Lokalsport Jetzt gerät sogar Tabellenplatz zwei in Gefahr

Dormagen · 3. Handball-Liga West: Nach 12:19-Rückstand kommt der TSV Bayer Dormagen nicht über ein 30:30 gegen die HSG Krefeld hinaus.

 Geschenkt wurde sich nichts am Mittwochabend: Hier stoppen die Krefelder Marcel Görden, Hendrik Schiffmann und Maik Schneider (v.r.) höchst unsanft den Angriffsversuch von Lukas Stutzke in der Schlussminute, doch auch die offensive Dormagener Deckung packte ordentlich zu.

Geschenkt wurde sich nichts am Mittwochabend: Hier stoppen die Krefelder Marcel Görden, Hendrik Schiffmann und Maik Schneider (v.r.) höchst unsanft den Angriffsversuch von Lukas Stutzke in der Schlussminute, doch auch die offensive Dormagener Deckung packte ordentlich zu.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Geschunkelt haben sie am Mittwochabend nur in Ferndorf. Denn das 30:30-Unentschieden (Halbzeit 12:16) im Verfolgerduell zwischen dem TSV Bayer Dormagen und der HSG Krefeld bringt den Tabellenführer der 3. Handball-Liga West einen Schritt näher an den Wiederaufstieg heran. Nicht, dass die Siegerländer solche Schützenhilfe nötig hätten - sie zeichnet als einzige im Handball-Westen jene Souveränität aus, die den vermeintlichen Konkurrenten abgeht.

Zum Schunkeln war im Bayer-Sportcenter niemand zumute am Vorabend von Altweiber. Den Hausherren schon gar nicht, denn sie haben mit dem zweiten Unentschieden dieser Saison die ohnehin nur theoretisch vorhandene Chance eingebüßt, den Spitzenreiter noch von seinem Thron zu stürzen. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf den TuS Ferndorf - der müsste in seinen verbleibenden elf Saisonspielen nicht nur gegen Dormagen, sondern noch drei Mal patzen. Unwahrscheinlich. Und so, wie sie am Mittwochabend auftraten, dürften die Bayer-Handballer am 10. März in der Kreuztaler Sporthalle Stählerwiese chancenlos sein. Denn nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit wirkten sie über weite Strecken der Partie seltsam uninspiriert, teilnahms- und emotionslos. Was den geschickt diese Schwächen ausnutzenden Krefeldern eine verdiente 16:12-Führung zur Pause bescherte, die sie in den ersten vier Minuten nach Wiederbeginn sogar auf 19:12 (!) ausbauten.

"Wir hatten im ersten Durchgang überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel, waren viel zu passiv in der Deckung und hatten im Angriff viel zu wenig Tempo", sagte Bayer-Trainer Ulli Kriebel hinterher. Warum das (nicht zum ersten Mal) so war, gibt den Verantwortlichen Rätsel auf. Björn Barthel vermisste vor allem die Emotionen: "Ich dachte, diese Phase hätten wir hinter uns", schimpfte der Handball-Geschäftsführer über den mauen Auftritt zur unpassenden Zeit - Hauptsponsor RheinLand Versicherungen saß mit einer erklecklichen Zahl von Mitarbeitern auf der Tribüne. Was (nicht allein) Björn Barthel nicht versteht: "Wir haben seit Mitte Oktober kein Spiel mehr verloren, Krefeld kommt mit zwei Niederlagen in Folge angereist - warum sind wir verunsichert, warum sind wir nicht die Mannschaft mit dem Selbstvertrauen?"

Das kam erst, als die Partie (fast) nicht mehr zu gewinnen war. Kriebel ließ nun vollkommen offensiv decken, die Krefelder, die schon zuvor das Spiel eins-gegen-eins bevorzugt hatten, ergingen sich in Einzelaktionen. Was zu technischen Fehlern mit entsprechenden Ballverlusten führte. Die Folge: Binnen elf Minuten hatte der TSV ausgeglichen (21:21, 45.), ging beim 23:22 durch Ian Hüter (46.) sogar erstmals seit dem 2:0 (3.) wieder in Führung. Die wechselte in der Schlussphase ständig, zuletzt lag Bayer anderthalb Minuten vor dem Ende mit 30:29 vorn. "Wenn wir zwei Fehler weniger gemacht hätten, hätten wir das Ding gewinnen können", sagte Kriebel.

Freilich auch verlieren. Denn die letzten zwölf Spielsekunden gehörten der HSG, doch ausgerechnet der routinierte Jens-Peter Reinarz setzte den finalen Wurf in der Schlusssekunde meterweit übers Dormagener Tor. "Zum Glück beherrschen wir mehrere Abwehrsysteme", sagt Kriebel über die spielentscheidende Umstellung. Umgekehrt könnte ein Schuh daraus werden: Weil der Trainer viel taktisch experimentiert, fehlt seinen Schützlingen möglicherweise jene Sicherheit, die es zum echten Spitzenteam braucht, können sich jene Automatismen nicht einstellen, die im Handball nun mal unerlässliche Grundlage für Siege sind.

Jetzt läuft der TSV Bayer sogar Gefahr, Tabellenplatz zwei und die dadurch mögliche Teilnahme an einer eventuellen Aufstiegsrelegation zu verspielen. Verfolger Leichlinger TV ist nur noch drei (Minus-) Punkte entfernt, und in der Blütenstadt sind die Dormagener am 23. Februar zu Gast. Dazwischen wartet noch die Partie bei der erstarkten Bundesliga-Reserve von GWD Minden . (17. Februar) - zum Schunkeln gibt es wahrlich keinen Grund.

(NGZ)
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