Sportgeschichten (84) Ein Jahrzehnt am Kaarster See

Neuss · Dirk Schneider absolviert am Sonntag nach zehn Jahren sein letztes Fußball-Bezirksligaspiel als Trainer der SG Kaarst.

 Dirk Schneider in gewohnt nachdenklicher Pose. Rechts daneben sein damaliger "Co" Cengiz Yavuz, der heute den VfR Büttgen trainiert.

Dirk Schneider in gewohnt nachdenklicher Pose. Rechts daneben sein damaliger "Co" Cengiz Yavuz, der heute den VfR Büttgen trainiert.

Foto: lothar berns

Kaarst Drei Jahre, so besagt eine Faustregel des Fußballs, beträgt die Haltbarkeitsdauer eines Trainers. Danach nutzen sich das Verhältnis und sein Einfluss auf die Mannschaft ab. Bei der SG Kaarst sieht man das allerdings offenbar anders. Nachdem Peter Vogel in den Neunzigern dort fünf und Nachfolger Wolfgang Jeschke sogar satte sieben Jahre an der Seitenlinie standen, blickt Dirk Schneider auf eine volle Dekade als Übungsleiter am Kaarster See zurück. Am Sonntag bestreitet der 47-jährige in der Bezirksliga sein letztes Pflichtspiel gegen die Sportfreunde Neuwerk.

Dass er vor dieser Partie lieber deren sportliche Bedeutung in den Vordergrund rückt, als über sich und seinen Abschied zu reden, passt zur bescheidenen Art Schneiders: "Ich glaube schon, dass die Jungs mir zum Abschied einen Sieg schenken wollen. Viel wichtiger ist aber, dass wir uns nichts zu Schulden kommen lassen, für Neuwerk geht es ja noch um den Klassenerhalt." Dabei ist ihm durchaus bewusst, dass am Sonntag ein großer Abschnitt in seinem Leben enden wird: "Zehn Jahre bei einem Klub, das ist einfach etwas ganz Besonderes. Um so lange bei einem Verein zu bleiben, muss alles passen. Natürlich musste auch ich als Trainer meinen Teil dazu beitragen, dass der Vorstand so lange an mir festhält. Die SG ist ein Verein mit Weitblick. Hier habe ich auch über das Sportliche hinaus viele Freunde gewonnen."

Einer, der seine Kaarster Zeit wohl wie kein zweiter begleitet hat, sei der vor drei Jahren verstorbene Abteilungsleiter Achim Seebeck gewesen: "Wenn ich mir eine Person herauspicken müsste, dann wäre das Achim. Ihm habe ich so viel zu verdanken, er hat meine Person durch seine Art und Weise, mit Menschen umzugehen, über all die Jahre mitgeprägt." Vom Umfeld schwärmt Schneider: "Mannschaft und Verein sind vollkommen intakt, da wird in Zukunft noch einiges möglich sein." Dafür spreche auch, dass die Zweitvertretung, die übrigens fast ausschließlich aus ehemaligen Spielern Schneiders besteht, mittlerweile zu den besten Mannschaften der Kreisliga A zähle: "Hier ist echt etwas entstanden."

Zeit, über den bevorstehenden Abschied nachzudenken, hatte Schneider genug. Die Entscheidung, die Zusammenarbeit zu beenden, gab die SG schließlich schon zum Ende der Winterpause bekannt, zur kommenden Spielzeit wird in Mo Elmimouni ein völlig anderer, extrovertierter Trainertyp übernehmen. "Es ist, wie es ist. Das ist nun mal so entschieden worden", sagt Schneider, der auf ein Jahrzehnt mit Höhen und Tiefen zurückblickt. 2011 rettete sich die SG erst durch einen 4:1-Sieg im "Abstiegsendspiel" gegen die SG Orken-Noithausen am letzten Spieltag. Ein Jahr zuvor wiederum verpasste man den Aufstieg ebenfalls erst am letzten Spieltag, als der SC Rheindahlen durch einen 3:0-Sieg im Gipfeltreffen auf der Anlage am Kaarster See jubeln durfte.

Wie seine Zukunft aussieht, lässt der Coach offen. "Ich werde mir sicherlich eine Menge Spiele angucken und auch mal dem einen oder anderen Kollegen im Training über die Schulter schauen. Ich habe keine Angst, irgendwann wird auch wieder eine passende Anfrage dabei sein", glaubt er. Dennoch sei er definitiv anspruchsvoller geworden: "Wenn man aus Kaarst kommt, dann ist man natürlich verwöhnt."

Einen mehr als würdigen Abschluss für Schneider bildet am 30. Juni das Freundschaftsspiel gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Sein Gegenüber wird dann übrigens Friedhelm Funkel sein, der den jungen blonden Stürmer vor fast 30 Jahren als Trainer des VfR Neuss entdeckte.

(cpas)
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