Lokalsport Mit Kampf und Krampf zum Derbysieg

Krefeld · "Glücklich, aber nicht unverdient", lautete das Fazit beider Trainer zum 28:27-Sieg des TSV Bayer Dormagen bei der HSG Krefeld, mit dem die Dormagener jetzt alleiniger Verfolger des Spitzenduos in der 3. Handball-Liga West sind.

 Anfangs von der Dormagener Deckung (hier Alex Kübler und Patrick Hüter, v.l.) nur schwer zu halten, unterliefen dem Ex-Dormagener David Breuer (mit Ball) in der Schlussphase ein paar durchaus entscheidende Fehler.

Anfangs von der Dormagener Deckung (hier Alex Kübler und Patrick Hüter, v.l.) nur schwer zu halten, unterliefen dem Ex-Dormagener David Breuer (mit Ball) in der Schlussphase ein paar durchaus entscheidende Fehler.

Foto: T. Lammertz

Wenn das ein Spitzenspiel war, möchte man sich Abstiegsduelle in der 3. Handball-Liga West lieber nicht anschauen: Kampf, Krampf und viele Fehler auf beiden Seiten beherrschten das Lokalderby zwischen der HSG Krefeld und dem TSV Bayer Dormagen, das die Gäste nach ständig wechselnden Führungen mit 28:27 (Halbzeit 15:15) für sich entschieden.

"Glücklich, aber nicht unverdient" - dem Fazit seines Krefelder Kollegen Olaf Mast mochte Dormagens Spielertrainer Alexander Koke nach den sechzig eher niveauarmen Minuten vor nur 500 Zuschauern nicht widersprechen. Seine Schützlinge verstanden es erneut nicht, ihr zweifellos vorhandenes spielerisches Potenzial in voller Länge und Güteklasse abzurufen. Vieles blieb Stückwerk, so dass Handball-Geschäftsführer Björn Barthel mehr als einmal von der Tribüne aufs Parkett rief: "Jetzt konzentriert euch mal....."

In seinen Augen ist das Tief, das der Zweitliga-Absteiger augenblicklich durchläuft, reine Kopfsache: "Die Spieler denken zu viel nach. Das sollten sie den Leuten im Büro überlassen, dafür sind wir da." Von Leichtigkeit, von Unbekümmertheit, die die junge Truppe zu Saisonbeginn auszeichnete, ist derzeit wenig zu spüren. Im Gegensatz zur voraufgegangenen Heimpleite gegen Leichlingen versuchte es Koke diesmal mit vielen und frühen Wechseln, setzte insgesamt elf Feldspieler (inklusive sich selber) ein.

Und sah in dieser "mannschaftlichen Geschlossenheit" letztlich den Schlüssel zum Sieg. Zur Beruhigung, des Spiels wie der Nerven, trug diese Taktik freilich nicht bei. Im Gegenteil, beide Seiten leisteten sich haufenweise Fehler - die Dormagener am Ende vielleicht das entscheidende Quäntchen weniger als die jetzt seit drei Spieltagen auf einen Sieg wartenden Krefelder. "Wir haben in der zweiten Halbzeit zu viele Bälle vor der Dormagener Abwehr verloren", sah Olaf Mast als spiel-entscheidend an. Da stand die Bayer-Deckung auch um einiges besser als in den vergangenen Spielen. Und besser als im ersten Durchgang, als sie den Hausherren zu viele zu einfache Tore, vor allem aus Eins-gegen-eins-Situationen, gestattete.

Das größte Manko im Dormagener Spiel, und das nicht erst am Samstagabend: Immer, wenn die Bayer-Handballer die Möglichkeit haben, den berühmten "Sack" zuzumachen, werden sie überhastet, nehmen sich die Rückraumspieler viel zu früh und oft zu eigensinnig Würfe, mit denen sie dann zumeist scheitern. Die Folge: Statt auf drei Tore weg zu ziehen, liegen sie schnell wieder im Hintertreffen. Und weil sie eigentlich besser sind als der Gegner, beginnt das Spielchen dann von neuem. Das mag zwar ganz unterhaltsam sein, souverän ist das aber nicht.

Deshalb dauerte es bis zur 48. Minute, ehe die Gäste beim 25:22 erstmals mit drei Treffern in Führung gingen. Besser wurde es nicht, auch nicht nach dem 27:24 acht Minuten später, das Max Bettin nach einem "Steal" gegen David Breuer per Gegenstoß erzielte. Anstatt den Vorsprung ordentlich zu verwalten, brachten schlecht platzierte Würfe die HSG in Ballbesitz und durch zwei Treffer von Marcel Görden in Folge wieder bis auf 26:27 heran. Dass KC Brüren 22 Sekunden vor Schluss per Aufsetzer zum 28:26 traf, bedeutete das "glückliche, aber nicht unverdiente" Ende.

Das Ende einer Partie, die eines klar machte: In dieser Verfassung können weder Dormagen noch Krefeld dem weiterhin im Gleichschritt ungeschlagen marschierenden Spitzenduo aus Hagen und Neuss das Wasser reichen. Alexander Koke scheint in dieser Hinsicht bereits resigniert zu haben: "Hagen und Neuss scheinen eine gewisse Sonderrolle in dieser Liga zu spielen." So wie sich die (meisten) Verfolger derzeit präsentieren, wird sich daran kaum etwas ändern..

(NGZ)
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