Analyse Kreis-Trio steht in Rückserie unter Druck

Rhein-Kreis · Von den drei Handball-Drittligisten aus dem Rhein-Kreis hat alleine der Neusser HV in der Hinrunde die Erwartungen erfüllt. Als ungeschlagener Tabellenführer sind die Neusser nun die Gejagten. Für Dormagen und Korschenbroich kann es im Grunde nur besser werden.

 Sowohl der Neusser HV (hier Heider Thomas, Thomas Bahn und Joshua Reuland (v.r.) als auch der TSV Bayer Dormagen (mit Kevin-Christopher Brüren und Ian Hüter, 2. und 3. v.l.) stehen in der Rückrunde unter Druck.

Sowohl der Neusser HV (hier Heider Thomas, Thomas Bahn und Joshua Reuland (v.r.) als auch der TSV Bayer Dormagen (mit Kevin-Christopher Brüren und Ian Hüter, 2. und 3. v.l.) stehen in der Rückrunde unter Druck.

Foto: A. Woitschützke

Sicher, einen Punkt beim ärgsten Verfolger zu holen ist ein schönes Erfolgserlebnis. Doch mehr ist nicht passiert am letzten Hinrundenspieltag in der Arena am Ischeland. Denn mit dem 29:29-Remis beim VfL Eintracht Hagen hat der Neusser HV seine Ausgangsposition im Kampf um den Meistertitel in der 3. Handball-Liga West und das damit verbundene Aufstiegsrecht zur Zweiten Liga nur unwesentlich verbessert.

Fakt ist: Wer von beiden Vereinen in der am 14. Januar startenden Rückserie keinen Punkt abgibt, wird Meister. Der NHV hat den kleinen Vorteil, dass er sich im Gegensatz zu Hagen einen Ausrutscher erlauben darf. Und dass ihm, geht er mit einem oder zwei Zählern Vorsprung in ein mögliches "Endspiel" am 6. Mai, schon ein Unentschieden zum Titelgewinn reicht. Nur: Das ist im Grunde genommen egal, denn im Handball kann man ohnehin nur auf Sieg spielen.

Das Gipfeltreffen am Ischeland hat aber auch eines gezeigt: Unverwundbar sind die Neusser nicht. Hagen hatte den NHV mehr als nur am Rande einer Niederlage. Dass der Tabellenführer seine erste noch abwenden konnte, spricht für Moral und taktisches Geschick von Trainer Ceven Klatt. Doch es bedeutet auch, dass das Rückspiel vollkommen offen ist - und vier Siebenmeter werden die Hagener sicher nicht noch einmal verwerfen.

Wenn es denn überhaupt zu diesem "Endspiel" kommt. Ein "Durchmarsch" ist in den vergangenen Spielzeiten keinem gelungen in der 3. Liga West. Und bei allem Respekt vor den Qualitäten des Neusser HV: Ein TuS Ferndorf (2014/15 56:4 Punkte) oder ein TSV Bayer Dormagen (2013/14 53:7) hatten in ihren Aufstiegsjahren sicher keine schlechteren Kader auf dem Parkett. Hagen hat auf den ersten Blick das etwas leichtere "Restprogramm", denn sie empfangen bis auf den NHV alle "Spitzenteams" noch am Ischeland, haben die dicksten Auswärtsbrocken somit bereits hinter sich. Neuss muss hingegen noch in Leichlingen und Dormagen antreten. Und den bärenstarken Longericher SC, der schon Hagen die bisher einzige Saisonniederlage beibrachte und gegen Neuss bis zur 52. Minute in Führung lag, darf man auch in der Fremde nicht unterschätzen - zumal der Rückstand der Kölner zur Spitze nur vier beziehungsweise zwei Punkte beträgt.

Unterschätzen darf der NHV ohnehin keine der 15 Aufgaben. Und sich nicht zu sehr unter Druck setzen (lassen) - dass die Klubführung jetzt auch offiziell vom Aufstieg redet (und nicht mehr von einem Platz unter den ersten Sechs) und allerlei Planspiele für die Zweite Liga entwirft, könnte sich eher als kontraproduktiv erweisen. Dass sich wahrscheinlich erst spät in der Saison entscheidet, ob (durch einen möglichen Aufstiegsverzicht eines anderen Drittliga-Meisters) auch Platz zwei via Relegationsrunde in die Zweite Liga führt, trägt sicherlich nicht zur Beruhigung der Nerven bei - doch das gilt für Hagen gleichermaßen.

Meint es der Neusser HV ernst mit dem Aufstieg, steht er bis zum 6. Mai unter Druck. Aber auch auf die anderen beiden Drittligisten aus dem Rhein-Kreis wartet alles andere als eine ruhige Rückrunde. In der Tabelle steht der TSV Bayer Dormagen zwar jenseits von Gut und Böse - zu schwach für oben, zu stark, um in den Abstiegskampf zu rutschen. Doch nach vier Heimniederlagen und dem Debakel in Neuss gibt es reichlich Potenzial für Wiedergutmachung - und um den Beweis anzutreten, dass es am Höhenberg tatsächlich um die Weiterentwicklung hochtalentierter Spieler geht, nicht allein als Zulieferer für andere Klubs, sondern auch für ein eigenes Team mit vielleicht bald wieder höherer Perspektive.

Für den TV Korschenbroich hingegen geht es um die nackte (Drittliga-)Existenz. Zwölf Zähler aus 15 Hinrundenspielen sind alles andere als ein beruhigendes Polster für die von Verletzungen arg gebeutelten Korschenbroicher. Zwanzig Punkte waren in den vergangenen Spielzeiten das Minimum, um die Liga zu halten - so gesehen hat der TVK in der Hinserie gerade mal ein bisschen mehr als die "halbe Miete" eingefahren.

Freuen dürfen sich die Handballfans an Rhein und Niers: Mehr Spannung als bis zum 6. Mai ist kaum möglich. Am 14. Januar geht's weiter.

(NGZ)
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