Fechten Dormagener Teamgeist wird mit Gold belohnt

Dormagen · Nicolas Limbach, Max Hartung, Benedikt Wagner und Matyas Szabo bezwingen im Finale der Fecht-WM Olympiasieger Korea mit 45:41

Nicolas Limbach ist der einzige Säbelfechter der Welt, der bei vier aufeinander folgenden Weltmeisterschaften eine Einzelmedaille gewann. Trotzdem steht für den 29-Jährigen seit gestern Abend fest: "Das ist der größte Erfolg meiner Karriere."

Besser lässt sich der Teamgeist nicht ausdrücken, der dem TSV Bayer Dormagen in einem dramatischen Showdown bei der Fecht-WM im russischen Kazan den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte bescherte: Mit einem 45:41 über Olympiasieger Korea gewannen Nicolas Limbach, Max Hartung, Benedikt Wagner und Matyas Szabo Mannschaftsgold im Säbelfechten, nachdem sie zuvor im Halbfinale Titelverteidiger Russland bei dessen "Heimspiel" mit 45:40 bezwungen hatten. Beide Male drehte das Dormagener Quartett zum Teil klare Rückstände, was ihm auch schon im Viertelfinale gegen die USA (45:41) gelungen war - auch das ein Zeichen für den Teamgeist, der in der Truppe des ebenfalls aus Dormagen stammenden Bundestrainers Vilmos Szabo herrscht.

"Heute hat sich keiner in die Hose gemacht", sagte Limbach wohl in Erinnerung an die Olympischen Spiele in London, als er und seine Teamkollegen zu ängstlich gegen die Koreaner zu Werke gingen, früh am späteren Olympiasieger scheiterten und sich mit Rang fünf begnügen mussten.

Gestern war das anders. Trotz gesundheitlicher Probleme - Limbach kämpfte mit leichtem Schüttelfrost, Hartung mit einem Magen-Darm-Infekt - und trotz der Tatsache, dass im Einzelwettbewerb nur Max Hartung (7.) das Finale der besten Acht erreicht, aber zum dritten Mal in Folge eine Medaille verpasst hatte, präsentierten sich die Vier auf die Minute genau topfit. Vielleicht gerade deshalb, weil im Gegensatz zu London gestern keiner etwas von ihnen erwartete. "Die Jungs hatten ein Lächeln unter der Maske - das war's, das hat locker gemacht", sagte Nicolas Limbach nach dem Triumph, den er als Krönung seiner bisherigen Laufbahn empfand: "Das ist so geil. Das war mein Traum - diese Goldmedaille mit der Mannschaft war das, wofür ich weiterfechten wollte."

Gegen die USA lagen sie 19:25 zurück, glichen beim 33:33 durch Benedikt Wagner (gegen Jeff Spear) erstmals aus und gewannen 45:41. Gegen Russland führten sie schnell 8:2, lagen 9:10 hinten und gingen wieder mit 23:17 und 27:22 in Führung. Dann gelangen Einzelweltmeister Nikolay Kovalev (gegen Matyas Szabo) der Ausgleich (32:32) und die Führung (35:33) für den Titelverteidiger. Doch Limbach gegen den eingewechselten Veniamin Reshetnikov und Max Hartung gegen Kamil Ibragimov drehten das Gefecht bis zum 45:40. "Das ist wie bei der Fußball-WM gegen Brasilien zu gewinnen", sagte Bundestrainer Vilmos Szabo nach dem Halbfinale.

Gegen Korea setzten seine Schützlinge noch eins drauf: 10:15 und 17:20 lagen sie zurück, dann drehte Limbach mit einem 8:4-Lauf über Einzel-Vizeweltmeister Bongil Gu den Spieß um. Max Hartung gegen Woo Young Won (5:3), Benedikt Wagner gegen Gu (5:6) und noch einmal Hartung gegen Jungwhan Kim (5:4) legten für Nicolas Limbach vor. Der übernahm bei 40:37 gegen Won - und sank um 21.02 Uhr Ortszeit freudestrahlen auf die Knie, bevor er von seinen Teamkollegen auf der Planche erdrückt wurde. "Das ist historisch - und angesichts des bisherigen Saisonverlaufs vollkommen unverhofft", kommentierte Fechtkoordinator Olaf Kawald in der Heimat, in die Benedikt Wagner bereits heute zurückkehrt - auf den Weltmeister wartet eine Klausur.

(NGZ)
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