Lokalsport Ex-Dormagener ist auf dem Weg zur EM

Dormagen · Wegen akuten Personalmangels muss Simon Ernst in der deutschen Handball-Nationalmannschaft auch mal als Linksaußen aushelfen.

Vor genau 20 Monaten bestritt Simon Ernst sein letztes Drittliga-Spiel: Mit einem 35:20-Sieg beim OHV Aurich verabschiedete sich der TSV Bayer Dormagen Richtung Zweite Bundesliga - und Simon Ernst mit zwei Toren Richtung VfL Gummersbach. Jetzt ist der 21-Jährige auf bestem Wege, eine feste Größe in der deutschen Handball-Nationalmannschaft zu werden. In den Planungen von Bundestrainer Dagur Sigurdsson für die in gut einer Woche startende Europameisterschaft in Polen spielt Simon Ernst jedenfalls eine Rolle. Der gebürtige Dürener, der fünf Jahre beim TSV Bayer Dormagen spielte und mit der B-Jugend unter Trainer Jörg Bohrmann Deutscher Meister wurde, gehört zum (erweiterten) 16er-Kader für die EM.

Im ersten von drei Testspielen, beim 37:30 über Tunesien am Dienstagabend in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena, durfte er nach 40 Minuten 'ran. Bälle verteilen auf der Mittelposition oder im linken Rückraum, decken im Innenblock, das sind seine Aufgaben in der Nationalmannschaft. Sein Vorteil: In Dormagen vor allem für die Kreativität und die "einfachen" Tore aus der Distanz verantwortlich, hat sich Simon Ernst beim VfL Gummersbach zu einem wesentlichen Bestandteil des Innenblocks in der Deckung entwickelt. In seinem ersten Bundesliga-Jahr setzte ihn Trainer Emir Kurtagic vornehmlich dort ein, erst zaghaft (und mit der Verletzung von Christoph Schindler) betraute er ihn mit der Spielmacherfunktion. Mit 59 Treffern ist der 21-Jährige, der seinen Vertrag beim VfL vorzeitig um zwei Jahre (bis 2018) verlängerte, inzwischen zweitbester Torschütze der Oberbergischen in dieser Saison.

Nach sieben Minuten war am Dienstagabend sein 13. Länderspiel zunächst einmal beendet. Nach einem Foul des Tunesiers Oussama Hosni nahm Simon Ernst mit blutender Nase auf der Bank Platz. Nach 55 Minuten schickte ihn Dagur Sigurdsson wieder aufs Parkett - in für ihn eher ungewohnten Positionen: auf Linksaußen und als zweiter Kreisläufer. Schließlich ist der Bundestrainer nach den Ausfällen von Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) und Michael Allendorf (Melsungen) zum Improvisieren gezwungen, hat er im Kieler Rune Dahmke doch nur noch einen "gelernten" Linksaußen in seinem Aufgebot - und der wurde wegen Problemen mit dem Sprunggelenk gegen Tunesien noch geschont. "Wir haben Martin Strobel, wir haben Niclas Pieczkowski, wir haben Simon Ernst, wir haben Steffen Fäth", zählte Sigurdsson nach dem Schlusspfiff jene Spieler auf, die er auf die linke Außenbahn beorderte, von denen aber keiner so recht dort überzeugte - kein Wunder, sind alle vier doch im Rückraum zu Hause.

In den letzten beiden Testspielen am Samstag in Kassel und tags darauf in Hannover (jeweils 15 Uhr) gegen seine isländischen Landsleute hofft der Bundestrainer deshalb auf die Rückkehr von Dahmke. Ein anderer Ex-Dormagener könnte ihm aus der Bredouille helfen: Max Holst (HSG Wetzlar) hat sich nach langer Pause wegen eines Kreuzbandrisses mit 131 Treffern (davon 65 Siebenmetern) auf Platz drei der Bundesliga-Torjägerliste geworfen. Doch Nachnominieren darf Sigurdsson nicht.

(NGZ)
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