Lokalsport Gute Miene zum bösen Spiel

Insgesamt dreißig Millionen Euro sollten den deutschen Galopprennsport zeitnah aus einem aktuellen Dilemma befreien. Seit Jahren fließen Wetteinsätze in Millionenhöhe in nicht steuerbare, aber steuerfreie Internetkanäle. Vorbei an den eigentlichen Herstellern des Wettproduktes, nämlich den Rennvereinen. Auf ein Eingreifen des Staates warten die Betroffenen bislang vergeblich. Hoffnungen ruhen auf grundlegende Veränderungen durch Entscheidungen der europäischen Union, doch das kann dauern…

 Am Tag der deutschen Einheit 2008 in Hoppegarten war die Laune noch bestens, von Krisenstimmung keine Spur: (v.l.) Chefmanager Engelbert Halm, Hoppegarten-Investor Gerhard Schöningh, Berry Schröder und die Duchess Henriette of Beford.

Am Tag der deutschen Einheit 2008 in Hoppegarten war die Laune noch bestens, von Krisenstimmung keine Spur: (v.l.) Chefmanager Engelbert Halm, Hoppegarten-Investor Gerhard Schöningh, Berry Schröder und die Duchess Henriette of Beford.

Foto: F. Sorge

Ein Vertrag mit dem britischen Wettkonzern Coral, vermittelt von einem in Hamburg geborenen und in Neuseeland lebenden Impresario namens Berry Schröder, sollte die seit langem diskutierte Strukturreform des deutschen Galopprennsports sichern. Drei Millionen standen angeblich sofort bereit, damit die Winter-Rennen für die Basis des Sports in Dortmund gesichert wurden. Geflossen ist bis heute kein Cent. Diese wenig frohe Botschaft überbrachte der Neusser Rennvereinspräsident Jan Antony Vogel in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Betriebsgesellschaft der deutschen Rennvereine (BGG) den versammelten Vertretern der Vereine noch vor Weihnachten.

Überrascht war man keineswegs, denn Schröder, seinem Unternehmen RaceO und der dahinter stehenden Investorin Henrietta Duchess of Bedford war frühzeitig großes Misstrauen begegnet. In diesem Fall behielten die Skeptiker Recht. Auch der für dieses Projekt engagierte Chefmanger Engelbert Halm droht zu scheitern. Noch verhält es sich bei Halms Verweildauer auf seinem hochdotierten Posten wie mit den Lippenbekenntnissen der Präsidenten und Manager in der Fußball-Bundesliga vor Trainer-Entlassungen. Immerhin wagte sich Jan Antony Vogel schon auf die Ebene von Formulierungen wie "glücklos" oder "das I-Tüpfelchen nicht erreicht". Aber Vogel kann Halm ohnehin nicht entlassen, das muss schon der Vorstand des Dachverbandes besorgen.

Bei der Meisterehrung in Dortmund verkündete Halm aus reinem Selbsterhaltungstrieb immerhin: "Wir sehen Licht am Horizont, das Tal ist erreicht." Im Dachverband wird für den mit "glücklos" noch freundlich bewerteten ehemaligen Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert händeringend ein Nachfolger auf dem Präsidentenstuhl gesucht. Jetzt hat der 81 Jahre alte ehemalige Chefmanager Hans-Heinrich von Loeper dafür den 73-jährigen Albrecht Woeste vorgeschlagen, gleichzeitig Aufsichtsratschef des Henkel-Konzerns und Vizepräsident des Düsseldorfer Rennvereins. Woeste hat das Zepter für Gespräche mit neuen Partnern nach dem Ausstieg von Coral derzeit in der Hand. Auch von ihm sind zwar verhaltene, aber optimistische Töne zu hören.

(NGZ)
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