Lokalsport Ein "Schuss" kann alles verändern

Stürzelberg · Die TG Stürzelberg richtete auf ihrer Boule-Anlage "In der Kuhtrift" die NRW-Landesmeisterschaft aus. Bochumer Björn Lubitz holt sich den Titel und das DM-Ticket, Rainer Klingen aus Zons wird Elfter.

Pétanque ist ganz sicher nur den wenigsten Leuten ein Begriff - Boule hingegen schon eher. Es hatte wohl jeder schon einmal die Eisenkugeln in der Hand und versuchte damit, so nah wie möglich an eine kleine Holzkugel, das "Schweinchen" zu werfen. Dabei ist Boule nur der Überbegriff für die vielen verschiedenen Spielarten wie eben Pétanque, die verbreiteste Disziplin in Deutschland. Der Name kommt von der Regel, dass aus einem Kreis geworfen wird, beide Beine müssen auf dem Boden stehen.

Bei der Turngemeinde (TG) Stürzelberg fand die NRW-Landesmeisterschaft der "Tireure" statt, zugleich ein Qualifikationsturnier für die Deutsche Meisterschaften. Die ersten Drei qualifizierten sich für die DM. Tireure heißen die Spieler, die in einem Pétanque-Match dann aktiv werden, wenn ein Akteur der gegnerischen Mannschaft seine Kugel so nah an das "Schweinchen" gelegt hat, dass eine bessere Platzierung nur noch durch vorheriges Beseitigen dieser Kugel, also durch einen sogenannten Schuss, möglich ist. Die Akteure bekommen beim Wettbewerb fünf Formationen gestellt, die sie aus vier verschiedenen Weiten zu lösen versuchen. Pro Wurf können maximal fünf Punkte erreicht werden. Insgesamt gab es pro Durchgang hundert Punkte zu holen.

Bei einer Formation werden zum Beispiel zwei Eisenkugeln im Abstand von circa fünf Zentimetern hintereinander positioniert. Die Aufgabe ist es nun, die hintere Kugel zu treffen, ohne vorher die vordere zu berühren. Fünf Punkte gibt es, wenn die hintere Kugel aus dem Zielkreis geschossen wird und die eigene Kugel im Kreis liegenbleibt. Eine Aufgabe die höchste Präzision und Konzentration erfordert. Einer der Top-Favoriten in Stürzelberg war der erst 22-jährige Marco Lonken von Sur Place Düsseldorf. Seine Leidenschaft zum Pétanque wurde mit 14 Jahren entfacht. "Mein Vater hat mich zum Sport gebracht. Dann habe ich viele Turniere gespielt und irgendwann kam der Erfolg", so Lonken. Mittlerweile ist er zweimal Landesmeister geworden, erreichte bei der Qualifikation zur Europameisterschaft den zweiten Rang und ist U23-Nationalspieler.

Lonken stand nach der Gruppenphase und der folgenden K. o.-Runden erwartungsgemäß auch im Finale des Wettbewerbs. Sein Gegner war der erst 20-jährige Björn Lubitz von Bochum Diaboulo. Nach vier von fünf Durchgängen lag Lonken schon scheinbar uneinholbar mit 25:18 vorne. Doch Lubitz zeigte bei der letzten Übung eine absolute Weltklasse-Leistung und holte satte 18 von 20 möglichen Punkten. Somit fing der Bochumer den Favoriten kurz vor der "Zielgeraden" gerade noch ab. Auf dem dritten Platz landete Moritz Wiegand. Vierter wurde Tobias Lubitz. "Das Turnier endete wirklich dramatisch. Man kann von einem Generationswechsel sprechen", sagte Organisator Klaus Schölzel.

Der französische Sport wird in Deutschland in fünf Ligen gespielt, die Düsseldorfer kämpfen in der neuen Saison wieder um den Aufstieg in die Bundesliga. Dort herrscht schon ein sehr hohes Niveau, doch im internationalen Vergleich haben die Franzosen ganz klar die Nase vorn. Dort ist Boule, das ursprünglich aus dem Südosten Frankreichs stammt, eine Volkssportart. Die meisten Franzosen fangen schon mit vier Jahren an, die Kugeln zu werfen. "Bei ihnen liegt Boule im Blut", sagte Lokalmatadeur Rainer Klingen aus Zons, der sich in Stürzelberg einen respektablen elften Platz erspielte.

(NGZ)
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