Reitsport Neusser sind bei den Weltreiterspielen dabei

Neuss. · Auch wenn bei den Deutschen Meisterschaften nicht alles rund lief, fiel die WM-Nominierung für die Voltigierer des RSV Grimlinghausen einstimmig aus. In Frankreich sind sie aber nicht alleiniger Favorit.

 Auftritte auf internationalem Parkett sind die Neusser Voltigierer zwar gewohnt, doch die Weltreiterspiele sind auch für sie etwas Besonderes.

Auftritte auf internationalem Parkett sind die Neusser Voltigierer zwar gewohnt, doch die Weltreiterspiele sind auch für sie etwas Besonderes.

Foto: Daniel Kaiser

Bundestrainerin Ulla Ramge und die Arbeitsgruppe Spitzensport des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) haben es bis zuletzt spannend gemacht, jetzt steht (endlich) fest: Die Voltigierer des RSV Neuss-Grimlinghausen werden die deutschen Farben bei den Weltreiterspielen im französischen Caen vom 23. August bis 7. September vertreten. Für die Mannschaft um Jessica Schmitz sind es die ersten World Equestrian Games seit dem Sieg in Aachen 2006.

Für die 33-Jährige und ihre Schützlinge geht damit ein großer Traum in Erfüllung. Zur Erläuterung: Weltreiterspiele sind so etwas wie die Olympischen Spiele der Voltigierer. Alle vier Jahre richten acht hippologische Disziplinen - Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Vierspänner-Fahren, Distanzreiten, Westernreiten, Para-Dressur und Voltigieren - ihr globales Championat gemeinsam aus und treffen sich zum größten Pferdesportereignis der Welt. Nach Aachen 2006 ging es 2010 in die Vereinigten Staaten nach Kentucky. Damals war der VV Ingelsberg die deutsche Nummer eins, holte Silber.

Diesmal haben sich die Pferdeakrobaten vom Nixhof wieder durchgesetzt und streben nach sensationellen Vorleistungen nach Gold. Im Vergleich zur "normalen" WM und der EM im Vorjahr sei das Event in der Wahrnehmung der Sportler und des öffentlichen Interesses noch einmal eine Steigerung. "Das wird ein großes Spektakel", ist Jessica Schmitz überzeugt. Die Entscheidung wurde im Anschluss an die Voltigier-DM in Elmshorn bekanntgegeben. Ramge hatte sich dafür bewusst Zeit gelassen, obwohl die Neusser zu Beginn der Saison schon klar dominierten und auch beim internationalen Turnier in Krumke Ende Juni klar die Nase vorn hatten. "Der lange Sichtungsweg war gut und lag in unserer Absicht. Eine vorfristige Nominierung schlossen wir aus, denn einen solchen Druck muss der WM-Vertreter schon aushalten können", begründete die 51-Jährige gestern. Die Entscheidung fiel im Gremium, das von oberster Instanz der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beauftragt wurde, letztlich einstimmig zugunsten der Rheinländer mit ihrer Fuchsstute Delia. "Von sechs Durchgängen hat Neuss vier gewonnen und dabei vor allem in der Pflicht einen deutlichen Vorsprung. Außerdem ist Delia ein grandioses Pferd. Das waren die ausschlaggebenden Fakten", fasst Ramge zusammen.

Dass ausgerechnet in den abschließenden beiden Küren auf den nationalen Titelkämpfen die Ingelsberger triumphierten, konnte beim DOKR niemanden mehr umstimmen. Auch dass das Missgeschick nach dem Patzer beim CHIO in Aachen erneut an der gleichen Stelle passierte, beunruhigt Ramge nicht: "Die Kür ist innovativ genug, modern und extrem schwer, auf diese Stelle sind wir für die WM nicht angewiesen." Bedeutet im Klartext: Auf dünnes Eis werden sich die Neusser in Caen gar nicht erst bewegen. Im Wintertraining hatte besagter Teil der Kür nie Probleme gegeben. "Jetzt war seit Aachen irgendwie der Wurm drin, aber wir haben uns gesagt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", erklärt Trainerin Jessica Schmitz. Die logische Konsequenz in Bezug auf das schwierige Element, das zuletzt viele Nerven gekostet hat, bringt sie auf den Punkt: "Dieses eine Teil fliegt nun raus und dann läuft der Laden."

Die Zuversicht bei Schmitz ist spürbar, noch deutlicher als in den Jahren zuvor. "Ich weiß, dass wir es in Frankreich mit drei guten Umläufen schaffen können, Weltmeister zu werden. Natürlich gehört auch immer etwas Glück im entscheidenden Moment dazu, aber wir sind mehr als nur konkurrenzfähig."

In Caen könnte es dabei dieses Jahr noch deutlich spannender zugehen als in den Vorjahren, denn gleich vier Nationen kommen für den Sieg in Frage. Die Titelverteidiger aus den USA haben zwar nur geringe Aussichten auf eine Wiederholungstat, schicken diesmal ein sehr junges Team. Dafür werden jedoch neben den Deutschen die Gastgeber aus Frankreich (Ecuries de la Cigogne), die WM-Titelverteidiger aus der Schweiz (Lütisburg) und vor allem die Österreicher vom RC Wildegg hochgehandelt.

(daka)
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