Lokalsport Heute droht der Himmel auf den Kopf zu fallen

Korschenbroich · Ausgerechnet im Derby gegen Bayer Dormagen fehlt dem TV Korschenbroich seine stärkste Waffe: Trainer Ronny Rogawska ist krank.

Lokalsport: Heute droht der Himmel auf den Kopf zu fallen
Foto: Ehapa

Wir schreiben das Jahr 2017 nach Christus. Ganz Handball-Deutschland ist von finanzstarken Vereinen besetzt. Ganz Handball-Deutschland?

 Was den Galliern Asterix, ist dem TV Korschenbroich Ronny Rogawska - egal, ob mit (linkes Bild neben Geschäftsführer Peter Irmen) oder ohne Zaubertrank.

Was den Galliern Asterix, ist dem TV Korschenbroich Ronny Rogawska - egal, ob mit (linkes Bild neben Geschäftsführer Peter Irmen) oder ohne Zaubertrank.

Foto: Ehapa/TVK/Michael Jäger

Nein, am linken Niederrhein, dort, wo sich Niers und Trietbach Guten Tag sagen, hört ein kleines Handballdorf nicht auf, den Eindringlingen mit den dicken Portemonnaies Widerstand zu leisten. Seit einem Vierteljahrhundert gehört der TV Korschenbroich ohne Unterbrechung einer der drei höchsten Spielklassen in Deutschland an. Seit einem Vierteljahrhundert mischen die Korschenbroicher in schöner Regelmäßigkeit Gegner auf, die über ein Vielfaches an Budget verfügen.

Lokalsport: Heute droht der Himmel auf den Kopf zu fallen
Foto: Michael Jäger/TVK

Ihr Geheimnis? Zwar scheinen auch sie, ähnlich wie ihre Vorbilder aus einem inzwischen weltberühmten gallischen Dorf, über einen Zaubertrank zu verfügen (siehe nebenstehendes Foto). Doch ihre stärkste Waffe ist die List. Die wird im Handball auch "Taktik" genannt, und die Korschenbroicher wissen einen in ihren Reihen, der ein Meister in dieser Fachrichtung ist - eine Art Mixtur aus Asterix und Miraculix gleichermaßen.

Doch heute droht ihnen der Himmel auf den Kopf zu fallen in der Waldsporthalle. Nicht nur, weil es - Spielbeginn ist um 19.30 Uhr - gegen den TSV Bayer Dormagen geht, der als Tabellendritter in dieser Saison nicht ganz die Kragenweite der Korschenbroicher ist. Sondern vor allem deshalb, weil sie heute Abend auf ihre stärkste Waffe verzichten müssen: Trainer und Taktiktüftler Ronny Rogawska wurde unter der Woche an der Nase operiert. Der 48 Jahre alte Däne verpasste deshalb nicht nur die Trainingseinheiten, er kann auch nicht auf der Bank sitzen. Dort vertritt ihn heute Abend Kai Faltin. Zum Glück ist der Platz des Sportlichen Leiters und Managers während der Meisterschaftsspiele sowieso meist der neben Rogawska, zum Glück hat der 44-Jährige selbst zwei Jahrzehnte lang Handball gespielt, so dass er durchaus weiß, was er da tun muss. Und trotz Nasen-OP ist Rogawska auch nicht aus der Welt: "Alles erfolgt in enger Abstimmung mit Ronny, wir tauschen uns mehrfach am Tag aus", sagt Faltin, der so auch die Trainingseinheiten unter der Woche leitete, "auch die Videoanalyse haben wir noch gemeinsam vorgenommen."

Gegen den TSV Bayer Dormagen, seit einem Dreivierteljahr dem TVK als "Kooperationspartner" verbunden, setzt Faltin "vor allem auf die Emotionen im Spiel. Wir haben viele Ex-Dormagener in unseren Reihen und ich hoffe einfach darauf, dass sie ihrem Ex-Klub zeigen wollen, was sie können." Acht Spieler, mithin mehr als die Hälfte des Kaders, haben das Handballspielen beim TSV Bayer erlernt oder wie Max Jäger im schon etwas fortgeschrittenen Alter das Dormagener Trikot getragen. Neben dem Torhüter sind dies Mathis Pötzsch, Gertjan Bongaerts, Luca Bohrmann, Julian Mumme, Nicolai Zidorn, Fabian Bleckat und Erik Hampel.

Bongaerts, Bohrmann und Mumme wurden zuletzt von Ulli Kriebel trainiert, erreichten mit ihm das Halb- beziehungsweise Viertelfinale der Deutschen A-Jugendmeisterschaften. Jetzt sitzt Kriebel auf der Bank des Dormagener Dittligateams und sagt: "Das wird für uns ein schwieriges Spiel." Zum einen denkt er da an das Testspiel anderthalb Wochen vor dem Saisonstart, das der TSV nur mit viel Mühe mit 23:22 für sich entschied.

Zum anderen sicher auch daran, wie seine Schützlinge auf die 21:25-Niederlage gegen den TuS Ferndorf reagieren, die das Ziel des direkten Aufstiegs in zwar nicht unerreichbare, aber doch weite Ferne hat rücken lassen. Bis zum 10. März dürfen sich die Dormagener keinen weiteren Punktverlust mehr erlauben, um wenigstens die Chance zu wahren, Ferndorf mit einem Sieg im Rückspiel noch einmal nervös machen zu können.

Das kleine Handballdorf am linken Niederrhein hat da ganz andere Sorgen. Drei Punkte aus den ersten Begegnungen, so schlecht sind die Korschenbroicher noch nie aus den Startlöchern gekommen. Selbst in der verkorksten Vor-Saison waren es zum gleichen Zeitpunkt vier Zähler. Dann kam ebenfalls der TSV Bayer Dormagen in die Waldsporthalle und setzte sich mit Ach und Krach 27:26 durch.

Heute droht größeres Ungemach, auch wenn Kai Faltin sagt: "Wir können befreit aufspielen, von uns erwartet keiner einen Sieg." Irgendwann werden die Korschenbroicher aber wieder gewinnen müssen, sonst droht ihnen erstmals seit 25 Jahren der Absturz aus (mindestens) der Drittklassigkeit. Und das wäre fast so schlimm, als wenn einem der Himmel auf den Kopf fällt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort