Tennis Mit Bewegung das Altern aufhalten

Neuss · Mit fast 90 Jahren ist Professor Wildor Hollmann der lebende Beweis, wie Sport und Bewegung körperlich und geistig bis ins hohe Alter fit halten. Der renommierte Sportmediziner gab beim TC Blau-Weiss Neuss Tipps für ein gesundes Leben.

 Mit 89 Jahren selber das beste Beispiel für körperliche und geistige Fitness im hohen Alter: Sportmediziner Professor Wildor Hollmann (Mitte), bei BW Neuss begrüßt von Alfred Cremer und dem Vorsitzenden Rainer Jülich (r.).

Mit 89 Jahren selber das beste Beispiel für körperliche und geistige Fitness im hohen Alter: Sportmediziner Professor Wildor Hollmann (Mitte), bei BW Neuss begrüßt von Alfred Cremer und dem Vorsitzenden Rainer Jülich (r.).

Foto: A. woitschützke

Die meisten unter den rund 60 Zuhörern kannten ihn, viele davon sogar aus einer Zeit, in der sie vor Jahrzehnten seine Vorlesungen in der Kölner Sporthochschule erlebt hatten: Professor Wildor Hollmann, langjähriger Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln und Begründer des dortigen Instituts für Kreislaufforschung .

Der TC Blau-Weiss Neuss hatte den weltweit anerkannten Sportmediziner im Rahmen seines Tennisturniers für Senioren zu einem Vortrag nach Neuss eingeladen. Und der fast 90-Jährige brillierte wie eh und je mit seiner Kunst, wissenschaftliche Fakten und deren Bezug zum Alltag allgemeinverständlich darzustellen. Sein Thema lautete - passend zum Turnier: "Körperlich und geistig leistungsfähig bis ins hohe Alter".

Ein Thema, das bis in die 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts kaum eine Rolle gespielt hat. Bis dahin war körperliche Bewegung für die Medizin weitgehend unbedeutend. Diagnose und Therapie waren die Aufgabenfelder, und erst spät kam als dritte Säule die Prävention hinzu, die mittlerweile an oberster Stelle steht. Die gestiegene durchschnittliche Lebenserwartung spiegelt den Fortschritt wider: Um 1900 waren es 43 Jahre, heute 78 Jahre. Erforschte Alterungsursachen und Maßnahmen gegen das Altern (Prävention) gewinnen immer mehr an Bedeutung. Schwerpunkte der Prävention sind: Körperliche Aktivität, geistige Aktivität, positive Denkweise, soziale Kontakte und Vorsorgeuntersuchungen. Einen breiten Raum nahm das Leistungsverhalten im Alter mit vielen praktischen Hinweisen ein. In Erinnerung an einen Ratschlag, den Hollmann schon vor Jahrzehnten seinen Zuhören mit auf den Weg gegeben hat: "Wer mit 40 Jahren den aktiven Sport erst entdeckt oder wiederentdeckt, kann mit sinnvoll dosiertem, regelmäßigem Training 20 Jahre lang 40 Jahre alt bleiben."

Für über 60-Jährige, in zunehmendem Maße auch für Über-80-Jährige empfiehlt Hollmann als geeignete Betätigungen Gehen, Wandern, Joggen, Schwimmen oder Radfahren mit einer Belastung im aeroben Bereich und einer Pulsfrequenz von 180 minus Lebensalter. Schnelligkeitsbelastungen - etwa Intervalltraining - seien ab 60 Jahren nicht mehr ratsam. Gegen Osteoporose, der meist altersbedingten Abnahme der Knochendichtigkeit, sei statisches Krafttraining besonders angebracht.

Nach Tipps für Koordinationsübungen und Training des Gleichgewichtssinns ging Hollmann auf den Zusammenhang von Bewegung und Arbeit des Gehirns ein: Behandlung eines Schlaganfalls, Beeinflussung des Abbaus von Kurz- und Langzeitgedächtnis, altersbedingte Demenz oder Alzheimer-Erkrankung - alles Gebiete, in denen die Wirkung von körperlicher Bewegung noch zu wenig erforscht ist.

(K. K.)
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