Lokalsport Entthronte Weltmeister erkämpfen Bronze

Dormagen · Durch ein 45:30 über Frankreich werden die Dormagener Säbelfechter WM-Dritter. Titelverteidiger scheitert im Halbfinale an Russland.

 Das Erfolgsquintett: Matyas Szabo, Benedikt Wagner, Max Hartung (oben v.l.), Bundestrainer Vilmos Szabo, Nicolas Limbach (unten v.l.).

Das Erfolgsquintett: Matyas Szabo, Benedikt Wagner, Max Hartung (oben v.l.), Bundestrainer Vilmos Szabo, Nicolas Limbach (unten v.l.).

Foto: TSV Bayer

Matyas Szabo riss auf der Planche die Arme hoch, der Rest der Mannschaft inklusive der Bundestrainer Vilmos Szabo und Eero Lehmann fiel sich in der Box in die Arme - die Jubelarie der Dormagener Säbelfechter gestern Nachmittag in der Moskauer Olympiahalle fiel merklich zurückhaltender aus als 361 Tage zuvor in Kazan, als das Quartett mit Nicolas Limbach, Max Hartung, Benedikt Wagner und Matyas Szabo erstmals in der deutschen Fechthistorie Mannschaftsgold erkämpft hatte.

Gestern reichte es "nur" zu Bronze, doch von Unzufriedenheit war nichts zu spüren beim entthronten Titelverteidiger: "Wir haben hier eine Medaille gewonnen, das war unser Ziel", stellte Benedikt Wagner nach dem 45:30-Sieg über Frankreich fest, der dem Quartett des TSV Bayer Dormagen in Form von Bronze die vierte Medaille bei internationalen Titelkämpfen innerhalb von 13 Monaten bescherte.

Im Vorjahr waren es Platz drei bei der EM und der WM-Titel, in diesem Jahr war die Verteilung genau umgekehrt. "Vor einem Jahr haben wir den WM-Titel geholt, sind jetzt Europameister geworden und haben es nun geschafft, das weiterzuführen", bilanzierte Bundestrainer Vilmos Szabo, "das ist toll und das zeigt, dass wir nicht umsonst da oben sind." Szabo hat allen Grund zur Freude, schließlich sind seine Schützlinge derzeit die einzigen, die im einst erfolgsverwöhnten Deutschen Fechterbund (DeFB) für Edelmetall sorgen.

Ähnlich sieht es Olaf Kawald, der Fachbereichstrainer beim DeFB und Fechtkoordinator beim TSV Bayer, der die Titelkämpfe in Moskau aus dem Urlaub heraus verfolgte: "Wenn jetzt einer enttäuscht ist, dass wir den Titel nicht verteidigt haben, der spinnt. Bei dieser engen Weltspitze musst du erst einmal eine Medaille holen." Dass es nicht Gold oder Silber wurde, lag an den Russen, die beim 45:32 im Halbfinale bärenstark auftrumpften. "Um Russland in Moskau zu besiegen, musst du schon mehr als 100 Prozent bringen", meinte Kawald vielsagend.

Das Gegenteil war der Fall. Anfangs verlief das Gefecht noch in geordneten Bahnen, doch beim Stande von 18:20 setzte es drei happige Schlappen in Folge: Matyas Szabo, während des Viertelfinals gegen die USA (45:40) für den formschwachen Nicolas Limbach eingewechselt, unterlag dem Weltmeister von 2014, Nikolay Kovalev, mit 1:5, Max Hartung in einer Neuauflage des Einzel-Halbfinales dem aktuellen Titelträger Alexej Yakimenko mit 0:5. Und als Szabo mit dem gleichen Ergebnis gegen Veniamin Reshetnikov patzte, war beim 19:35-Zwischenstand die Messe gelesen. Da nutzte auch ein starker Auftritt des im Einzel enttäuschenden Benedikt Wagner nichts, der Weltmeister Yakimenko mit 8:5 bezwang - dem Titelverteidiger blieb "nur" das Gefecht um Rang drei.

In dem warteten die Franzosen, die überraschend Korea mit 45:44 ausgeschaltet hatten, dann aber gegen Italien verloren (39:45). Gegen die drei Dormagener - Limbach leistete mentale Unterstützung von der Box aus - waren sie dann ähnlich chancenlos wie diese zuvor gegen Russland gewesen waren. Max Hartung ließ sie durch ein 5:2 über Bolade Apithy erstmals auf sechs Punkte wegziehen, knapper sollte der Vorsprung nicht mehr werden. Angesichts der Dominanz im Gefecht um Platz drei konstatierte Wagner: "Natürlich wäre mehr möglich gewesen. Aber es gibt nichts zu meckern - das war eine sehr gute Leistung vom Team."

(NGZ)
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