Korschenbroich "Navi-Diebe schwer zu fassen"

Korschenbroich · Im Gespräch erklärt Polizeichef Jürgen Morgenweg, weshalb Navi-Diebe nur schwer zu schnappen sind, warum er Kameras am Bahnhof nicht für sehr sinnvoll hält – und warum die Bürger öfter die 110 wählen sollten.

 Polizeichef Jürgen Morgenweg ärgert jede Straftat. Ganz besonders regt er sich aber über Diebstähle auf den Friedhöfen auf.

Polizeichef Jürgen Morgenweg ärgert jede Straftat. Ganz besonders regt er sich aber über Diebstähle auf den Friedhöfen auf.

Foto: Isabella Raupold

Im Gespräch erklärt Polizeichef Jürgen Morgenweg, weshalb Navi-Diebe nur schwer zu schnappen sind, warum er Kameras am Bahnhof nicht für sehr sinnvoll hält — und warum die Bürger öfter die 110 wählen sollten.

Herr Morgenweg, ist Korschenbroich eine sichere Stadt? Wie hat sich die Kriminalität entwickelt?

Morgenweg Ja, Korschenbroich ist eine der sichersten Kommunen im Rhein-Kreis Neuss. Die Straftaten haben zwar von 2010 auf 2011 leicht zugenommen. Auch in diesem Jahr erleben wir eine leichte Steigerung. Aber wenn wir die zurückliegenden fünf Jahre miteinander vergleichen, liegen wir fast immer auf dem gleichen Niveau.

Welche Delikte nahmen denn zu?

Morgenweg Die Straßenkriminalität und auch die Wohnungseinbrüche sind rückläufig. Zugenommen haben dafür die Auto-Aufbrüche. 2010 waren es 53. Ein Jahr später 137. Wir rechnen damit, dass wir diese Zahl in diesem Jahr noch überschreiten werden.

Die Autos werden insbesondere aufgebrochen, um Navigationsgeräte zu stehlen...

Morgenweg Ja, früher entwendeten die Täter die Autoradios. Dann brachen sie in Häuser ein, um die Fahrzeugschlüssel zu stehlen und mit ihnen dann die Autos. Jetzt sind es die Navigationsgeräte.

Die Täter sind schwer zu ermitteln.

Morgenweg Wir konnten Ende Juli drei Täter nach einer Verfolgungsjagd festnehmen. Sie sitzen momentan in Untersuchungshaft. Aber ansonsten stimmt es: Sie sind schwer zu ermitteln.

Weshalb?

Morgenweg Wir sind auf die Mitarbeit der Bürger angewiesen, da wir nicht überall in der Stadt zur gleichen Zeit sein können. Leider scheinen viele eine Hemmschwelle zu haben, die 110 anzurufen. Fragt man sie am nächsten Morgen, dann berichten Nachbarn häufig, verdächtige Geräusche in der Nacht gehört zu haben — angerufen haben sie nicht. Dabei erhöht die Wachsamkeit der Bevölkerung unsere Chance, die Täter zu schnappen.

Wie kann man sich gegen den Navi-Diebstahl schützen?

Morgenweg Wer eine Garage hat, sollte sein Auto in der Nacht unbedingt dort unterstellen. In den Niederlanden statten manche Hersteller die Navigationsgeräte serienmäßig mit einem Diebstahlschutz aus: Die Navis funktionieren nicht mehr, wenn man sie ausbaut. Auch in Deutschland bieten Hersteller inzwischen einen solchen Schutz an. Es sei auch noch einmal betont: Autos sind keine Safes. Man sollte nichts liegenlassen, was das Interesse von potenziellen Dieben wecken kann.

Gibt es sonst eine Entwicklung, die Sie besorgt?

Morgenweg Mich ärgert jede Straftat. Wütend machen mich aber insbesondere die Metalldiebstähle auf den Friedhöfen. Auch hier erleben wir einen leichten Anstieg.

Bürger beklagen oft Fahrraddiebstähle. Haben sie tatsächlich zugenommen?

Morgenweg Die Zahl ist traditionell hoch in der Stadt. Die Hälfte der Fahrraddiebstähle geschieht am Bahnhof. Aber bisher sind es 30 Prozent weniger als im Vorjahr um diese Zeit. Dennoch raten wir jedem Fahrradbesitzer, sein Zweirad bei uns kostenlos codieren zu lassen.

Bürger wünschen sich eine Videoüberwachung am Bahnhof. Halten auch Sie das für sinnvoll?

Morgenweg Die Videoüberwachung ist kein Allheilmittel. Bisher haben wir auch an den Bahnhöfen noch keine Gewaltexzesse wie in anderen Städten erlebt. Ich bezweifle zudem, dass die Kameras Täter abschrecken.

Herr Morgenweg, Schrotthändler fahren mit lautem Gebimmel durch die Stadt und ärgern manche Bürger. Hat die Polizei gegen die Händler eine Handhabe?

Morgenweg Wir kooperieren eng mit dem Ordnungsamt. Die Straßenverkehrsordnung verbietet das Bimmeln über Lautsprecher. Wenn wir so etwas bemerken, dann halten wir die Händler natürlich an.

Fabian Eickstädt führte das Gespräch.

(NGZ/rl)
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