Lokalsport Erster Aufschlag

Rhein-Kreis · Rafael Nadal ist immer noch der berühmteste Medenspieler, der je im Tenniskreis Neuss aufgeschlagen hat. Die goldenen Zeiten sind zwar vorüber, die Begeisterung für die Medenspiele aber ist ungebrochen. An diesem Wochenende startet die Saison.

Wenn einer etwas über die Entwicklung des Tennissports im Rhein-Kreis erzählen kann, dann Helmut Keck: Der heutige Vorsitzende gehörte als Sportwart zum ersten Vorstand, als der Tenniskreis Neuss am 26. Oktober 1983 aus der Taufe gehoben wurde. 34 Vereine waren bei der Gründungsversammlung im Vereinsheim des TC Reuschenberg dabei, genau so viele sind es auch heute noch.

Auch wenn die Mitgliederzahl - knapp 8000 gehören den Kreisvereinen an - in den vergangenen Jahren leicht rückläufig war, hat Keck festgestellt: "Die Begeisterung für die Medenspiele ist ungebrochen, die Zahl der gemeldeten Mannschaften hat sogar leicht zugenommen." 250 sind es im Tenniskreis, die an diesem Wochenende in die Saison spielen, verteilt auf alle Klassen zwischen 2. Bundesliga (beginnt erst am 16. Juli) und der Kreisklasse B, hinzu kommen noch rund 100 Jugendmannschaften. Keck (68), selbst bei den Herren 65 des TC Grün-Weiss Neuss in der Bezirksklasse A aktiv, hat eine Erklärung für diese scheinbar gegenläufige Tendenz: "Wer heutzutage im Verein Tennis spielt, der will auch an Wettkämpfen teilnehmen. Die Zeiten, wo man nur der Geselligkeit wegen in einen Tennisverein geht, sind vorbei."

Vielleicht sind deshalb die Medenspiele, deren Vorläufer bereits vor dem Ersten Weltkrieg ausgetragen wurden, nicht ins Gerede, aber in die Diskussion geraten. Gesprochen, und das schon länger, wird über eine Reform, die für manchen Tennisfunktionär einer Revolution gleich kommt. Der Vorsitzende des Tenniskreises Neuss gehört nicht dazu: "Ich persönlich bin ein Verfechter dieser Reform", sagt Helmut Keck. Allerdings wartet er im Einklang mit dem Votum der Mitgliederversammlung erst einmal ab, über welche Erfahrungen diejenigen Kreise und Bezirke berichten, die sie bereits vollzogen haben.

Es geht vor allem um die Spieltermine. Die liegen traditionell zwischen Anfang Mai und Anfang Juli, in diesem Jahr je nach Spielkasse und Gruppenstärke zwischen 6. Mai und 8. Juli. Die Befürworter der Reform halten das für überholt, plädieren dafür, einige Spieltage nach den Sommerferien im September auszutragen, so wie es in den Tennisverbänden in Hessen und Westfalen bereits praktiziert wird. Die Vorteile, sagt Keck, lägen auf der Hand: "Tennis bleibt länger im Gespräch. Das Vereinsleben auf der Anlage und in der Vereinsgastronomie läuft über Monate und beschränkt sich nicht nur auf sechs Wochen."

Und: Wer sich zu Beginn der Medenspiele oder in der Vorbereitung darauf verletzt, fällt nach bisherigem Modus oft für die gesamte Saison aus. Wird bis Ende September gespielt, könnte die Saison auch später starten als am ersten Maiwochenende. "Dann wäre für viele auch eine bessere Vorbereitung möglich", sagt Keck, "in diesem Jahr war es bislang doch kaum möglich, draußen Tennis zu spielen." Er weiß, wovon er spricht: Das Auftaktmatch der grün-weißen Herren 65 gegen den TV 03 Krefeld wurde am Dienstag wegen Dauerregens abgebrochen. Der Kreisvorsitzende weiß aber auch um die Nachteile: "Der September ist oft der Monat für Turniere, Vereins- und Kreismeisterschaften. Da müssten dann neue Termine gefunden werden."

In einer Umfrage des Tennisverbandes Niederrhein haben sich 60 Prozent für eine solche Reform ausgesprochen. Allerdings, sagt Keck, "war der Rücklauf wie üblich recht gering, so dass man sicher nicht von einer repräsentativen Erhebung sprechen kann." Eins habe die Umfrage aber auch gezeigt: "Vor allem die jüngeren Spieler wünschen sich mehr Medenspiele in einer Saison." Bisher stehen oft nur sechs Partien auf dem Spielplan. Erhöht werden könnte die Zahl durch die Einführung größerer Gruppen oder die Austragung von Hin- und Rückspielen. Ganz kühne Reformisten sprechen sogar von einer Reduzierung der Mannschaftsstärke auf vier Spieler, die dann wie in der Bundesliga vier Einzel und zwei Doppel austragen. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.

(NGZ)
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