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Herr Wudtke, Jörg Bohrmann bleibt Trainer, aber Sie sollen ihn in seiner Arbeit unterstützen. Was versprechen sich der TSV Bayer Dormagen und Sie von dieser Lösung?

Herr Wudtke, Jörg Bohrmann bleibt Trainer, aber Sie sollen ihn in seiner Arbeit unterstützen. Was versprechen sich der TSV Bayer Dormagen und Sie von dieser Lösung?

Erik wudtke Andere Vereine hätten in dieser Situation vielleicht den Trainer ausgetauscht. Das kann man machen, aber eine Garantie auf Erfolg ist das nicht. Wir versuchen lieber, Kräfte und Kompetenzen sinnvoll zu bündeln und zu ergänzen.

Wie hat man sich diese Bündelung vorzustellen?

Wudtke Jörg und ich haben auch bisher schon viel miteinander gesprochen. Aber das ging natürlich immer von ihm aus. Jetzt wird das Ganze offizieller und intensiver, ich werde mich jetzt aktiver einbringen, zum Beispiel, wenn es um das Erarbeiten taktischer Lösungen geht.

Werden Sie auch beim Training dabei sein?

Wudtke Ja, aber ich werde mich auf die Tribüne setzen. Das habe ich in der vergangenen Saison in Ferndorf auch ein Mal pro Woche gemacht, da hat dann Alexander Koke das Training geleitet oder zwei Schiedsrichter haben ein Trainingsspiel der Mannschaft untereinander gepfiffen. Da sieht man dann plötzlich Dinge aus einer ganz anderen Perspektive, Dinge, die einem vielleicht gar nicht auffallen, wenn man als Trainer mitten drin im Geschehen ist. Jörg Bohrmann und Tobias Plaz werden weiter das Training leiten, das machen sie sowieso hervorragend und ein Dritter wäre da auch zu viel.

Und bei den Spielen? Sitzen Sie da auf der Bank?

Wudtke Nein. Ich werde aber anwesend sein, vielleicht hinter der Bank, so dass man bei Spielunterbrechungen auch mal miteinander kommunizieren kann. Das soll aber nicht zu oft geschehen, das Sagen während der Spiele haben selbstverständlich die beiden Trainer. Ich sehe meine Aufgabe eher darin, mit Blick auf den nächsten Gegner gemeinsam mit Jörg Anfang der Woche taktische Lösungen zu erarbeiten - und die müssen er und die Spieler dann im Training und im Spiel umsetzen.

Wo sehen Sie denn im Augenblick die größten Baustellen?

Wudtke Ganz klar im Umschaltspiel. Wir müssen mehr Tempo in das Spiel hinein bringen. Der Tempo-Handball war immer ein Dormagener Markenzeichen, aber das ist er nicht mehr. Und das Tempo ist unsere einzige Chance, Tore zu erzielen, denn wir haben nun mal nicht die Spieler, die das aus dem Positionsangriff können. Klar, bei höherem Tempo machst du auch mehr Fehler, aber das ist egal, so lange du genug Tore erzielst.

Warum ist denn der Tempo-Handball eingeschlafen am Höhenberg?

Wudtke Vielleicht ist das eine Frage des Selbstvertrauens. Wenn das nicht da ist, gehst du lieber kein höheres Risiko ein. Eins ist auffällig: Sobald die A-Jugendlichen eingewechselt werden, wird das Tempo sofort höher, was sicher damit zu tun hat, dass die Jungs einfach unbekümmerter und deshalb selbstbewusster ans Werk gehen. Der zweite Punkt, an dem wir ansetzen können und müssen, sind die Auslösehandlungen im Positionsangriff, die müssen individueller auf die Spieler zugeschnitten werden, die gerade auf der Platte stehen. Um ein Beispiel zu nennen: Der Mittelmann muss anders auf die Halbposition anspielen, wenn da statt Jo-Gerrit Genz ein Rechtshänder wie Alexander Feld steht - und das gilt für die halblinke Position genauso. Aber das ist ein länger dauernder Prozess, den werden wir nicht von heute auf morgen ändern können. Das mit dem schnelleren Umschaltspiel hingegen muss sehr bald passieren.

Weil sonst der Zug zum Klassenerhalt ohne den TSV Bayer Dormagen abgefahren sein könnte. Wie schätzen Sie denn die Chancen auf einen Verbleib in der Zweiten Liga ein?

Wudtke Wir haben von allen Teams die schlechtesten Chancen. Otto Rehagel hat mal gesagt: Die Tabelle lügt nicht - und wenn Sie auf die Tabelle schauen, sind wir dort die schwächste Mannschaft.

Trotzdem haben Sie den Job angenommen.

Wudtke Erstens können wir ja nicht einfach aufhören zu spielen, selbst wenn wir schon total abgeschlagen wären. Und zweitens sind wir eben nicht total abgeschlagen, die Punktabstände zur Konkurrenz sind noch nicht so groß, als dass wir das nicht aufholen könnten. Und drittens habe ich eine ganze Reihe von Gegnern gesehen, auch solche, gegen die wir verloren haben, die alle auf dem gleichen Level spielen. Die Unterschiede sind nicht groß, und einer der wesentlichen Unterschiede ist das Selbstvertrauen. Daran müssen wir arbeiten.

Haben Sie denn Erfahrung im Abstiegskampf?

Wudtke Als Spieler ja, da habe ich öfter gegen den Abstieg gespielt. Als Trainer nur bei der SG Hamburg-Nord, meiner ersten Trainerstation im Seniorenbereich. Wir sind ziemlich schnell aufgestiegen und haben danach nur um den Klassenerhalt gekämpft. Aber das war in der Oberliga, das ist mit der aktuellen Situation hier in Dormagen nicht zu vergleichen. Doch egal, ob du im Abstiegs- oder im Aufstiegskampf stehst, das Ziel ist doch das gleiche: so wenig Fehler wie möglich zu machen. Je mehr Selbstvertrauen du hast, desto besser klappt das. Unser Problem: Im Aufstiegskampf spielen die Jungs über ihrem Level, im Abstiegskampf spielen sie darunter. Also müssen wir sie dazu bringen, ihren Level zu steigern - und das geht nur über gutes Training, über Fitness und indem du ihnen Mut zuredest.

(NGZ)
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