Handball Neusser HV geht am Ende die Luft aus

Neuss · Gegen die verstärkte Reserve des VfL Gummersbach unterliegt der Handball-Drittligist mit 26:28. Bis zur 51. Minute hatte der NHV noch in Führung gelegen, bis schließlich zum falschen Zeitpunkt Kraft und Konzentration nachließen.

 Lange hielt sich der Ex-Dormagener Simon Ernst - hier im Zweikampf mit NHV-Kapitän Thomas Bahn - in der Offensive zurück. In der Schlussphase übernahm der Gummersbacher Bundesligaspieler dann aber als Spielmacher Verantwortung und war mit verantwortlich für den Auswärtssieg des VfL.

Lange hielt sich der Ex-Dormagener Simon Ernst - hier im Zweikampf mit NHV-Kapitän Thomas Bahn - in der Offensive zurück. In der Schlussphase übernahm der Gummersbacher Bundesligaspieler dann aber als Spielmacher Verantwortung und war mit verantwortlich für den Auswärtssieg des VfL.

Foto: a. woitschützke

Lange Zeit schnupperte der Neusser HV an der Überraschung. Fast die gesamte Partie über lag der Drittligist im Abstiegsduell gegen den VfL Gummersbach II in Führung. Am Ende brach er dennoch ein und muss die aus der Bundesliga verstärkten Gäste durch die 26:28-Heimniederlage (15:13) in der Tabelle vorbeiziehen lassen. Von den Abstiegsrängen trennt den NHV nun nur noch ein Punkt.

Gummersbach brachte aus dem Kader der Erstvertretung die beiden A-Nationalspieler Julius Kühn und Simon Ernst sowie die meist sporadisch eingesetzten Alexander Becker und Tobias Schröter mit, fand sich allerdings wacker kämpfenden Neussern gegenüber. "Wenn hier vier, fünf Bundesligaspieler kommen, dann kannst du nur mit Bundesliga-Härte bestehen", meinte NHV-Trainer René Witte. So entwickelte sich eine extrem harte Partie, in der das Schiedsrichtergespann Tobias Gehle und Stephan Osebold keine ruhige Sekunde hatte. Schien der Gummersbacher Mittelblock aus Ernst, Kühn und Schröter zu Beginn noch unbezwingbar, fand im Laufe des Spiels vor allem der ganz starke Spielmacher Felix Handschke immer häufiger Lücken. Der Winterneuzugang war gemeinsam mit Kapitän Thomas Bahn mit jeweils sechs Treffern am Ende erfolgreichster Torschütze.

Defensiv fanden die Gastgeber gut in die Partie. Nach 14 Minuten hatten sie die Gummersbacher bei erst zwei Treffern, dafür aber schon fünf Ballverlusten gehalten. Witte sprach sogar von der "besten Defensivleistung der ganzen Saison." So konnte der NHV eine Zwei-Tore-Führung in die Pause bringen und diese danach sogar fast die gesamte zweite Halbzeit halten. Spätestens als Ivan Cosic nach 49 Minuten zum 24:21 traf, standen die nur 180 Zuschauer in der Hammfeldhalle Kopf. Blöd nur, dass bis zur 58. Minute kein weiterer Treffer mehr dazukommen sollte. Der NHV suchte sich eine ziemlich schlechte Phase für eine schlechte Phase aus und sah sich plötzlich mit 24:26 im Hintertreffen. Ein Schlag, von dem sich die Neusser nicht mehr erholten.

Das lag in erster Linie am alles überragenden Kühn, der zu diesem Zeitpunkt längst die Kontrolle über das Spiel an sich gerissen hatte. Fünf seiner zehn Tore machte er in den letzten 20 Minuten - selbst wenn er dabei drei oder vier Meter hinter der Neusser Deckung stand. Auch Ernst, der sich offensiv in der ersten Hälfte doch sehr zurückgehalten hatte, übernahm nun Verantwortung. Den Neussern fehlte hingegen einfach die Kraft. "Uns ist am Ende ganz klar die Luft ausgegangen. Ich kann aber keinem Spieler einen Vorwurf machen, die Jungs haben heute ein riesiges Spiel gemacht", fand Witte. Das sah auch Gegenüber Georgi Sviridenko ähnlich: "Unser Abwehrverhalten hatte ich mir kompakter vorgestellt. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Wir haben glücklich gewonnen, weil wir am Ende ruhiger waren."

Wie viel er von der Gummersbacher Entscheidung hielt, Bundesligaspielern in der Dritten Liga Spielpraxis zu geben, machte Witte deutlich: "Es hilft keinem Bundesligisten weiter, eine Mannschaft in der Dritten Liga zu haben. Sympathiewerte erreicht man durch solche Maßnahmen sicher nicht. Ich weiß nicht, ob das noch ein fairer Wettbewerb ist." Verständnis hat er dennoch: "Letztlich ist das auch eine Frage der Regularien. Gummersbach ist gezwungen, eine Reserve in der Dritten Liga zu stellen. Sonst fehlt dort viel Geld im Etat." Sviridenko, der mit dem Dessau-Roßlauer HV lange Jahre in einer Liga mit der Reserve des SC Magdeburg spielte, konnte Wittes Ärger nachvollziehen: "Ich kann das verstehen, denn ich habe auch die andere Seite erlebt. Das ist einfach Pech. Für uns war die Verstärkung richtig und wichtig, wenn man den Tabellenstand sieht."

(NGZ)
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