Lokalsport Neusser HV zieht Kopf noch aus der Schlinge

Neuss · Der Tabellenführer der 3. Handball-Liga West bleibt nach erfolgreicher Aufholjagd gegen GWD Minden II weiterhin ungeschlagen.

 Marian Basic erzielte nur ein Tor am Samstagabend, doch das war dreieinhalb Minuten vor Schluss das entscheidende zum 24:23-Endstand für den Neusser HV gegen den TSV GWD Minden II.

Marian Basic erzielte nur ein Tor am Samstagabend, doch das war dreieinhalb Minuten vor Schluss das entscheidende zum 24:23-Endstand für den Neusser HV gegen den TSV GWD Minden II.

Foto: A. Woitschützke

Was muss in dieser Saison eigentlich passieren, damit der Neusser HV ein Handballspiel verliert? Selbst von den wohl schlechtesten 30 Minuten der laufenden Spielzeit und einem Sechs-Tore-Halbzeitrückstand ließ sich der Drittliga-Spitzenreiter gegen den TSV GWD Minden II nicht aufhalten. Der NHV kämpft sich zurück ins Spiel, gewinnt mit 24:23 (10:16) und bleibt damit weiter drei Zähler vor Verfolger Eintracht Hagen. "Wer sich so zurück kämpft, ist verdient ungeschlagen", stellte Trainer Ceven Klatt fest.

Der musste feststellen, dass seine Warnung vor der jungen Mindener Truppe, die gerade erst Hagen einen Punkt abgeknöpft hatte, bei seinen Spielern offensichtlich wenig Gehör gefunden hatten. "In der ersten Hälfte waren wir überhaupt nicht im Spiel und haben gerade defensiv nichts davon umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten", fand Klatt. Statt Abschlüsse aus dem Rückraum zu erzwingen, ließ die sonst so starke NHV-Deckung immer wieder Anspiele an den Kreis und auf die Außen zu, wo vor allem der 20-jährige Tim Wieling auf Rechts mit zehn Treffern einfach nicht zu stoppen war. Drei frühe Ballverluste bedeuteten einen schnellen Neusser 0:3-Rückstand, nach 15 Minuten und einem 4:8 nahm Klatt die erste Auszeit. Danach wurde es zwar kurz besser, von 8:9 (22.) ließen die indisponierten Neusser die Gäste bis zur Pause aber auf 10:16 davonziehen. Überragend dabei: Mindens 19 Jahre alter Torhüter Joel Birlehm mit elf Paraden. "13 Fehlwürfe vor der Pause sind zu viel. Aber für uns sind vor allem 16 Gegentore zur Pause eine Riesenhypothek", erklärte Klatt, der in der Halbzeit folglich allen Grund dazu gehabt hätte, laut zu werden.

Stattdessen habe er allerdings an den ursprünglichen Plan erinnert: "Wir wollten Klasmann im Rückraum weiter in Position bringen und mussten hinten einfach mehr investieren." Beides gelang: Dass Rückraumshooter Christopher Klasmann fünf seiner sechs Tore nach dem Seitenwechsel erzielte, war maßgeblich für die Aufholjagd. Entscheidend war aber die gefühlt mindestens verdoppelte Intensität in der Deckung. "Da haben wir unser wahres Gesicht gezeigt und sind über die Einstellung und Leidenschaft zurückgekommen", fand Klatt, dessen Defensive die Gäste in der Schlussphase erstickte.

In zehn Minuten ohne Gegentor verkürzte Neuss auf 16:17 (43.), drehte die Partie durch zwei Gegenstöße von Bennet Johnen und Dennis Aust in Minute 51 auf 21:20 und brachte den hauchdünnen Vorsprung schließlich irgendwie über die Zeit. "Das war doch mal spannend", konnte ein lachender Torwart Mikkel Moldrup hinterher zugeben. Mit fünf Paraden war er in der Schlussphase genauso beteiligt wie sein Mitstreiter Vladimir Bozic, der Minden mit vier gehaltenen Siebenmetern zur Verzweiflung brachte - der letzte gegen Christoph Kunisch hätte den 24:24-Ausgleich bedeutet (58.).

Dementsprechend niedergeschlagen wirkte GWD-Trainer Markus Ernst: "Dass die Jungs jetzt geknickt sind, ist doch klar. Das war heute so, als wenn Werder Bremen mit nur 13 Spielern zum FC Bayern fährt. Aber wenn man sieht, wie die Neusser den Sieg feiern, dann kann man festhalten, dass wir hier viel richtig gemacht haben." Gegenüber Klatt war nach dem Comeback stolz: "Am Ende hatten wir halt mehr Klasse. Das hat Hagen letzte Woche in Minden nicht geschafft."

(NGZ)
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