Handball Handballfest mit einzigartiger Atmosphäre

Neuss · 35. Quirinus-Cup des Neusser HV verbindet Spitzensport mit Solidarität. Rund 2500 Talente aus ganz Europa sorgen für Stimmung.

Handball: Handballfest mit einzigartiger Atmosphäre
Foto: Woitschützke Andreas

"La bestia negra" wird der FC Bayern in Madrid genannt - die schwarze Bestie. Das klingt martialischer, als es tatsächlich gemeint ist. Als schwarze Bestie werden in Spanien Klubs oder Personen bezeichnet, gegen die man nicht gewinnen kann. Auch die gemischte E-Jugend aus Mülheim und Oberhausen mit dem wunderbar sperrigen Namen JSG DJK Tura 05 RWO TV, der auf den schmalen Trikotrücken der kleinen Handballer glatt zwei Zeilen verschlingt, verfügt über diese eher seltenen Ausnahmekönner - allen voran Marvin Ngeltrop, der den Ball angeblich schon mit Tempo 85 aufs Tor pfeffern kann. Er führte sein Team im Finale gegen den TuS Opladen zu einem 11:6-Erfolg und erhielt dafür zu Recht die Trophäe für den besten Feldspieler in seiner Altersklasse.

Außergewöhnliche Typen wie den wurfgewaltigen Handballer aus Kamerun hatte der Quirinus-Cup des Neusser HV in seiner 35. Auflage im Überfluss zu bieten. Vor allem bei den Mädels, die für die herausragenden Momente am Finaltag in der Elmar-Frings-Sporthalle sorgten.

Und das wiederum lag an den Künsten der Handballerinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Zark Split zum Beispiel: Die Debütantinnen aus Kroatien spielten groß auf. Mochte der Finalgegner Strakonice CZ aus Tschechien, längst ein Stück Inventar des 1983 zum ersten Mal ausgerichteten Nachwuchs-Spektakels, in der famosen Klara Nikodemova auch die beste Torfrau in seinen Reihen haben, auf dem Weg zum 13:10-Sieg ließen sich Ana Ciraisic & Co. nicht aufhalten. Die C-Jugend von Zamet Rijeka, deren Trainer Edo Smit mit seiner Reibeisenstimme locker als Marlon-Brando-Double im Mafia-Epos "Der Pate" mitspielen könnte, fertigte die lediglich mit einer Auswechselspielerin angetretene JSG Bad Soden/Schwalbach/Niederhöchststadt in 2x12,5-Minuten mit 16:8 ab. Das Team aus der Neusser Partnerstadt überzeugte auch auf der Tribüne, wo der Anfeuerungsruf "Zamet! Zamet! Zamet!" fast hypnotische Wirkung erzeugte. Gesangstechnisch sogar noch übertroffen wurden die Kroatinnen vom Anhang der weiblichen B-Jugend des ZRK Celje Celijske Mesnine. Wohl selten zuvor in der Geschichte des Cups dürfte eine Nationalhymne mit vergleichbarer Inbrunst intoniert worden sein wie von den Sloweninnen. Auch auf dem Feld gaben die Handballerinnen aus der Partnerstadt Grevenbroichs Vollgas, setzten sich in einem hochklassigen Endspiel mit 16:11 gegen ZRK Dubica aus Bosnien-Herzegowina um die starke Jovana Ilic durch.

Und was machten die Jungs? Ein Höhepunkt war das Duell in der D-Jugend zwischen der HSG Rodgau/Nieder-Roden und der Kreisauswahl Bonn/Euskirchen/Sieg. Beide Mannschaften schlugen trotz unangenehmer Hitze ein fast schon mörderisches Tempo an. Am Ende des Wettrennens hatten zwar die Hessen knapp mit 21:19 gewonnen, aber die höhere B-Note für den künstlerischen Eindruck ging eindeutig an die Kreisauswahl aus dem Rheinland, deren selbstentworfenes Trikot der Schriftzug "Quirinus-Cup 2017 - BEZ" zierte. Originell. Insgesamt erreichten die Darbietungen des männlichen Nachwuchses indes nicht ganz die Klasse der Vorjahre. Im Turnier der A-Jugend drückte das Fehlen der bärenstarken Talente aus Dormagen und Celje auf die Stimmung. Das störte auch Torsten Jansen, der sich als Trainer des HSV Hamburg auf die Vergleiche mit diesen Top-Teams gefreut hatte. Der Weltmeister von 2007 erinnert sich noch gut an seinen Auftritt mit TuSEM Essen vor 22 Jahren in Neuss. "Damals war die Qualität deutlich besser." Trotzdem stellte er der Veranstaltung eine gute Gesamtnote aus, denn ihm ist natürlich bewusst, dass der Cup stets den schwierigen Spagat zwischen Spitzensport und Ernsthaftigkeit auf der einen sowie Geselligkeit und Spaß auf der anderen Seite meistern muss.

Nach dem 15:10-Sieg des HSV im Finale über die HSG Neuss/Düsseldorf bilanzierte er gelassen: "Das sollte ein schöner Abschluss für diese Mannschaft sein - und genau das war es." Dann versprach er: "Wir kommen nächstes Jahr wieder."

(NGZ)
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