Lokalsport Handball von seiner allerschönsten Seite

Neuss · Seit gestern Abend läuft in 13 Sporthallen des Rhein-Kreises der 33. Quirinus-Cup des Neusser HV. Die neun Turnier-sieger in den Altersklassen E- bis A-Jugend werden morgen ab 13 Uhr in der Halle des Humboldt-Gymnasiums gekürt.

 Daumen hoch für den 33. Quirinus-Cup: Die gut aufgelegten A-Jugend-Handballerinnen des Neusser HV mit dem offiziellen T-Shirt zum internationalen Turnier.

Daumen hoch für den 33. Quirinus-Cup: Die gut aufgelegten A-Jugend-Handballerinnen des Neusser HV mit dem offiziellen T-Shirt zum internationalen Turnier.

Foto: Andreas Woitschützke

Gestern Mittag tat Jochen Kallenberg das, was er in den Tagen vor Turnierbeginn eigentlich immer tut: Er passte die Spielpläne an die aktuelle Situation an. Wer sich wie der Geschäftsführer des Neusser HV seit mehr als einem Vierteljahrhundert an entscheidender Stelle mit dem Quirinus-Cup beschäftigt, ist selbst in kritischer Lage tiefenentspannt. Schließlich gilt auch für das im Advent 1982 von Volker Schimmelpfennig und Manfred Büschgens erfundene Handball-Fest unbedingt das rheinische Grundgesetz: "Et hätt noch immer jot jejange." Die Premiere mit 34 Teams aus sechs Nationen (Belgien, Dänemark, Frankreich, Holland, Polen und Deutschland) fand 1983 noch Ende Juni statt - erst seit 1985 hat das Turnier an Pfingsten seinen festen Platz.

In seiner 33. Auflage hat die imponierende Leistungsschau des europäischen Nachwuchshandballs die Marke von 200 Mannschaften mal wieder übersprungen. Dabei hatte sich Kallenberg eigentlich fest vorgenommen: "Bei 160 Teams ist wirklich Schluss." Netter Versuch. Dass sich die rund 2500 Talente aus dem befreundeten Ausland einen feuchten Kehricht um Zeit- und Terminpläne oder irgendwelche Absichtserklärungen scheren, erlebt Organisationschef Wolfgang Spangenberger mit seiner riesigen Schar ehrenamtlich tätiger Helfer permanent: So stand am Donnerstag plötzlich der Reisebus mit den D-Jugend-Mädchen der Sportschule Tarpan aus dem moldawischen Chisinau auf der Matte. Leider einen vollen Tag zu früh. Kein Problem für den NHV, der kurzerhand nicht nur eine Schlafgelegenheit aus dem Hut zauberte - als Leiter der Realschule Holzheim ließ Spangenberger einen zusätzlichen Klassenraum freiräumen -, sondern auch nur noch eine gemeinsame Trainingseinheit mit dem ebenfalls schon angereisten Nachwuchs aus dem türkischen Eskisehir organisierte. Qualität macht nun mal Arbeit. Doch die Mühe lohnt sich. Kristina Settner, ausscheidende Handball-Jugendkoordinatorin des TSV Bayer Dormagen, weiß: "Jeder ab einem gewissen Handball-Niveau kennt dieses Turnier." Sie erinnert sich sogar an eine Freundin im heimischen Oldenburg, "die kam zum Training immer in ihren alten T-Shirts vom Quirinus-Cup." Der Dormagener Justin Kauwetter (14 Jahre)ist mittlerweile ein echter Experte in Sachen Cup, war mit dem TSV schon viermal in Neuss. Wie sein Teamkollege David Stein (16), der mit der B-Jugend in der Nordrheinliga spielt, schätzt er die Möglichkeit, andere Handball-Philosophien kennenzulernen, und die volle Halle bei der Endrunde sei auch nicht zu verachten. "Wenn du da gegen Dukla Prag oder Budapest spielst, ist das schon ziemlich interessant." Lars Sklomeit aus der C-Jugend des Neusser HV blickt noch über den sportlichen Vergleich hinaus, schätzt die einmalige Gelegenheit, "Freundschaften zu schließen". Im Mittelpunkt aber steht natürlich der hochkarätige Sport. Darum kommt die Handballschule Chisinau mit der B-Jugend-Nationalmannschaft Moldawiens, darum nutzt die A-Jugend des Bundesligisten HSV Hamburg das Turnier, um sich auf ihre Qualifikationsspiele für das Oberhaus vorzubereiten. Am Rhein bekommt sie es unter anderem mit dem HSV Magdeburg zu tun. Dort hat in Harry Jahns eine lebende Legende das Kommando übernommen. Mit dem SC Magdeburg holte der Coach 14 nationale Titel und ist damit Deutschlands erfolgreichster Nachwuchstrainer.

Die jugoslawische Handballschule ist unter anderem mit erstklassig ausgebildeten Talenten aus Celje (Slowenien), Rijeka (Kroatien) und Omladinac (Bosnien und Herzegowina) vertreten. Gut 50 der insgesamt 80 ausländischen Mannschaften kommen aus Osteuropa.

(NGZ)
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