Lokalsport Dieter Wolf liebt die ganz schweren Brocken

Norf · Nur ein gereizter Ischiasnerv und die Arbeit an seiner Autobiografie können den bald 80-Jährigen aus Norf vom Steinewerfen abhalten.

 Mit dem nötigen Willen und ganz viel Training lässt sich selbst der schwerste Brocken stemmen: Dieter Wolf schleudert für sein Leben gern Steine.

Mit dem nötigen Willen und ganz viel Training lässt sich selbst der schwerste Brocken stemmen: Dieter Wolf schleudert für sein Leben gern Steine.

Foto: WOI

Im August wird Dieter Wolf 80. Für ihn kein Problem. Da hält er es gar nicht mit Modeschöpfer Karl Lagerfeld. Für den ist "älter zu werden, etwas Grauenvolles!" Also wirklich. Dieter Wolf hat gar keine Zeit, sich mit derlei Belanglosigkeiten ernsthaft zu beschäftigen. Er geht lieber auf Rekord- und Titeljagd, hat in seiner Karriere als Spezialsportler mit dem Faible fürs Steinwerfen national und international einfach schon alles abgeräumt, was mit Gold-, Silber oder Bronzemedaillen belohnt wird. 80 und kein bisschen müde, auch ein passender Titel für sein autobiografisches Buch. Das will er bis Herbst abgeschlossen haben.

Gerade fährt der mit seiner unglaublich geduldigen Frau Bärbel in Norf wohnende Leichtathlet des TSV Bayer Dormagen mal wieder zweigleisig: Der ehemalige Geheimdienst-Offizier bringt seine dramatischen Erlebnisse im Kampf gegen Stasi-Agenten, kriminelle Mitbürger und bis an die Zähne bewaffnete Khmer Rouge Rebellen zu Papier. Dafür interessiert sich inzwischen sogar Oberstleutnant Dr. Helmut R. Hammerich, der am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam (ZMS) im Auftrag des Verteidigungsministeriums alles Wissenswerte über die Arbeit des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) zusammenträgt. Auch deshalb legt Wolf größten Wert darauf, dass sich seine Geschichten tatsächlich genauso zugetragen haben, "nur die Namen sind fiktiv."

Parallel dazu werkelte er an der Physis, galt es nach hartnäckigen Beschwerden am Ischiasnerv doch rechtzeitig zum ersten Wettkampf des Jahres in Form zu kommen. Das gelang leidlich, zufrieden mit seinen Leistungen bei den nationalen Titelkämpfen des Werfer-Spezialverbandes in Mutterstadt war er allerdings nicht. Seine Hoffnung im Hinblick auf die Weltmeisterschaften Mitte August im ungarischen Tata: "Es kann nur besser werden. Noch fehlt die Power - die hebe ich mir für die WM auf." Quartier auf dem Treppchen machten er und sein Vereinskollege Heinz-Georg Schmitz trotzdem: In der Altersklasse M80 stellten sich die beiden immer noch rüstigen Oldies vom Höhenberg in vier Wettbewerben der Konkurrenz aus ganz Deutschland: Im Dreikampf mit der drei Kilogramm schweren Kugel belegte Wolf mit 31,77 Metern hinter Bernhard Bolz vom TV Liedolsheim (31,88) und vor Schmitz (31,57) Rang zwei. In der Disziplin "Diskus Griechisch", bei der eine Eisenscheibe (2,5 kg) aus dem Stand abgefeuert wird, lag Toni Gassmann (TV Pforzheim) mit rund 19 Metern klar vor Wolf (15,85) und Schmitz (14,52). Im einarmigen Gewichtwerfen (3 kg) verpasste Schmitz als Vierter mit 17,01 Metern das Siegerpodest, das Wolf (20,35) hinter Bolz (21,50) und Gassmann (21,00) als Gewinner der Bronzemedaille bestieg.

Nicht um einen DM-Titel ging es zum Abschluss im Einlage-Wettstreit Dreikampf mit der vier Kilogramm schweren Kugel. Ziel der Aktion war, den fast schon antiken Rekord von Heinz Loos (LG Düsseldorf) aus dem Jahr 1994 zu verbessern. Der stand in der Altersklasse M80 bei 24,67 Meter. Auftrag erfüllt: Natürlich betätigte sich wiederum Dieter Wolf als Weitenjäger. Mit insgesamt 28,90 Metern stieß der 79-Jährige in eine neue Dimension vor. "Damit", ermittelte er blitzschnell, "besitze ich jetzt 40 Rekorde: drei deutsche Rekorde im Rasenkraftsport und 37 im Spezialsport."

(NGZ)
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