Fulminante Steigerung nach der Pause Die Könige der zweite Halbzeit

Von Volker Koch Auch sein letztes Spiel im alten Jahr gewann Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen dank einer fulminanten Steigerung nach der Pause. "Das spricht für den physischen und mentalen Zustand der Mannschaft", meinte Trainer Kai Wandschneider nach dem 33:23-Sieg über den ThSV Eisenach.

Von Volker Koch Auch sein letztes Spiel im alten Jahr gewann Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen dank einer fulminanten Steigerung nach der Pause. "Das spricht für den physischen und mentalen Zustand der Mannschaft", meinte Trainer Kai Wandschneider nach dem 33:23-Sieg über den ThSV Eisenach.

Kai Wandschneider kriegte das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, selbst der Gedanke an die Rückfahrt ins heimische Köln über verschneite Straßen konnte dem 46 Jahre alten Handball-Lehrer am vorletzten Abend des alten Jahres nicht die Laune verderben: "Das war einfach Klasse, was die Jungs im zweiten Durchgang gespielt haben", kommentierte er den 33:23-Sieg (Halbzeit 13:13) über den Ex-Erstligisten ThSV Eisenach, mit dem der TSV Bayer Dormagen seinen zweiten Tabellenplatz in der Zweiten Liga Süd vor der dreiwöchigen Pause festigte.

Wandschneider hatte allen Grund, auf seine "Jungs" stolz zu sein an diesem Abend. Was nach dreißig Minuten noch nach einer "ganz engen Kiste" (TSV-Pressesprecher Knut Kleinsorge voll böser Vorahnungen in der Halbzeitpause) ausgesehen hatte, wurde zu einem spielerischen Triumphzug für die Hausherren, die ihren Gästen gleich vier Tore per Kempa-Trick, zwei davon per Doppel-Kempa, einschenkten.

"Welche Mannschaft schafft das schon?", fragte Kleinsorge und dachte im Überschwang der Gefühle laut nach: "Eigentlich müssten wir Bernhard Kempa mal zu einem Spiel einladen." Der "Erfinder" des Tricks wurde vor anderthalb Monaten 85 Jahre alt. "Noch heute gehört Kempas Erfindung, der getimte Luftpass, der in der Regel einhändige Fang des Balles und der folgende Abschluss durch den in den Kreis fliegenden Spieler am meist verdutzten Schlussmann vorbei zu den Highlights des Handballspiels", schrieb die "Handballwoche" in ihrer Laudatio in der Ausgabe vom 22. November.

Wer davon gleich vier erfolgreich abschließt, und das im achten Pflichtspiel innerhalb von fünf Wochen, "der muss einfach gut drauf sein, physisch wie mental", meint Wandschneider. In der Tat: Seine Schützlinge sind die "Könige der zweiten Halbzeit". Zählten nur die zweiten dreißig Minuten, der TSV Bayer wäre souveräner Tabellenführer der Zweiten Liga Süd. Nur ein Mal, ausgerechnet im Heimspiel gegen den LTV Wuppertal (27:27, Pausenstand 15:11) haben die Dormagener eine zweite Halbzeit nicht gewonnen in den 17 Meisterschaftsspielen dieser Saison.

Vier Mal (in Kornwestheim, gegen Oftersheim, in Friesenheim, in Leutershausen) endete der zweite Durchgang Unentschieden. Spitzenreiter Balingen der mit zwei Punkten Vorsprung (29:5 zu 27:7) und einem nur noch geringfügig besseren Torverhältnis (+87 zu +81) in die Pause geht, hat hingegen fünf Mal den zweiten Durchgang eines Meisterschaftsspiels verloren. Zahlenspielerei? Keineswegs. "Handballspiele werden hinten 'raus gewonnen", wusste schon Altmeister Andreas Thiel.

Und da scheint sein ehemaliges Team im Moment mehr zuzusetzen zu haben als die Konkurrenz. Wenngleich Alexander Koke findet: "Wir sind noch längst nicht ausgereizt." Der Dormagener Spielmacher, von dem meist die Anspiele zu den Kempa-Tricks ausgehen, bezieht sich selbst durchaus mit ein: "Vielleicht treffe ich ja bald mal wieder", sagt der 26-Jährige, der seit seiner Gala-Vorstellung von Friesenheim Ladehemmung hat.

"Aber so wichtig wie in der vergangenen Saison sind meine Tore nicht mehr, weil wir jetzt bessere Spieler auf den Halbpositionen haben", lobt Koke seine Nebenleute. Wenn dann ein Mann wie Joey Duin ("so einen Wurf habe ich noch nie gesehen", sagt Koke über den Niederländer) auch noch lerne, den Kreis oder die Außen anzuspielen, "dann sind wir noch besser." Am 21. Januar geht's in Gelnhausen weiter.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort