Lokalsport "Neusser HV hat das größte Potenzial"

Neuss · Seine Kandidatur für den Vorsitz des Neusser Handballvereins sieht Volker Staufert als ersten Schritt, den Handball in der Region mittelfristig wieder bis in die Bundesliga zu führen - und als Gegenentwurf zu bestehenden Sportstrukturen.

 Die neuen "starken Männer" beim NHV: Volker Staufert, Thomas Koblenzer (v.l.).

Die neuen "starken Männer" beim NHV: Volker Staufert, Thomas Koblenzer (v.l.).

Foto: Woitschützke Andreas

Nein, als eine Kampfansage an die anderen rheinischen Handballklubs sieht Volker Staufert seine Pläne nicht an. "Wir sind durchaus zu Kooperationen bereit", sagt der frühere Kreissportbund-Vorsitzende, der sich am Montagabend (19 Uhr, Aula der Realschule Holzheim) um den Vorsitz im Neusser Handballverein bewirbt.

Doch für ihn steht fest: "Der Neusser HV hat das größte Potenzial, um in der Region wieder Profi-Handball zu etablieren." Und das ist eines der Ziele, die sich der 65-Jährige für den Fall seiner Wahl gesetzt hat. Mit einem Gegenkandidaten rechnet Staufert nicht, auch nicht mit ähnlichen Turbulenzen wie bei der Erstauflage der Mitgliederversammlung, die auf Anraten des als Rechtsbeistand anwesenden Andreas Thiel nach wenigen Minuten abgebrochen wurde.

"Es gab unendlich viele Missverständnisse", sagt Staufert über das angespannte Verhältnis zwischen der vor zwei Jahren auf Initiative von Thomas Koblenzer gegründeten NHV1-Spielbetriebs GmbH und dem eingetragenen Verein. Missverständnisse, die inzwischen ausgeräumt seien: "Wir brauchen professionelle Strukturen, und das geht nur über eine solche GmbH", sagt der designierte Vorsitzende. Die soll baldmöglichst auf mehr Schultern verteilt werden - im Moment hält Koblenzer die Mehrheitsbeteiligung: "Die GmbH wird Bestandteil des Vereins", kündigt Staufert an.

Eines der "Missverständnisse" war der Vorwurf, seit der GmbH-Gründung läge der Fokus der Vereinsaktivitäten zu sehr auf Seiten des Männer-Handballs: "Wir wollen den männlichen und den weiblichen Bereich in gleichem Maße fördern", sagt Staufert, schränkt aber gleich ein: "Zumindest im Nachwuchsbereich." Männliche Jugend A, gerade ins Oberhaus aufgestiegen, und weibliche Jugend A, nach dem Vordringen ins Viertelfinale der Deutschen Meisterschaften nun wieder auf Niederrheinebene aktiv, sollen nach Möglichkeit feste Größen in der Bundesliga werden.

Da möchte Volker Staufert mittelfristig auch mit dem Männerteam hin. Ob allein als Neusser HV oder als Spielgemeinschaft mit anderen Klubs, sei eher zweitrangig: "Wichtig ist, dass wir in der Region wieder Spitzenhandball etablieren." Als "Handballer durch und durch" - er spielte selbst von seinem siebten bis zum fünfzigsten Lebensjahr Handball, schaffte Ende der 70er Jahre mit dem TSV Limmer (bei Hannover) den Aufstieg in die Zweite Liga - blutet Volker Staufert das Herz, wenn er die aktuelle Situation an Rhein und Ruhr betrachtet: "Wir hatten hier mal vier Erstligisten, jetzt gibt es keinen mehr."

Dass sich Neuss schon aufgrund der Hallensituation mit einem Alleingang schwer täte, ist ihm freilich bewusst: "Wir müssen da als Region denken: Dormagen, Neuss, Düsseldorf, Krefeld." Ihm schwebt dabei ein Modell vor, wie es in Köln in Sachen Basketball erfolgreich umgesetzt wurde: Drei Vereine (MTV, Cologne99ers und ASV) betreiben die Basisarbeit weiter eigenständig, sind aber Mitglied in einer Spielbetriebs-GmbH, deren Speerspitze, die RheinStars, inzwischen ans Tor zur Ersten Liga klopft. Staufert, als Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie und Vorsitzender des Stadtsportbundes Köln an dieser Entwicklung nicht unbeteiligt, weiß aber auch: "Das braucht Geduld, in Köln hat das zehn Jahre gedauert."

So lange will er in Neuss nicht warten: "Wir haben jetzt nicht nur die Chance, wir müssen das auch jetzt umsetzen, damit sich im Neusser Sport überhaupt noch etwas bewegt." Staufert sieht sein aktuelles Engagement, "das nicht unbedingt meiner Lebensplanung entspricht", auch als Gegenentwurf zu den bestehenden Strukturen der Sportförderung, von denen er "enttäuscht" sei: "Nur Sponsorgelder einzusammeln und zu verteilen, das ist mir zu wenig." Es gehe darum, den Sportlern in Bildung, Ausbildung und Beruf beizustehen, "da müssen auch die Eltern mehr eingebunden werden." Und er will weg von dem Eindruck, Sport und dessen Förderung sei eine Nebensache: "Im Sport lernst du alles, was du im Leben brauchst - soziale Kompetenz, Teamgeist, Zeitmanagement." Und die Bereitschaft, sich für andere einzusetzen - und sei es, indem man mit 65 Jahren noch mal für ein Ehrenamt kandidiert.

(NGZ)
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