Lokalsport Gemeinsamer Sport als Motor der Inklusion

Neuss · Mit dem Sportfest für behinderte und nicht-behinderte Leichtathleten feierte die DJK Rheinkraft die Eröffnung der Wolker-Sportanlage.

Die kürzlich von Grund auf erneuerte Ludwig-Wolker-Sportanlage wurde am Samstag offiziell von der DJK Rheinkraft eröffnet. Auf der neuen Kunststoffbahn kämpften rund 100 Athleten aus 14 Vereinen um den Titel des Deutschen Gehörlosen- Mehrkampfmeisters oder darum, die vereinsinterne Bambini-Wertung für sich zu entscheiden.

Schon bei der Begrüßung wurde der Inklusionsgedanke deutlich. Nach den Reden des Rheinkraft-Vorsitzenden Guido Kluth und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke - wie immer kurz, knapp und prägnant - begrüßte Steffen Rosewig, Fachwart der Sparte Leichtathletik im Gehörlosensport, die anwesenden Sportler nochmals ohne Worte. Für die musikalische Untermalung sorgte der Gehörlosen-Kinderchor der Neusser Grundschule "Die Brücke". Die kleinen Sänger haben zwar selber keine Beeinträchtigung, lernen allerdings in einem Sonderkurs die Gebärdensprache.

Dann ging es sofort los mit den ersten Starts über die Sprintstrecke und kurz darauf hatten sich die Bambini und Mehrkämpfer über den ganzen Sportplatz verteilt. Egal ob beim Kugelstoßen, Springen oder Laufen: Athleten mit und ohne körperliche oder geistige Beeinträchtigung wetteiferten hier Seite an Seite. Dank der zahlreichen Helfer aus den eigenen Reihen klappten auch Organisation und Ablauf für eine Premiere ganz gut und schon um 13 Uhr konnten die ersten Siegerehrungen von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe durchgeführt werden. "Besonders mit den Kleinen macht so eine Veranstaltung Spaß und gibt ihnen sehr viel mit," so der Minister. Besonders Gesundheit und Fair Play seien wichtig. Auch der Inklusionsgedanke gefiel ihm: "Sport verbindet, hier können alle zusammen ihrem Hobby nachgehen. Und die DJK ist dabei ein wichtiger Motor."

Neben den gehörlosen Sportlern waren mit einer Riege des TSV Bayer Leverkusen auch Athleten mit anderen körperlichen oder geistigen Behinderungen vertreten. Trainerin Helena Hermens freute sich darüber, dass ihre Athleten integriert wurden: "Es war schön für die Kleinen, dass jeder zum Einsatz kam. So konnten sie auf einer sehr schönen Anlage Wettkampferfahrung sammeln."

Bei den abschließenden Mittelstrecken-Staffeln zeigten dann auch die Sportlerinnen, dass der Gedanke bei ihnen angekommen ist: So startete Laila Chtaina von der DJK bereitwillig über die ungeliebten 800 Meter, um einer Gehörlosen-Staffel aus Essen, deren dritte Läuferin sich verletzt hatte, den Start doch noch zu ermöglichen. Allgemein waren besonders die Staffeln der inklusive Teil der Veranstaltung, da dort alle zusammen starten konnten.

Alles in allem, eine geglückte Premiere. Das fand auch der Vereinsvorsitzende und Organisator Guido Kluth, obwohl er zugeben musste: "Es war im Vorfeld doch mehr Arbeit, als ich erwartet hatte und von einem reibungslosen und fehlerfreien Ablauf waren wir noch ein Stück weit entfernt." Das ist bei den ersten offiziellen Meisterschaften nach so langer Zeit allerdings zu entschuldigen. "Wir hatten einige Probleme mit noch fehlendem Material und kurzfristigen Absagen von Dolmetschern. Dafür ist es aber doch gut gelaufen."

Und ein Zeichen war der Wettkampf auch: "Es war ein wichtiges Signal Richtung Politik. Auf einer so guten Anlage können auch gute Wettkämpfe in Neuss stattfinden. Die Möglichkeiten sind da, die Strukturen müssen noch wachsen."

(srh)
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