Lokalsport Jüchen schafft tatsächlich noch das Wunder

Jüchen · Der VfL siegt im "Endspiel" mit 2:1 gegen den VdS Nievenheim, überholt damit den VfL Benrath und bleibt in der Fußball-Landesliga.

 38 Jahre und noch immer nicht müde: Jüchens defensiver Mittelfeldspieler René Teppler spulte wieder einmal Kilometer um Kilometer ab und half dabei, dass Jüchen die Klasse sicherte.

38 Jahre und noch immer nicht müde: Jüchens defensiver Mittelfeldspieler René Teppler spulte wieder einmal Kilometer um Kilometer ab und half dabei, dass Jüchen die Klasse sicherte.

Foto: Georg Salzburg.

"Es ist eine Zentnerlast, die mir vom Herzen fällt", war Georg Krahwinkel, Coach des VfL Jüchen/Garzweiler nach der Partie gegen den VdS Nievenheim sichtlich mitgenommen. Der Abstiegskampf der vergangenen Wochen hat Spuren beim Fußballlehrer hinterlassen. So schob er direkt hinterher: "Jetzt ist es genug. Für mich war es das letzte Spiel. Die Anspannung war etwas zu hoch." Doch all die Arbeit hat sich ausgezahlt: Mit einer Leistung, die an das schon fast verloren geglaubte Jüchen aus den vergangenen Jahren erinnerte, sicherten sich die Kicker der Viktoria einen 2:1-Erfolg (1:1 zur Pause). Somit ist der VfL dem Relegationsrang und dem drohenden Abstieg tatsächlich noch einmal von der Schippe gesprungen. Jüchen bleibt Landesligist.

Krahwinkel setzte voll auf die Karte Erfahrung: In René Teppler, Andreas Fuchs, Philipp Reichartz, Mohamed Chaibi, Thorben Schmitt, Danny Hepner und Benjamin Burda liefen gleich sieben Akteure auf, die den 30. Geburtstag bereits gefeiert haben. Mit all ihrer Erfahrung warfen sie sich gemeinsam mit den Kollegen in jeden Zweikampf, liefen den ein oder anderen Kilometer mehr als der Gegner und zeigten puren Willen, die Liga zu halten. Nievenheim wurde so der Schneid abgekauft. Hinzu kam immer wieder ein Spielzug, den Jüchen bereits seit Jahren praktiziert: Lange Bälle auf Danny Hepner, der zwischen Abwehr und Mittelfeld die Räume anläuft und dann die nachrückenden Spieler in Szene setzt.

Das ist kein Geheimnis, doch der absolut enttäuschende VdS kam damit überhaupt nicht klar. "Das was wir gespielt haben, war eine Frechheit. Wenn ich aus Benrath wäre, würde ich denken, wir hätten gegen sie gespielt", war Trainer Thomas Bahr nach der Partie richtig sauer.

Nach zwölf Minuten wurde Marc Weuffen auf der linken Seite nicht konsequent angegriffen. So hatte er alle Zeit der Welt, Thorben Schmitt zu bedienen, welcher Nievenheims Keeper Fabian Ritterbach mit einem satten Linksschuss keine Chance ließ. Bei diesem Zwischenstand sollte es lange bleiben. Das Spiel bot keine großen Chancen, auch weil Nievenheim in Gedanken scheinbar schon auf der Abschlussfahrt nach Mallorca war. So rief Bahr seinen Ersatzspielern bereits nach einer Viertelstunde zu: "Leute, macht euch warm. Das gucke ich mir nicht mehr lange an". Gesagt, getan: Jan Rakow wurde in der 32. Minute durch Atsushi Yokoyama ersetzt.

Besser wurde es dennoch nicht. Im Gegenteil: Zunächst landete der Kopfball von Schmitt - Reichartz hatte eine seiner vielen Flanken geschlagen - nur am Innenpfosten, Hepner zielte im Nachschuss zu hoch. Dann scheiterte erneut Hüne Hepner im Duell mit Ritterbach. Diese Abschlussschwäche wurde bestraft. Ein Freistoß aus dem Halbfeld von Sebastian Schweers verpassten Freund und Feind. Das Getümmel im Strafraum, in dem zudem ein Nievenheimer zu Boden ging, war aber so groß, dass der Ball aufsetzte und von dort den Weg in den Winkel fand. Der sonst sichere Tim Paulußen blickte nur verdutzt hinterher. Nun war Jüchen wieder unter enormen Druck. Ein Remis hätte alle Hoffnungen auf den direkten Klassenerhalt zunichtegemacht. Die Relegation drohte.

Im zweiten Spielabschnitt boten die Mannschaften Stückwerk - zumindest bis zur 83. Minute. Völlig aus dem Nichts schnappte sich Dennis Heimanns den Ball, spielte einen Doppelpass mit dem von Krämpfen geplagten Hepner und schloss überlegt zum 2:1 ab. Der Jubel war riesig und sollte sich noch einmal steigern als bekannt wurde, dass der TSV Meerbusch II gerade das 2:1 gegen Benrath geschossen hatte. Den Klassenerhalt vor Augen, musste der VfL noch eine brenzlige Situation überstehen und klärte die Kugel auf der Linie. Spätestens beim 3:1 für Meerbusch waren alle Zweifel beseitigt: Jüchen machte die Sensation perfekt und bleibt auch im dritten Jahr hintereinander in der Landesliga.

(NGZ)
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