Analyse Die halbe Liga kämpft gegen den Abstieg

Dormagen · In der Zweiten Handball-Bundesliga tobt der Kampf um den Klassenverbleib härter denn je. Den TSV Bayer Dormagen auf dem vorletzten Tabellenplatz trennen gerade mal fünf Punkte von Rang 13.

 Mit vereinten Kräften gegen den drohenden Abstieg stemmen - so stellt sich der TSV Bayer Dormagen den weiteren Saisonverlauf vor.

Mit vereinten Kräften gegen den drohenden Abstieg stemmen - so stellt sich der TSV Bayer Dormagen den weiteren Saisonverlauf vor.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Wer in zehn Spielen hintereinander nur einen Sieg - und den noch am "grünen Tisch" - holt, ziert normalerweise abgeschlagen das Ende einer Tabelle, egal in welcher Sportart und Spielklasse. Nicht so in der Zweiten Handball-Bundesliga: Weil fast die Hälfte der 21 Mannschaften gegen den Abstieg kämpft, hat der 24:22-Sieg vom Sonntagabend beim VfL Bad Schwartau den zuvor extrem erfolg- und glücklosen TSV Bayer Dormagen wieder mitten hinein ins Geschäft gebracht.

Die Dormagener profitieren davon, dass gleich sechs weitere Klubs ähnlich atemberaubende Negativserien zwischen 1:15 (TuS Ferndorf) und 5:11 Punkten (Empor Rostock) aus den letzten acht Spielen hingelegt haben wie sie (4:12). Zwei Spieltage vor Ende der Hinrunde beträgt der Abstand zum rettenden 17. Tabellenplatz deshalb nur drei Zähler, selbst zu Platz 13 sind es nur fünf Punkte.

Zum Vergleich: Vor einem Jahr standen die Dormagener nach 17 von 19 Hinrundenspielen in der damals 20 Klubs umfassenden Liga mit 9:25 Punkten auf Rang 17, dem ersten Abstiegsplatz, der Rückstand zum rettenden Ufer betrug zwei, der zu Platz 13 genau wie heute fünf Zähler. Die Abschlusstabelle der Hinrunde wies sie mit 11:27 Punkten ebenfalls als 17. aus, vom rettenden 16. Rang nur durch das schlechtere Torverhältnis getrennt.

Sollte der Sieg von Sonntagabend sich nicht als Eintagsfliege erweisen, ist also noch alles drin in der bis zum 4. Juni dauernden, durch die EM-Pause vom zweiten Weihnachtstag bis zum 6. Februar unterbrochenen Spielzeit. Allerdings werden die Dormagener wohl mehr Punkte holen müssen als jene 27, die in der vergangenen Saison zum Ligaverbleib reichten. "32 bis 34 Punkte wird man mindestens brauchen", ist Dormagens Trainer Jörg Bohrmann überzeugt.

Eine Marke, an der viele Klubs mächtig zu knabbern haben werden. In der Tabelle ist eine deutliche Trennlinie zu erkennen. Mit Platz zwölf , auf den der stark gestartete Aufsteiger Wilhelmshavener HV "dank" 4:12 Zählern aus den letzten acht Spielen und jetzt 17:19 Punkten abgerutscht ist, beginnt die Zone der akut vom Abstieg bedrohten Mannschaften, in die vielleicht auch TuSEM Essen (11., 18:20) und der VfL Bad Schwartau (10., 18:18) hineinrutschen könnten. "Das waren aus unserer Sicht zwei Punkte, die richtig weh tun", stellte deshalb Schwartaus Trainer Torge Greve nach der Niederlage gegen Dormagen fest.

Kein Zufall: Bis auf den TV Neuhausen (12:4 Punkte trotz zuletzt zwei Niederlagen in Folge) und Erstliga-Absteiger SG Bietigheim (8:8 Punkte) weisen alle Teams ab Tabellenplatz zwölf deutlich negative Bilanzen aus den vergangenen acht Spielen auf. Der TuS Ferndorf wartet gar seit dem 3. Oktober auf einen Sieg, auch die zwischenzeitlich an höhere Tabellenregionen anklopfende HG Saarlouis befindet sich nach zuletzt 2:14 Punkten in Folge wieder mitten im Abstiegskampf.

Möglicherweise wird die Zweitliga-Tabelle am Jahresende ohnehin kräftig durcheinander gewirbelt. Bis zum 31. Dezember müssen nämlich alle Erst- und Zweitligaklubs eine Verbesserung des negativen bilanziellen Eigenkapitals um 30 Prozent vorweisen, wer das nicht kann, dem droht laut Lizenzierungsrichtlinien der Abzug von vier Punkten. Dem Vernehmen nach sollen in dieser Hinsicht mehrere Zweitligisten gefährdet sein.

Der TV Emsdetten räumte in der vergangenen Woche in einer Erklärung auf der Vereins-Homepage finanzielle Schwierigkeiten ein: "Fest steht, dass der Spielbetrieb für das Kalenderjahr 2015 gesichert ist. Ob es im Februar 2016 aber mit dem Dettener Handball weitergeht ist, Stand jetzt, noch nicht in trockenen Tüchern", heißt es dort.

Im Gegensatz zur vergangenen Spielzeit, als der Lizenzentzug für den TV Großwallstadt der HG Saarlouis den Ligaverbleib bescherte, werden Rückzüge aus wirtschaftlichen Gründen diesmal jedoch nicht auf die Zahl der sportlichen Absteiger angerechnet - die letzten Vier (nicht Fünf, wie in manchen Medien verbreitet) der Tabelle werden am 4. Juni 2016 auf jeden Fall den Gang in die Dritte Liga antreten müssen.

(NGZ)
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