Lokalsport Gegen Bahnschließung formiert sich Widerstand

Neuss · Rennbahnfreunde treffen sich morgen um 16 Uhr in der Wetthalle, um gegen das drohende "Aus" vorzugehen.

 Kämpfen, wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln, um den Erhalt der Galopprennbahn: Jan Antony Vogel und Peter Ritters (v.l.).

Kämpfen, wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln, um den Erhalt der Galopprennbahn: Jan Antony Vogel und Peter Ritters (v.l.).

Foto: K. J. Tuchel

Das drohende Ende des Galopprennsports in Neuss hat nicht nur in der Stadt selbst für Aufsehen gesorgt. Im Fachblatt "Sport-Welt" hat der Autor Patrick Bücheler in seinem Artikel unter der Überschrift "Wenn die Politik entscheiden muss" die vom Neusser Rennvereins-Präsidenten Jan Antony Vogel auf der Mitgliederversammlung des Reiter-und Rennvereins und zuvor vor dem Beteiligungsausschuss der Stadt vorgebrachten zahlreichen Argumente detailliert aufgelistet. Der Ausschuss hatte sie abgelehnt.

Der Informationsdienst Galopp Intern titelte am 17. Dezember 2016: "Die Vision von Neuss: Ein neuer Präsident und warum keine Insolvenz?" Es ging um einen möglichen Neustart eines Veranstalters und um die Nachfolge des seit 1988 amtierenden Jan Antony Vogel, der am 1. Februar 2013 nach seiner Berufung zum Chefmanager des deutschen Galopprennsports mit Sitz in Köln in der NGZ sagte: "Ich werde so schnell wie möglich Ausschau nach einem Nachfolger halten."

Das gestaltet sich möglicherweise auch deshalb schwierig, weil größere Verbindlichkeiten den Haftungsparagrafen des Bürgerlichen Gesetzbuches wirken lassen könnten. In den bei der Mitgliederversammlung des eingetragenen Vereins vorgelegten Bilanzen war davon allerdings nichts erkennbar. Vogel wurde 1975 durch ein Geburtstagsgeschenk des mittlerweile verstorbenen Präsidenten Dr. Ernst Heitzmann zum Vereinsmitglied. Der Jurist klebt nicht mit Beharrlichkeit an diesem Posten, zumal es ihm in Köln mit der dortigen Tätigkeit (sie soll mit 250.000 Euro jährlich im Etat verankert sein) gut geht. Seine besonnene Art wird geschätzt, zudem leitete er viele komplizierte Sitzungen überaus souverän. Er ließ auch in der Neusser Mitgliederversammlung anklingen, einem Nachfolger nicht im Wege zu stehen.

Mittlerweile hat sich auch in Neuss Widerstand gegen das Ende dieser Bahn nach 141 Jahren geregt. Vizepräsident Peter Ritters, in Personalunion auch der Rennbahnverwalter am Hessentor: "Ich bin von sehr vielen Neusser Bürgern angesprochen worden, alles zu unternehmen, damit es nicht zur Schließung kommt. Es waren auch viele jüngere Leute dabei, das hat mich sehr gefreut. Ich habe ihnen aber auch gesagt, dass es natürlich nicht gut sei, wenn nur so wenige Neusser die Bahn besuchen würden. Die Argumente waren immer die Gleichen: ein Aufenthalt dort ist bei dieser unerträglichen Gastronomie in der Tribüne und auf dem Gelände unzumutbar." Gestern kämpfte sich Ritters mit seinen Kumpels vom Ruder-Verein bei schwieriger Wetterlage im 7-er Boot (er steuerte) über den Rhein bis Uedesheim und zurück zum Klubhaus. Der vitale Pensionär der Stadtverwaltung bevorzugt als Beförderungsmittel ein Fahrrad. Mittlerweile besitzt er sogar ein Handy, jahrelang nicht in seinem Programm. Mit 1 PS kommt er morgen auch zum Treffpunkt um 16 Uhr in die Wetthalle. Ritters: "Jeder ist willkommen. Es muss auch niemand verdursten."

(kgö)
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