Lokalsport Kapellen lässt sich den Schneid abkaufen

Kapellen · In Überzahl verschenkt der Fußball-Oberligist aus der Erftstadt gegen Neuling 1. FC Mönchengladbach den Heimsieg. Der SCK scheitert immer wieder an FC-Keeper Peter Dreßen und kassiert in der 85. Minute den Treffer zum 1:1-Endstand.

 Platz da, hier komm' ich: Kapellens Offensiv-Japaner Shota Arai versucht es gegen die Mönchengladbacher Deo Kisolo (l.) und Frederik Verlinden durch die Mitte.

Platz da, hier komm' ich: Kapellens Offensiv-Japaner Shota Arai versucht es gegen die Mönchengladbacher Deo Kisolo (l.) und Frederik Verlinden durch die Mitte.

Foto: Andreas Baum

Andrej Hildenberg trat eine noch halb gefüllte Wasserflasche mit voller Wucht in die Botanik, Marcel Koch schrie mächtig angefressen: "Wir spielen in Überzahl und stellen uns hintenrein!" Wohl selten zuvor sind die Fußballer des Oberligisten SC Kapellen derartig dickhalsig vom Platz gestürmt wie nach dem 1:1 (Halbzeit 1:0) gegen den 1. FC Mönchengladbach.

Ärgerlich daran war für die Hausherren vor allem, dass dieses Frusterlebnis komplett auf die eigene Kappe ging. Daran ließ auch der stets besonnene Trainer Frank Mitschkowski nicht den geringsten Zweifel: "Wir haben zwei Punkte verschenkt, ganz klar." Dabei hatten sich die spielerisch limitierten, dafür aber extrem kämpferischen Gäste den in Unterzahl erstrittenen Punkt auf jeden Fall verdient. Dass ihr Wille, sich für den Erfolg aufzuopfern, in Kapellen reichte, spricht freilich Bände über den Auftritt des SCK. Der dominierte die Partie zunächst eindeutig und ging durch den schon fünften Saisontreffer von Benny Schütz bereits in der siebten Minute in Führung. Dass Gladbach den ersten Abschnitt trotzdem halbwegs unbeschadet überstand, lag in erster Linie an der ärgerlichen Nonchalance, mit der die in weiß gekleideten SCK-Kicker auch beste Torchancen versiebten. Besonders hervor tat sich in dieser Beziehung Keisuke Ota: Nach einer Viertelstunde scheiterte der klasse freigespielte Japaner an FC-Keeper Peter Dreßen, kurz vor der Halbzeitpause drosch er das Leder nach einem Zuspiel von Benny Schütz aus günstiger Entfernung überhastet übers Gestänge (43.). Gladbach fand in den ersten 45 Minuten offensiv überhaupt nicht statt.

Im Gefühl der eigenen Überlegenheit ließen die Gastgeber, die in Tim Rubink, Frederik Leufgen und Marcel Lüft gleich drei angeschlagene Akteure ins Match geschickt hatten, die Zügel nach Wiederbeginn jedoch etwas schleifen. Der Aufsteiger nutzte diese Unkonzentriertheiten, um sich mit aller Macht in die Partie hinein zu kämpfen. Dass er dabei von Coach Stephan Houben und besonders seinem "Co" Khaled Daftari ebenso ungehemmt wie lautstark angetrieben wurde, sorgte für den nötigen Adrenalinschub, hätte von Schiedsrichter Pascal Dey aus Ratingen und seinen Assistenten aber viel energischer unterbunden werden müssen. Mitschkowski kommentierte das Gehabe seiner Kollegen diplomatisch: "Mir war von vorneherein klar, dass sie von der Emotionalität kommen."

Kapellen ließ sich mit fortschreitender Spieldauer zunehmend den Schneid abkaufen - und hätte das Spiel trotzdem zu seinen Gunsten entscheiden müssen. Weil indes Ota nach schöner Einzelleistung (51.), Schütz (72.) und Hildenberg (79.) bei Großchancen in Dreßen ihren Meister fanden, kürte Mitschkowski Gladbachs Torhüter kurzerhand zum Helden des verbissen geführten Duells.

Der Neuling war eigentlich nur bei Standards gefährlich - so parierte SCK-Schlussmann Christopher Möllering bei einem abgefälschten Freistoß von Pascal Schmitz großartig und hatte dann das Glück des Tüchtigen, dass Alexandros Armen das Leder im Nachschuss übers leere Tor setzte (70.) - und schien geschlagen, als der starke Deo Kisolo die Ampelkarte sah (72.). Doch auch in Unterzahl verzagten die Gäste nicht. Dass der am Fünfmeterraum sträflich freie Enrico Zentsch nach einem weiteren Schmitz-Freistoß per Kopf zum 1:1 (85.) traf, ging darum in Ordnung. Drei Minuten später sah sein Kollege Said Daftari nach einer Attacke an Ota "Rot".

(NGZ)
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