Lokalsport Lisette Thöne bringt den Bob in die Spur

Neuss · Die 26-Jährige, in Neuss geboren und aufgewachsen, gehört als Anschieberin zum deutschen Aufgebot für die WM in Winterberg.

In seinem "Münchener Bilderbogen" reimte der unvergleichliche Dichter und Zeichner Wilhelm Busch 1862: "Drei Wochen war der Frosch so krank! Jetzt raucht er wieder. Gott sei Dank!" Nun, der kleine Glimmstängel für zwischendurch ist für die in Neuss geborene und aufgewachsene Lisette Thöne als Leistungssportlerin natürlich Teufelswerk, doch in leicht abgewandelter Form trifft der Vers aus der lustigen Geschichte "Die beiden Enten und der Frosch" auch auf sie zu. Denn rechtzeitig vor den heute beginnenden Bob & Skeleton-Weltmeisterschaften in Winterberg hat sich die 26 Jahre alte Anschieberin im Team von Pilotin Anja Schneiderheinze (ESC Erfurt) fit zurückgemeldet: "Nach meiner Verletzung, bin ich wieder voll einsatzfähig."

Das ist auch gut so, schließlich ist der Druck auf die deutsche Mannschaft nach dem desaströsen Olympia-Abschneiden in Sotschi enorm. Im Jahr eins nach der historischen Pleite im russischen Winter brauchen die deutschen Bobfahrer WM-Erfolge. Der schwer in die Kritik geratene Cheftrainer Christoph Langen weiß das nur zu gut: "Das Olympia-Debakel ist mit so was ohnehin nicht wieder gut zu machen. Doch ich erwarte von unseren Leistungsträgern, dass sie um die Medaillen mitfahren."

Genau das hat die sprintstarke Anja Schneiderheinze mit ihrem Team vor. Sie und Ex-Weltmeisterin Cathleen Martini vom SC Oberbärenburg brachten im nacholympischen Winter zusammen zwei Siege und insgesamt fünf Podest-Platzierungen ein. Die 36-Jährige, die den Eiskanal in Winterberg als ihre Hausbahn bezeichnet, triumphierte in St. Moritz, fuhr in Calgary auf Rang zwei und wurde in Königssee starke Dritte. Zudem setzte sie sich in La Plagne, dort von der Oberhoferin Franziska Bertels in die Spur gebracht, erstmals in ihrer Laufbahn die EM-Krone auf. Schneiderheinze kennt die Bahn im Hochsauerland wie keine andere. Seit ihrer Debüt-Saison als Pilotin im Weltcup 2010/2011 fuhr die ehemalige Anschieberin in Winterberg vier Mal in Folge aufs Weltcup-Podium. Von Lisette Thöne in Schwung gebracht wurde sie dort Ende Dezember in überlegener Manier Deutsche Meisterin.

Auf Lisette Thöne & Co. kommt es heute ab 14.45 Uhr (zweiter Wertungslauf ab 16.05 Uhr) ganz besonders an, denn die nur 1330 Meter lange Bahn bietet ideale Bedingungen für gute Starter. Ein hier herausgeholter Vorsprung ist oft schon die halbe Miete für ein Top-Resultat. Da die Bahn mit ihren 15 Kurven fahrerisch als einfach gilt, ist es schwer, einen Rückstand noch aufzuholen. Erstmals liegt zwischen den jeweils zwei WM-Läufen für Männer und Frauen im Zweierbob ein Zeitabstand von zwei Tagen. Bei Olympia und Weltmeisterschaften, wo im Gegensatz zu den Weltcups vier statt nur zwei Durchgänge gefahren werden, gibt es nur eine Nacht Pause. Die Entscheidung bei den Damen fällt am Samstag ab 13.30 Uhr.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort